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wenn auch vergeblich angestrebte Kandidatur eines englischen Prinzen um die römische Königstrone nach dem Tode Ruprechts (S. 12-16), von welcher bisher nichts bekannt war.

L. S.

* Regesta imperii XI. Die Urft. Kaiser Sigismunds 1410-37, verzeichnet von W. Altmann. Lfg. 1. Innsbruck, Wagner. gr. 4o. VII u.

S. 1-240. . 14.

Besprechung folgt.

Thunert (F.), Akten der Ständetage Preußens königl. Anteils (Westpreußen). Bd. 1, Lfg. 2, 1472-79. Danzig, Bertling

1895.

S. 167-598. M. 6. 1. u. 2. M. 8,50. [Schriften des westpreuß.
Geschichtsvereins.]

Vgl. Hist. Jahrb. X, 447.

*Göß (W,), die bayerische Politik im ersten Jahrzehnt der Regierung Herzog Albrechts V von Bayern (1550–60). München, Rieger. III, 133 . M. 2.

Besprechung folgt.

M 2,50.

Mordtmann (A.), eine deutsche Botschaft in Konstantinopel anno 1573 -78. Vortrag. Mit 1 Plan v. Konstantinopel u. 4 Abbildgn. Bern, Konstantinopel, Keil. 50 S. Georg der Fromme, Landgraf zu Hessen, der Stifter des HessenDarmstädtischen Regentenhauses. Denkschrift zur Erinnerung an den vor 300 Jahren, am 7. Februar 1596, verstorbenen Fürsten, veröffentl. von dem hist. Verein für das Großherzogtum Hessen. Mit dem Portr. d. Landgrafen 2c., sowie 1 Stammtafel. Darmstadt, Bergsträßer. XXVI, 70

M. 3.

Wahl (Adalb.), Kompositions- und Successionsverhandlungen unter Kaiser Matthias während der Jahre 1613-15. Bonn, Diss. 49 S.

Nach der Sprengung des Reichstages von 1613 standen zwei Reichsangelegenheiten im Vordergrund: die Komposition, d. h. der gütliche Ausgleich der gesamten Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten, und die Succession im Reiche. Die korrespondierenden Protestanten verlangten vor allem Verhandlung über die Komposition auf einem besonderen Kompositions- oder Konferenztage, die geistlichen Kurfürsten aber vor allem Feststellung der Succession; sie waren dabei einig über die Kandidatur des Erzherzogs Ferdinand. Zwischen den streitenden Parteien standen Johann Georg von Sachsen als Beteiligter, der Kaiser als Leiter der Dinge. Zu Linz wurde im Sommer 1614 zwischen dem Kaiser, Erzherzog Ferdinand, Maximilian und dem spanischen Botschafter Zuniga über die Succession und zwar vor allem über die Hauptsuccession beraten. Das Resultat war, daß der Kaiser in die Entschädigungsverhandlung mit Spanien nicht_eingreifen soll, sondern daß sie zwischen Zuniga und den Erzherzögen weitergeführt werde; ferner daß der Kaiser und Maximilian sich auf die Person Ferdinands einigten, dieser auf seine Rechte verzichtete und seinen Brüder Albert zum Verzicht zu bewegen versprach. Im Sept. 1614 wurde die Reichssuccession aufgenommen von Mainz; Sachsen schlug als Vorbereitung einen Kurfürstentag vor aber ohne vorherige Mitteilung des Zweckes. Im Dez. 1614 drängt Sachsen auf schleunige Berujung und erklärt sich für die Wahl eines österreichischen Fürsten bereit. Diesem Plan trat entgegen, daß Klesl seit ft. 1614 behauptete, die Komposition müsse der Succession vorausgehen und zwar auf dem von den Korrespondierenden geforderten Kompositionstage. Der Mainzer stellt drei Bedingungen, unter denen er sich auf einen Vergleich einlassen wolle. Der Kaiser suchte zu vermitteln und seine Räte schlugen am 28. Febr. 1615 vor, einen persönlichen Kurfürstentag zu berufen zur Vorbereitung der Succession, der Förderung der Komposition

und der Vorbereitung eines neuen Reichstages. Der Mainzer machte Gegenvorschläge, welche auf Ablehnung hinausliefen, die Haltung der Korrespondierenden hatte ihn dazu bestimmt. Diese hatten nämlich ein „an Ton und Inhalt beinahe ungeheuerlich schroffes Schreiben“ an den Kaiser geschickt, das bestimmend auf die weiteren Verhandlungen einwirkte. Die katholische Partei und noch besonders Kurmainz stellen für die von den Korrespondierenden vorgeschlagene Komposition schroffere Bedingungen, auch in Sachsen führte jenes Schreiben zu einem llm schwung in der Politik. Eine Gesandtschaft Hegenmüllers an Mainz bringt den Gegensaß der mainzischen und kaiserlichen Politik zu tage. (Siehe folgende Schrift.) A. M. *Meier (W.), Kompositions- und Successionsverhandlungen unter Kaiser Matthias während der Jahre 1615-18. Bonn, Cohen. Dissert. 76 S.

