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Vf. gedenkt sein Werk biz etwa in die Mitte des 16. Jahrh. fortzuführen; im Jahre 1526 wurde das Kloster Bürgel aufgehoben und das dadurch selbständig gewordene Benediktinerkloster zu Remse im Albertinischen Sachsen hielt sich noch bis 1533. Auch in der Stadtentwicklung Bürgels findet sich 1567 ein Abschluß durch Errichtung der ältesten Stadtordnung (Nachtrag 1568) und der Kirchenmatrikel von 1569. Der vorliegende Band, der ungefähr ein Dritttel des ganzen Stoffes enthält, reicht bis 1454 und bringt die Urkk. des Klosters und der Stadt ohne äußerliche Trennung. Ein gutes Register, ein Verzeichnis der Aebte von Bürgel und der Pröpfte und Priorinnen von Remse erleichtern die Benuzung.

A. M.

*Korner (H.), Chronica novella. Im Auftrage der Wedekindschen Preisstiftung für deutsche Geschichte hrsg. v. Jak. Schwalm Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht. XXXVI, 650 S.

Besprechung folgt. Chroniken, die, der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrh. Hrsg. durch die hist. Komm. bei der k. b Akademie der Wissenschaft. Bd. 24. Die Chroniken der westphälischen und niederrheinischen Städte. 3. Bd. Soest und Duisburg. Leipzig, Hirzel. CLXXIV, 283 . M 12.

Vgl. Hist. Jahrb. XVI, 715.

Dürr (Fr.), Heilbronner Chronik. [Ju ca. 8 Lfgn.] Lfg. 1. Heilbronn, Salzer. VII u. S. 1–48 mit Abbildgn., 1 farbigen u. 1 schwarzen Tafel. M 0,50.

Obstfelder (C. v.), Chronik der Stadt Crossen. Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1845 im Auszuge, von 1845-93 selbständig bearb. Mit 2 Ansichten der Stadt, 1 Ansicht des Schlosses nebst Grundriß, dem Bilde des neuen Marienkirchturms nebst Eisenkonstruktion, sowie 2 Stadtplänen. Crossen a. D., Zeidler. VIII, 343 S. M. 4,50. *Schwerdfeger (3.), Papst Johann XXIII und die Wahl Sigismunds zum römischen König, 1410. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Konstanzer Konzils. Wien, in Kommiss. bei Karl Konegen. 59 S. [Separatabdr. a. d. Jahresber. d. akadem. Ver. deutscher Historiker, V. Vereinsjahr.]

Aus den Arbeiten des Wiener hist. Seminars hervorgegangen und bereits 1892 als Doktordissertation benüßt, will diese Schrift zeigen, wie die Wahl Sigismunds (1410) mit den kirchlichen Verhältnissen, mit der Papstfrage zusammenhing, und den Einsluß Johanns XXIII auf diese Wahl darlegen. V. unternimmt diesen Versuch mit vielem Geschick, aber nicht in zusammenhängender, erzählender Darstellung, sondern er gibt in der Hauptsache nur eine Kritik der verschiedenen urkundlichen Angaben und der sonstigen Momente, die für einen Einfluß Johanns XXIII bei der Wahl sprechen, und zieht daraus die kon sequenzen. Tie bemerkenswertesten Resultate, zu denen S. gelangt, sind: Sigis mund hat bereits Alexander V Cbödienz geleistet: hierzu veranlaßten ihn einerseits die italienischen Verhältnisse, nämlich die Erfolge Ludwigs von Anjou und des Pijaner Papstes gegen Ladislaus von Neapel, andrerseits der Wunsch, die Kirchenverhältnisse in Ungarn zu gunsten der Staatsgewalt geordnet zu sehen. Johann XXIII, der Nachfolger Alexanders, kam nicht nur dem Könige auf diesem Gebiete entgegen, sondern er betrieb auch sofort nach dem Tode Ruprechts seine Wahl zum deutschen König, che noch Sigismund selbst an eine Kandidatur dachte. Daß Sigismund von seinen kirchenpolitischen Gegnern, den Anhängern des Papstes Gregor XII, gewählt wurde, während die Kurfürften der Cbödienz Johanns ihre Stimmen Jost von Mähren gaben, erklärt Vf. mit großer Wahr scheinlichkeit durch die Zwangslage, in der sich) Pfalz und Trier gegenüber Köln

