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Löwen.

Das Glück der theuren Söhne ja

Nicht selber zu verscherzen.

Nicht für den Staat, auch nicht fürs Feld

Muß euer Schnchen lernen.

Wisst: euer Dorf ist ihm die Welt,

Sollt' er sich draus entfernen?

Was soll sich Frißchen mit Latein
Den schwachen Kopf zerbrechen;
Lernt er zur Noth nur etwas fein
Französisch radebrechen.

Schläft nur das Junkerchen gesund;
Wenn er, wie sichs gebühret,
Die Bauern und den Hünerhund
Nur meisterlich dreffiret.

Ein Held zu seyn, erfordert Muth,
Und kostet oft das Leben:

Doch dürftet euer Sohn nach Blut,
Ihr könnt ihm Nahrung geben.

Er hehe manches wilde Schwein,
Mag Rehen Neße stellen,
Hohl im Galopp den Hasen ein,
und lerne Füchse prellen.

1

Doch soll er ja auf kurze Frist
Vom Hause sich entfernen;

So schickt ihn an den Hof und wisst,
Dort kann er Mores lernen.

Hof Damen zeigen ihm die Spur

Galant und feiner Sitten;

Denn hier wird von der Landfigur

Kein Ueberreft gelitten.

Drum, gnåd'ge Mütter, denket ja

Weir adlicher und größer;

Sonst gehts, wie Hannsens Frau Mamá,

Euch allen auch nicht besser.

Schie

Schiebeler.

Schiebeler.

S. B. II. S. 88. Auch seire, meistens scherzhaften, und mythologischen Romanzen, deren erste Sammlung schon 1767 erschien, und die am vollständigsten in seinen von mir zu Hamburg 1773 herausgegebenen auserlesenen Gedichten befindlich sind, zeichnen sich unter allen seinen poetischen Arbeiten am vortheilhaftesten aus, nur wåre ihs nen mehr Leben und Leichtigkeit des Vortrages zu wüns schen.

Pandore.

Ich will euch singen, was ich einst,
Ich weiß nicht wo, vernommen,
Wie alle Plagen auf der Welt
Aus einer Büchse kommen.

Prometheus war in Griechenland

Ein weitberühmter Töpfer.
Ach hätt ihm dieser Ruhm benügt!
Doch nein, er spielt den Schöpfer.

Ein Mädchen formte seine Hand
Bom allerfeinsten Thone,
Schön wie die Göttin, die da sißt
Zu Paphos auf dem Throne.

Schön, wie nur immer ein Poet

Sich seine Phillis bilder,
Wenn über ihm die Phantasie
Das schwarze Dach vergüldet.

Prometheus bat den Jupiter,

Die Schie zu beleben.

Allein, ihm wollte Zevs das Glück,
Warum er bat, nicht geben.

Er wird voll Zorn, und rüstet sich
Mit Leiter und Laterne,

Klimmt, Licht zu holen, himmelan,
Und maus't es einem Sterne.

Kehrt glücklich mit dem kühnen Raub

Nach seiner Wohnung wieder,

Und treibt dem Bilde, das er schuf,

Die Glut in alle Glieder.

Sie lebt. Nichts kann Prometheus Glück, Nichts sein Vergnügen mehren,

Nun, ruft er, siehst du, Jupiter,

Man könne dein entbehren!

Dies hörte Zevs, von Grimm entbrannt,

Und sann auf nichts als Rache,

Und stellt sich freundlich, daß er sie

Noch schreckenvoller mache.

Er kommt, das Mädchen selbst zu sehn,

Mit seinem Götterchore;

Sie brachten ihr Geschenke mit,

Und nannten sie Pandore.

Ein schönes Buch gab Pallas ihr

Und Venus eine Rose;

Saturnia das Hausgeråth,

Zevs eine güldne Dose.

Prometheus sah dies alles an, Und merkte Jovens Tücke;

Kind, sprach er, diese Büchse droht

Verderben unserm Glücke.

Bei unsrer Liebe schwöre mir,

Sie unberührt zu lassen.

Sie schwur: Ich rühre sie nicht an,

Viel eh will ich erblassen.

Sie ließ drei ganze Tage lang

Die Dose ruhig stehen.

Am vierten aber fühlt sie Lust,

Sie näher zu besehen.

Schiebeler.

Die

Schiebeler. Die schöne Urbeit! wie das Gold
Von allen Seiten blißet?

Dies bliebe, weils ein Mann gebeut,
Von ihr stets ungerüßet?

Was wohl darin verborgen liegt,
O möchte sie es wissen!

Sie nimmt sie auf, fie legt sie weg,
Und kann sich nicht entschliessen.

Doch endlich fiegt der heiße Trieb;
Sie will, fie muß es wagen.
Sie ist allein; wer wird es denn
Dem Mann gleich wieder sagen?

Sie reisst den Deckel plöhlich ab,
Und ach mit Donnerschlägen
Fährt aus dem schrecklichen" Gefäß
Shr tödtend Feu'r entgegen.

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Und mit der Gluth, die sie verzehrt,

Verbreiten auf die Erde

Sich Hunger, Krankheit, Krieg und Tod,
Und jegliche Beschwerde.

Auch flog ein wilder Schwarm heraus

Von Lastern aller Arten:

Die Wolluft und die Trunkenheit,

Die Würfel und die Karten.

Dies sind der schndden Neubegier

Beklagenswerthe Früchte.

Ihr lieben Weiber, bessert euch
Aus dieser Mordgeschichte.

Geißler.

Geißler.

Ich weiß von ihm und feinem Aufenthalte keine Nache richt zu geben; und selbst Hr. Meusel hat davon nichts ausfindig machen können, sondern nennt ihn bloß als Vers fasser der zu Mietau, 1774. 8. herausgekommenen Ros manzen, deren dreizehn find, alle von komischer Wendung, und nicht ohne glückliche Züge und treffenden Wig. Der Stof ist meistens mythologisch.

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