1,50.

Vorliegende Arbeit seßt die Untersuchung der obigen Schrift von Wahl fort. Der Kaiser hat sich den Korrespondierenden gegenüber auf den Vergleich verpflichtet und suchte, beraten von Bischof (später Nardinal) Kleft, die Katholiken zum Nachgeben zu bewegen, und Ende 1615 war er entschlossen, über beide Reichsfragen zugleich auf einem „persönlichen“ Kurfürstentage verhandeln zu lassen. Aber vor der geschlossenen Opposition unter Führung seines Bruders Maximilian und Schweikhards von Mainz wich er zurück und willigte in einen Kurfürstentag nur zur Feststellung der Succession", ja er war damit einverstanden, zur Niederwerfung des Widerstandes von Pfalz und Brandenburg sich der Hilfe eines von ihm selbst, den gehorsamen Reichsständen, Spanien, Erzherzog Albrecht, dem Papite und den italienischen Lehensfürsten aufzustellenden Heeres zu bedienen, das die geistlichen Kurfürsten ihm zur Abwehr und als kräftige Exekutivmacht in der Justiz angeraten hatten. Dieser Armierungsplan wurde indes der Gegenpartei verraten, und die kaiserliche Politik sah sich genötigt, aui die Kompositionsforderung wieder mehr Rücksicht zu nehmen Doch der Plan, den Reichstag von 1613 zu reassumieren und gleichzeitig durch einen paritätischen Ausschuß die Komposition verhandeln zu lassen, zerschlug sich, ebenso wie der Plan eines zu berufenden Konferenztages zwischen den beiden Häuptern der Reichsparteien, Mainz und Pfalz, und den Vertrauenspersonen des Naijers Ende März 1617 griff man dann wieder auf den Kurfürstentag zurück, und im August gelang es dem Kaiser, den Kurfürst von Sachsen zum Erscheinen auf dem Tage, auf dem ante omnia die Succession verhandelt werden jollte, zu bewegen. Da kurz vorher noch alle anderen Kurfürsten zu erscheinen versprochen hatten, so wäre die Succession gesichert gewesen, und der Kaiser hätte doch auch noch für den Vergleich etwas dort erreicht. Aber der Kaiser zögerte mit der Berujung da brach der böhmische Aufstand aus; mit der Vermittlungspolitif war es damit zu Ende: Klest wurde gestürzt. „Wie Kardinal Contarini mit seinem Versuche eines religiösen Vergleichs, so scheiterte Kardinal Klesl mit dem Plane eines Vergleichs auf politischem Gebiete. Ein Resultat hatten beider Bemühungen: die Erkenntnis, daß ein gütlicher Ausgleich zwischen den streitenden Parteien unmöglich sei.“ Die Arbeit beruht wie die vorige auf archivalischen Forschungen in Brüssel, Düsseldorf, München, Wien und Tresden; sie ist eine Detailuntersuchung, die Gindelys Ergebnisse, was überhaupt den Nacharbeitern Gindelys allgemein begegnet, vielfach berichtigt und ergänzt; vor allem zu dem oben erwähnten Armierungsplan ist vom Vf. neues beigebracht. A. M *Chroust (A.), Abraham von Dohna. Sein Leben und sein Gedicht auf den Reichstag von 1613. München, K. B. Akademie der Wissenschaften. In Komm d G. Franzschen Verl. (J. Roth). XII, 388 S. Dieses Felix Stieve zugeeignete Buch enthält im grunde, wie C. gesteht und schon der Titel andeutet, zwei verschiedene Arbeiten: Eine Lebensgeschichte (E. 11-193) und die Veröffentlichung eines bisher kaum beachteten Literatur denkmals (S. 195-351). Die Persönlichkeit Abrahams von Dohna soll beide zusammenhalten. Der ostpreußischen Linie des weitverzweigten Geschlechtes der Dohna entsprossen, hat Abraham (1579 März 10-1631 Dezember 14) zwar „weder als Kriegsoberst noch als geheimer Rat des Kurfürsten von Brandenburg