und Mainz befanden: Turch die plößlich vorgenommene Wahl wollten die ersteren verhindern, daß sie zur Anerkennung Johanns XXIII genötigt würden. Nach dem Tode Josts im Januar 1411 ist es dann wiederum Johann, der auch Köln und Mainz zur Wahl Sigismunds bestimmt. Chne auf Einzel heiten näher einzugehen, möchte Ref. doch hervorheben, daß nach seiner Meinung Vf. die Berichterstattung im MA. sich viel zu langjam vorstellt. Denn daß Briefe von Csen bis Bologna mindestens einen vollen Monat zur Beförderung beanspruchten (S. 18), ist ebenso unwahrscheinlich, als es sicher ist, daß am 31. Mai 1410 der Tod Ruprechts in Bologna schon bekannt war (S. 42). Eine Zusammenstellung von urkundlichen Zeugnissen über die Schnelligkeit der Nach richtenübermittelung im MA., eine freilich mühsame, aber auch dankbare Aufgabe, würde wohl die Richtigkeit der Ansicht des Ref. darthun. Eine beffere Korrektur, vor allem auch größere Genauigkeit in den Zitaten, wäre der im übrigen sehr verdienstlichen und in ihren Ergebnissen ansprechenden Schrift zu wünschen gewesen. L. S.

*Fester (R.), Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg. Hrsg. von der bad. hist. Kommission, bearb. von —. Lfg. 6-8. Jnnsbruck, Wagner. 4°. 345-529, h. 57, 120. M 12. Der im Hist. Jahrb. Bd. XVI, S. 412 j. angezeigten Doppellieferung dieser Regesten ist binnen Jahresfrist eine weitere dreifache gefolgt, welche die Regierungszeit des großen Bernhard (1391–1431) abschließt und die Hachberger Linie bis zum Töde Rudolfs III (1428) fortführt. Es sind mit den Nachträgen insgesamt 1248 h 597 Stücke nebst einer größeren Anzahl von Zusäßen und Verbesserungen zu den Nr. 4—3790, bezw. h 23 847. Der Gang der Ereignisse zeigt uns die Entwicklung der badischen Markgrafschaft auf grund eines überaus reichhaltigen und vom Vf. in lichtvoller Sichtung und Anordnung zusammengestellten Materiales in seltener Prägnanz und Klarheit. In den hier zum ersten Mal völlig erschlossenen Jahren kommt der Gegensaß der Interessen Bernhards und der auf seine wachsende Macht eifersüchtigen, von Straßburg angeführten Städte zum offenen Ausbruch und nicht mehr zur Ruhe, so lange jener am Leben war. Durch die Erhebung der markgräflichen Orte Emmendingen und Eichstetten zu Märkten nicht wenig beschleunigt, begann im Sommer 1424 der Krieg. Das Bewußtsein ihrer überlegenen Stärke und das Vertrauen auf ihre Bundesgenossen wie namentlich auf den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, dem Bernhard einst vor dem Konstanzer Konzil sein Erbe streitig gemacht hatte, machte die Städte diesmal wie noch öfters in der folge taub gegen alle Vermittlungsversuche, auch von seiten König Sigismunds. Bernhard ward besiegt, aber die von ihm geschaffene Existenz Badens als Fürstentum gerettet. Es ist Fester trefflich gelungen, alle die Punkte wirkungsvoll hervorzuheben und zu gruppieren, welche, das politische Ziel Bernhards "bezeichnend, sich wie ein roter Faden durch das Gewirre der Einzelheiten hindurchziehen. Zum ersten Mate sehen wir hier genau und deutlich, wie Bernhard, „der schlichte Amtmann Gottes am Fürstentume seine Aufgabe ausgefaßzt und, unentwegt durch Enttäuschungen und Niederlagen, bis zu Ende durchgeführt hat; wie er die Selbständigkeit und das Wachstum seines Staates gleichsam Schritt für Schritt erkämpft, wie er mit Krieg und Fehde nicht allein, wie er vor allem mit Umsicht und Thatkraft, mit fluger Benüßung der Verhältnisse und seiner meist vorzüglichen Beziehungen zu Kaiser und Reich seine Stammlande nicht nur bedeutend erweitert, sondern auch durch eine wohlgeordnete Verwaltung und eine von des Königs Gunst und eigener weiser Sparsamkeit getragene" Finanzwirtschaft zu einem wohlgefügten Staatswesen umgeschaffen und der neu begründeten Markgrafschaft auch im Reichsverbande eine angesehene Stellung errungen hat. Wie durch Festers Forschungen nicht bloß selbst die neueren Darstellungen der badischen Landesgeschichte völlig antiquiert werden, sondern auch die Reichsgeschichte in manchem Bezug und vornehmlich die Person und Politik K. Siegmunds in eine von der bisherigen ganz verschiedene Beleuchtung gerückt werden darüber soll hier ein ander Mal berichtet werden.