auf die Geschicke des Kurstaates oder gar auf die Ereignisse draußen im Reich bestimmend eingewirkt," darf aber als einer der leidenschaftlichsten Calvinisten seiner Zeit, als Hauptbeförderer der „Reformierung“ Kurbrandenburgs und „als eigentlicher Vertreter der unionstreuen Politik am Berliner Hof,“ endlich als einer der frühesten Träger des neuen französisch-höfifchen Bildungsideals unser Interesse beanspruchen." (Zum legten Punkt s. auch die hier oben S. 123 angezeigten, von C. in Zeitschr. f. Kulturgesch. II, 410 ff veröffentlichten Briefe Abrahams) Abrahams Studien und Reisen, seine Verbindung mit den anhaltischen Höfen, seine Teilnahme an den Feldzügen des Prinzen Moriz von Cranien (1604–9) und im Dienste der Union am Jülicher Feldzug 1610, die diplo matische Vertretung seines Landesherrn Johann Sigismund 1611 in Warschau, 1612 beim Frankfurter Wahltag, 1613 auf dem Regensburger Reichstag, seine Sendung nach Cleve und dem Haag 1615 in der Jülicher Sache, endlich sein Anteil an dem schlesischen „Landrettungswerke" während des böhmischen Aufstandes 1618-21 und am schwedisch-polnischen Kriege 1625-30, all dies ist auf dem nicht zu breit gemalten welthistorischen Hintergrunde anschaulich aufgetragen und wirft auf jenen manchen neuen Lichtstrahl zurück. So wird 148 m. Anm 1 der Bericht Gindelys, Gesch. d. 30jähr. Krieges, III, 159 f., über den Reichstag von Neujohl im Sommer 1620 berichtigt. Dafür haben sich jedoch gerade hier bei C. zwei Unrichtigkeiten eingeschlichen: C. bezeichnet Emerich Thurzò als Palatin (146, 149, 153, 3121), verwechselt ihn somit offenbar mit der im Dezember 1616 verstorb. Palatin Georg Thurzò̟, welchem in dieser Würde Sigmund Forgách folgte (Huber, Gesch. Lest., V, 93, 96, 170 f.); und C. läßt Bethlen am 25. August 1620 zum König von Ungarn gekrönt werden (149), während derselbe doch die Krönung zurückwies und nur den Titel eines erwählten Königs von Ungarn annahm (Huber, V, 171). Durch Ueberschriften gekennzeichnete Gliederung der Lebensgeschichte wäre wünschenswert. Die „Historische reimen von dem ungereimten reichstag anno 1613. Durch einen kurzweiligen liebhaber der warheit ans Licht gebracht, desselben jars in der weinlese nach der sirvernte“ sind nach der in Schlobitten durch C. aufgefundenen, von Abrahams Hand stammenden Abschrift (Schl1) gedruckt. Mit voller Sicherheit scheint mir übrigens Abrahams_Autorschaft nicht erwiesen zu sein. Ich mache nur auf die kaum als bloßer Scherz aufzufassenden Stellen (V. 2329/30, 2359, 2476-2484) aufmerksam, welche den Autor als zur Zeit des Reichstages bereits verheiratet vorausjezen; Abraham trat_jedoch erst elf Jahre später in den Ehestand (141, 158). Ferner kommen im Gedichte bei allen oft wörtlichen Anklängen an das Tagebuch Abrahams über den Reichstag doch auch von C. selber betonte, merkwürdige Differenzen und Widersprüche zwischen beiden vor (j. z. B. 2712, 2911 gegenüber V. 1534/5, 3412); und daß die Dohna'schen Brüder des gerade in Unionskreisen verbreiteten Gedichtes (10) mit keiner Silbe erwähnen (61), darf billig befremden. Die Erläuterungen 1.3 sind nur sachlicher Natur; zu sprachlichen fühlte er sich nicht berufen. Doch ist das Gedicht auch in sprachlicher Hinsicht interessant und sind z. B. die Nachahmungen der österreichischen Mundart sowie die häufigen unreinen Reime beachtenswert. An Wildheit des Humors und Derbheit des Ausdrucks, an schroffer Tadelsucht und erbarmungslojem Hohn, an unflätigen Wendungen und bedenklichen Vergleichen suchen die „Reime“ ihresgleichen (VII). Und doch sindet auch vor diesem fanatischen Galvinisten“ (98) Erzherzog-Deutschmeister Maximilian Gnade! (93, 299, 310). Ein Porträt Abrahams aus seinen leyten Lebensjahren in Lichtdruck (vgl. 1841), gute Inhaltsangaben (IX-XI und 197-199), endlich ein fleißig gearbeitetes alphabetisches Register (353-388) sind dankenswerte Beigaben.

Johann Zöchbaur. Bär (M), die Politik Pommerns während des 30jähr. Krieges. Leipzig, Hirzel // XI, 503 S. / 14 [Publikation a. d. k. preuß. Staatsarchiven. Bd. 64.]

Schott (Th.), Württemberg und Gustav Adolf 1631 u. 32. Mit einem Anhang ungedr. Briefe v. Gustav Adolf, Maximilian v. Bayern und

Barbara Sophia v. Württemberg. Stuttgart, Kohlhammer. 60 S. 1. [Aus: Württ. Vierteljahreshefte.]

Wilhelm V, Landgraf von Hessen, Briefe des an den Reichskanzler Arel Oxenstierna. 1632-37. Stockholm, Norstedt & Söners. 1895. .327-658. [Oxenstierna's skrift och brefvexl. 2 Afdelning 7. Bd.] Hertig Bernhards af Sachsen- Weimar bref 1632-39. Stockholm, Norstedt & Söners. S. 1–326. [Rikskansleren Axel Oxenstierna's skrift. of brefvexl. 2. Afdelningen Bd. 7.]

Winter (H.), Lehrbuch der deutschen und bayerischen Geschichte mit Einschluß der wichtigsten Thatsachen der außerdeutschen Geschichte und der Kulturgeschichte für höhere Lehranstalten. Mit 10 Karten und 30 Abbildungen. Bd. 1: Mittelalter und Neuzeit bis zum westfäl. Frieden. München, Oldenbourg. 1895. VIII, 208 . M 2,30. Die Auswahl des Stoffes ist mit gutem Geschmack getroffen, die Darstellung kurz und prägnant, wo es nötig ist, erläutern Stammbäume und Karten den Vortrag. Von andern ähnlichen Lehrbüchern unterscheidet sich vorliegendes dadurch, daß die gesamte Literatur- und Kunstgeschichte aufgenommen ist. Seiner Haltung nach ist es für konfessionell nicht getrennte Schulen berechnet, doch hätte dieser Zweck gerade nicht verlangt, die katholische Kirche als die „Papstfirche" (S. 151, 152) zu bezeichnen und vom „Eintreiben“ der Ablaßgelder zu reden. Auch scheint es einseitig, den Schülern und Schülerinnen wohl von „lasterhaften" Päpsten (S. 148), von Alexander VI und seinen Kindern zu erzählen, aber von den heiligen (Pius V) und tugendhaften (Julius III, Pius IV, Gregor XIII, Sixtus V), die auf jene folgten, zu schweigen. Die katholische Gegenreformation hat sich eben nicht darauf beschränkt, „jedes andere Bekenntnis, zu unterdrücken“ (S. 178). Auch war im MA. die Herrschaft der Mönche über das Volk keine „unbedingte“ (S. 89), sowenig als alle Lpfer des Herenwahnes, der von unflarer Frömmigkeit" begünstigt wurde, „Unschuldige“ (S. 200 waren. Auf andere Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht der Ert. Schl. Brunner (N.), der pfälzische Wildfangstreit unter Kurfürst Karl Ludwig 1664-67. Innsbruck, Wagner. X, 68 . mit 1 farb. Karte. 2. Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bareith, Mémoires de soeur de Frédéric le Grand, depuis l'année 1706 jusqu'à 1742, écrits de sa main 4. éd. continuée jusqu'à 1758 et ornée du portrait de la Margrave. Éd. de luxe. Leipzig, Bars: dorf. III, 618 S. 15.

Marie Christine, Briefe der Erzherzogin von, Statthalterin der Niederlande an Leopold II. Nebst einer Einleitg.: zur Geschichte der franz. Politik Leopolds II. Hrsg. v. H. Schlitter. Wien, Gerolds Sohn in Komm CXXI, 360 S. 6,50. [Fontes rer. Austriac. Abt. 2, Diplomatar. et acta. Bd. 48, 1. Hälfte.]

Bockenheimer (K. G.), die Mainzer Klubisten der Jahre 1792 u. 93. Mainz, Kupferberg. VII, 372 . M 2.

Hüffer (H.), der Rastatter Gesandtenmord mit bisher ungedruckteu Archivalien und einem Nachwort. Bonn, Rohrscheid & Ebbecke. 121 S. i 2,50. [Erweit. Abdr, aus: Deutsche Rundschau.]

Pusahl (Katharina), Berliner Patrioten während der Franzosenzeit von 1806-8. Programm. Berlin, Gärtner. 4. 43 %. . 1.