P. A.

Laurent (Ch.). recueil des ordonnances de Charles Quint. Tome I. Bruxelles, Gomaere. 20. 762 ©

Enthält 500 Dokumente a. d. J. 1506--19.

Ridder (Alf. de), les règlements de la cour de Charles-Quint. Gand, E. van der Haeghen. 80 S. [Aus: Messager des sciences historiques.] Joachim (E), die Politik des lezten Hochmeisters in Preußen, Albrecht von Brandenburg. 3. (Schluß) Teil. 1521-25. Leipzig, Hirzel. V, 456 S. 14. [Publikationen aus den k. preuß. Staatsarchiven. Bd. 61.] Vgl. Hist. Jahrb. XV, 893.

*Kannengießer (P.), Karl V und Maximilian Egmont, Graf von Büren. Ein Beitrag zur Geschichte des schmalkaldischen Krieges. Freiburg, Mohr. XV, 224. M. 4,80.

Bei Beginn des schmalkaldischen Krieges befand sich Karl V in einer höchst schwierigen Lage. Noch bevor er genügend gerüstet war und ehe er überhaupt den Krieg erklärt hatte, sah er sich schon ernstlich vom Feinde bedroht. Bei größerer Einigkeit und Entschloffenheit hätten die protestantischen Bundesgenossen leicht den Sieg davon tragen können. Erst die Ankunft der von Büren geführten niederländischen Truppen in Ingolstadt befreite den Kaiser aus der großen Gefahr und ermöglichte ihm den Uebergang zum Angriffe. Der Marsch des Grafen von Büren vom Niederrhein zur Donau war demnach von der größten Bedeutung, und man kann M. nur loben, daß er es unternommen, diesen merkwürdigen Zug eingehend und im Zusammenhänge zu schildern. Ein einleitendes Kapitel bringt näheres über Familie, Lebensgang und Charakter des Grafen Maximilian Egmont von Büren; dann wird berichtet, wie Büren im Auftrage des Kaisers in den Niederlanden Truppen geworben, wie er diese Truppen unter großen Schwierigkeiten über den Rhein gesezt, um sie endlich, dem protetestantischen Heere zum Hohne, dem Kaiser, der im Lager bei Ingolstadt sehnsüchtig darauf wartete, zuzuführen. Hierbei fallen auch grelle Streiflichter sowohl auf die große Not, in welcher sich der Kaiser befand, als auf die Uneinigkeit und Unentschlossenheit der Gegner. Die sorgfältig gearbeitete Schrift, die dem Andenken des verstorbenen Historifers H. Baumgarten gewidmet ist, bietet einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der ersten Periode des schmalkaldischen Krieges. . hat nicht bloßz zahlreiche gedruckte Quellen verwertet, er hat auch aus verschiedenen Archiven viel neues Material an den Tag gefördert, so besonders 22 Briefe, die zwischen Karl V und Büren gewechselt worden und die in einem Anhange vollständig mitgeteilt werden. N. P. Turba (Gust.), zur Verhaftung des Landgrafen Philipp v. Hessen 1547. Progr. der Oberrealschule im 2. Bezirk zu Wien. 32 S. Köcher (Ad.), Geschichte von Hannover und Braunschweig. 1648-1714. 2. TI. (1668-74.) Leipzig, Hirzel. 1896. VIII, 675. 20. [Publikationen aus den k. preuß. Staatsarchiven. Bd. 63.]

Paulig (F. R.), Familiengeschichte des Hohenzollernschen Kaiserhauses. Bd. 4: Friedrich Wilhelm II, König v. Preußen [1744-97]. Sein Privatleben u. seine Regierung im Lichte neuerer Forschungen. Frankfurt a. D., Paulig. VIII, 366 S. M. 3.

Vgl. Hist. Jahrb. XIII, 636.

Schmiß (M.), die Grafen u. Fürsten v. Hohenzollern. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Sigmaringen, Liehner. VI, 110 S. M. 1,60.

Thimme (Friedr.), die inneren Zustände des Kurfürstentums Hannover

unter der französisch-westfälischen Herrschaft 1806-13. Bd. 2. Hannover, Hahn.

VI, 667 S.

M. 15.

Vgl. Hist. Jahrb. XIV, 916. Der erste Band behandelte die Okkupation
Hannovers durch die Franzosen (1803 -5), die preußische Okkupation (1806)
und die zweite Okkupation durch die Franzosen (1806–10). Vorliegender zweiter
Band beschäftigt sich mit dem Königreich Westfalen und mit einer eingehenden
Darstellung der inneren Zustände des Königreiches.

Ditfurth (v.), aus sturmbewegter Zeit. Briefe aus dem Nachlasse 1810 bis 1815. Hrsg. von H. v. D. Berlin, A. Hofmann & Co. 1896. XI, 264 S. m. 2 Bildern. M. 3.

Friedemann (E.), Friedrich Wilhelm IV. Zu seinem 100jähr. Geburtstag, 15. Oktober 1895. Eine geschichtliche Betrachtung. Berlin, Dümmlers Verlag. 48 S. 48 S. 1.

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Bernhardi (Th. v.), die ersten Regierungsjahre König Wilhelms I. Tagebuchblätter a. d. 3. 1860-63. Mit einem Bildnis Bernhardis. Leipzig, Hirzel. IX, 340 S. M. 7.

Sybel (H. v.), die Vegründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Bd. 6 u. 7. 5. Aufl. München, Oldenbourg. XII, 450 u. XI, 416 S. à M. 7,50, 9,50.

Vgl. Hist. Jahrb. XVI, 878.

Blum (H.), Fürst Bismarck und seine Zeit. Eine Biographie für das deutsche Volk. 9.-12. Halbd. (Schluß) München, Beck. Bd. 5 u. 6. XV, 430 u. XIII, 521 S. à M. 2,50.

Vgl. Hist. Jahrb. XVI, 662.

Bustmann (G.), Quellen zur Geschichte Leipzigs. Veröffentlichungen aus dem Archiv und der Bibliothek der Stadt Leipzig. Bd. 2. Leipzig, Duncker & Humblot. Lexikon-8°. VII, 548 S. m. 7 Abbildgn. M 10. Meyer (Chr.), Quellen zur Geschichte der Stadt Kulmbach u. der Plassenburg. Mit einer Ansicht: Kulmbach im 17. Jahrh. München, Selbstverlag. III, 314 . M 5.

S.

Wendler (.), Geschichte Rügens von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart. Bergen a. R., Becker. 159 . M 1,50.

Behr (E.), des Deutschritterordens Ballei Sachsen u. Kommende Burow. Progr. des Gymn. zu Zerbst. 4o. 14 S.

Schönneshöfer (B.), Geschichte des Bergischen Landes.

0,50.

Elberfeld,

Baedeker. 1896. VIII, 543 S. m. Titelbild. M 4,50. Riemann (F. W.), kleine Auffäße zur Geschichte Jeverlands. H. 1. 18. Jahrh. Jever, Mettcker & Söhne. 60 S. Hahn (L.), Geschichte des preußischen Vaterlandes. 24. Aufl. Fortgeführt bis zur Gegenwart. Berlin, Besser. XVIII, 798 S. Mit Tab. und Stammtafeln. 6 u. 7,20.

M

Leger (L.), histoire de l'Autriche-Hongrie depuis les origines jusqu'à l'année 1894. 4 édition revue et complétée. Paris, Hachette. 16o. VI, 687 S. 6 Karten.

Meyer (3), Bilder aus der Geschichte des deutschen Volkes. Für Schule

und Haus nach den Meisterwerken deutscher Geschichtschreibg. bearb. Bd. 2. Deutsche Fürsten- u. Ländergeschichte.

Vgl. Hist. Jahrb. XVI, 659.

Schweiz.

Gisler (A.), die Tellfrage. Versuch ihrer Geschichte und Lösung. Zur Enthüllung des Telldenkmals in Altdorf am 28. August 1895 verfaßt im Auftrage der Regierung des Kantons Uri. Vern, Wyß. 1895. XIV, 237 S. fr. 5, geb. fr. 7.