Ebart (P. v.), Bernhard August von Lindenau. Mit 3 Bild. Lindenaus und 3 Ansichten. Gotha, Stollberg. VII, 196 S. M 4. Brokesch v. Osten (Graf), aus den Briefen des Grafen P. v. D., f. u. k. österr. Botschafters u. Feldzeugmeisters 1849 -55. Wien, Gerolds Sohn. VII, 472 S. M. 9.

*Frankfurter (S.), Graf Leo Thun-Hohenstein.

Leipzig

& Humblot. 1895. 83 S. M 1,60. [Sonderabdr. a. d. Allgem. deutschen Biogr.]

Nachdem Frankfurter schon im J. 1893 bei Gelegenheit. der 42. Vers. deutscher Philologen und Schulmänner in Wien dem ersten österreichischen Minister für Kultus und Unterricht, dem Grafen Leo Thun und seinen hervorragenden Mitarbeitern, Franz Exner und Hermann Bönig, welche mit ihm die österr. Unterrichtsreform begründet, eine Lebensskizze gewidmet hat, führt er dieselbe in der vorliegenden Schrift zu einem volleren Bilde aus. Mit dem lebhaftesten Interesse solgt der Lejer der liebevollen, warmempfundenen Schilderung, welche uns hier von der hochstrebenden Geistesentwicklung und eingreifenden Thätigkeit des österr. Staatsmannes geboten wird. Der Mann mit dem lauteren Charakter, den das strengste Pflichtgefühl beseelte, der in dem hohen idealen Flug seiner Gedanken universelle Kenntnisse, eine erstaunliche Gelehrsamkeit und wissenschaftliche Durchbildung sich angeeignet hatte, den ein energischer Wille zu zielbewußtem Handeln befähigte, der als Katholik von strengster Ueberzeugung und treuer Ergebenheit gegen die Kirche die größte Hochachtung vor der Wissenschaft empfand, der Mann, dessen ganze geistige Potenz Bewunderung einflößte, war der bestgeeignete, um in schwerer Zeit, am 28. Juli 1849, das neugeschaffene österr. Ministerium für Kultus und Unterricht zu übernehmen und es bis zum Erlaß des Cktoberdiploms vom 20. Cft. 1860 mit sester Hand zu leiten. Die Reform des österr Mittelschulwesens, welche das richtige Gleichgewicht zwischen den realistischen und humanistischen Fächern in glücklicher Weise anstrebte, ist unter der schöpferischen Aera Thun verwirklicht worden. Aber auch die Hochschulen erfuhren eine gründliche Umgestaltung. Stätten des akademischen Unterrichts und des freien Betriebes der Wissenschaft sollten sie fortan sein; als Musterinstitut trat das Institut für österr. Gesch chtsforschung unter Albert Jägers und später Theodor v. Sickels Leitung an der Wiener Universität in fruchtbringende Thätigkeit. Dem wissenschaftlichen Wettbewerb wollte Thun nicht allzu ängstlich Schranken gezogen_wissen. Aber dafür glaubte er allerdings jorgen zu müssen, daß einseitige wissenschaftliche Richtungen an der Universität nicht ihres sachlichen Gegengewichtes entbehrten. Auf dem Gebiete des Kultuswesens wurde am 18. August 1855 das Konkordat mit dem päpstlichen Stuhl abgeschlossen, und rückhaltlos erklärte Graf Thun, daß „die Ueberzeugung von der Gerechtigkeit, welche durch das Konkordat de katholischen Kirche gegenüber geübt worden ist, es stets zu den stolzesten und freudigsten Erinnerungen jeines politischen Lebens mache, zu dieser Maßregel mitgewirkt zu haben." Bergegenwärtigen wir uns noch, daß Leo Thun als Minister bei Gelegenheit der 18. Versammlung deutscher Philologen in Wien i. J. 1858 in begeisterter und zündender Rede die Bedeutung der Philologie schilderte und die Gemeinsamkeit wissenschaftlicher Bestrebungen in Deutschland und Lesterreich feierte als eine Idee, deren fortschreitende Entwicklung er mit freudiger Teilnahme beob achte, so begreifen wir das Interesse, dessen die Schrift F.s auch in Deutschland sicher sein darf. Bismarcks Briefe an den General Leopold v. Gerlach, hrs. v. H. Kohl. Berlin, Häring. XXXII, 379 S. M 6.

H. G.

Bismarck, Reden, a. d. Jahren 1847–95, fachlich geordn. u. hrsg. v. H. Krämer. Vd. I u. 2. Halle, Hendel. 1895. à M 1,50. Der 3. Bd. (Schluß) erscheint demnächst.

Hopf (W.), die deutsche Krisis d. I. 1866, vorgef. in Aktenstücken, Auf

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