Zuerst gibt Vf. einen historischen Ueberblick über die Tellfrage bis auf die jüngsten Behandlungen, bei den ersten Kontroversen ausführlicher verweilend. Im zweiten und dritten Teil sucht er mehr in indirekter Argumentation die Ueberlieferung der österreichischen Vögte und ihrer Frevelthaten als glaub würdig zu erweisen und damit für Tell und Geßler als historische Gestalten play zu gewinnen. Neues Material vermag er nicht beizubringen, unterwirst aber die Berichte des 15. Jahrh.: Justinger, Hemmerlin, das Tellenlied, das Weiße Buch von Sarnen und die Chronik von Melchior Ruß einer nochmaligen Durchsicht und eingehenden Kritik, die ihn auch zu einigen neuen Annahmen führen. Als Schlußergebnis werden folgende Säße aufgestellt: 1. Die strenge Beschichte läßt Raum für ein Bogteiregiment in Albrechts lezten Jahren; ebenso für die That des Tell kurz vor oder nach Albrechts Tod. 2. Verschiedene Ulm stände machen dies Vogtregiment wahrscheinlich. 3. Weder Tell noch Geßler, soweit sie in den Quellen des 15. Jahrh und namentlich im Weißen Buch erscheinen, sind in der Hauptsache eine historische_Unmöglichkeit. 4. Die Prozessionen Bürglen Steinen und zur Napelle am See sind ohne Tell ein Rätsel. 5. Die Telltradition erscheint vor der ersten Hälfte des 15. Jahrh bereits schriftlich) fixiert, sie hat zudem solche innere Merkmale, daß sie nicht erst damals entstanden sein kann, sondern nur in den ersten Zeiten des Schweizerbundes. 6. Da also nichts entscheidend gegen Tell spricht, mehreres aber mit Wahrscheinlichkeit für ihn, jo halten wir mit Recht die Hauptsache der Erzählung im Weißen Buche fest, die so lange Jahrhunderte im nationalen Bewußtsein unseres Volkes gelebt. Ich halte den ersten und zweiten Saz für nicht bewiesen, ein öfterreichisches Vogteiregiment für ausgeschlossen, indem wir keine positiven Beweise dafür haben, aber solche, die dagegen sprechen. Kann Vf. einen einzigen fremden österreichischen Vogt während der Regierung Albrechts namhaft machen für die Länder, wenn er auch nicht Geßler heißt? Damit fällt auch die Basis für die dritte Behauptung. Ferner scheint mir der Stiftungsbrief der Kapelle zu Bürglen vom Jahre 1582 weiter nichts zu beweisen, als daß man das Haus, das auf jenem Plaze stand, damals für Tells Geburtshaus gehalten und daß seit diesem Jahre zur Tellskapelle gewallfahrt wurde. Ueber das, was vorher war, gibt auch G. keinerlei Beweis. Und könnte übrigens nicht auch eine alte Wallfahrt im Laufe der Zeit ihren Charakter geändert haben, zur Tellwallfahrt geworden sein, weil der ursprüngliche Zweck nicht mehr durchsichtig und verständlich genug war? Der fünfte Saß beruht auf der Annahme einer verlorenen Chronik, also auf einer sehr unsicheren Grundlage. Hätte dieje Fründsche Schwyzerchronik wirklich die Befreiungssage enthalten, so müßten wir auch in Bonstettens Beschreibung der Schweiz, der dieselbe nach Bernoullis Analyse für die Legende von Switerus benußte, puren davon finden; das ist aber nicht der Fall, und sein Schweigen spricht bedeutsam dagegen, da er sonst nichts den Schwizern schmeichelhaftes übergeht Sonst bleibt das Tellenlied vom Jahre 1474 das älteste Zeugnis. Damit soll nicht gesagt sein, daß in der Ueberlieferung des Weißzen Buches usw nicht irgend ein historischer Kern steckt, und wir halten den Versuch Bernoullis im Anzeiger für schweizerische Geschichte (1891) für sehr ansprechend Da aber uns keinerlei sichere chronologische Anhaltspunkte durch die Ueberlieferung ge boten sind, so wird es besser sein, sich von Tschudi ganz zu emanzipieren und ins vorausgehende Jahrhundert hinaufzusteigen. A. B.

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