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einer ausländerin kommt, ist um so anerkennenswerter. Sie ist eine schöne frucht fremdländischen geistes auf dem boden deutscher wissenschaft.

Tübingen, 24. Mai 1901.

W. Franz.

Engelsk-Dansk-Norsk Ordbog af J. Brynildsen og1) Johannes Magnussen. Udtalebetegnelsen af Otto Jespersen. Kjøbenhavn. Gyldendalske Boghandels Forlag. 1900, 10. Hefte 1901. [A-idea.] 480 ss. jeder lieferung 50 Öre.

1.-9. Hefte Lex. 8°. Preis

Dieses werk ist bestimmt, das im jahre 1853 zum ersten male in demselben verlage erschienene englisch-dänische wörterbuch von S. Rosing zu ersetzen. Von einer blossen neubearbeitung kann nicht gesprochen werden, da die thätigkeit der beiden mit der ausführung des werkes betrauten gelehrten, wie bei der gewaltigen seit jener zeit eingetretenen weiterentwicklung der sprachwissenschaft und lexikographie nicht anders zu erwarten war, zu einer völligen um- und neugestaltung geführt hat. So ist insbesondere die berücksichtigung des norwegischen sprachgebrauches und schatzes jedes norwegische wort ist durch ein sternchen gekennzeichnet - neu hinzugekommen. Die aussprachebezeichnung hat der bekannte phonetiker prof. O. Jespersen übernommen. Ein vorzug ist es, dass auch eigennamen von personen und orten in grösserer zahl aufnahme gefunden haben; auch an slang- und dialektwörtern ist kein mangel. Vorteilhaft ist ferner, dass vielen solchen und auch sonst nicht allgemein bekannten wörtern kurze sacherklärungen beigegeben sind. In ziemlich vielen fällen sind belegstellen aus klassischen und modernen werken oder aus zeitungen mitgeteilt.

Da ein urteil über die praktische brauchbarkeit des buches billigerweise skandinavischen benutzern überlassen bleiben muss, darf ich mich hier auf einige wenige bemerkungen beschränken. In der erklärung der aussprachebezeichnungen auf dem umschlage wie am fusse jeder seite fällt es auf, dass die zur erläuterung und veranschaulichung der gewählten phonetischen zeichen dienenden beispiele ausschliesslich dem englischen sprachschatz entnommen sind, z. b. [] the; [f] she; [3] measure u. s. w., ohne sonstige er

1) Von heft 6 ab steht statt og: För Danskens vedkommende gjennemset af.

klärung, die aber vielleicht noch folgen kann, da die erläuterungen auf dem umschlag ausdrücklich als vorläufig bezeichnet sind. Dieses verfahren setzt doch bereits einen ziemlichen grad von kenntnis der englischen aussprache voraus; da aber ein wörterbuch wesentlich auch für anfänger bestimmt ist, wäre es wohl vorteilhaft gewesen, dänische bezw. deutsche oder französische beispiele wenigstens daneben zu setzen. Bei der erklärung über die setzung des tonzeichens [], das vor der hauptbetonten silbe steht, lesen wir: >Staar tegner to gange, betyder det ligelig eller vaklende akcentuation, som inside ['in'said] med tryk paa første eller anden stavelse (eller paa begge). Namentlich mit bezug auf die klammer hätte sich gewiss für den nebenton ein besonderes zeichen empfohlen. Bei nominalzusammensetzungen ist die angabe des haupttones nicht durchweg zu finden; so ist z. b. zwar bei den zusammensetzungen mit counter eine bemerkung darüber gemacht, bei denen mit country dagegen vermisst man eine solche. Bei Ich dien, dem wahlspruch des prinzen von Wales, fehlt die bezeichnung der herkunft (deutsch), die in andern fällen, z. b. bei honved (ungarisch), steht. Zwei vergleichende stichproben aus dem bestande der buchstaben b und h mit Flügel ergaben einen erheblichen überschuss zu dessen gunsten; nur an eigennamen und slangwortern ist das dänische werk reichhaltiger; einen vergleich mit Muret anzustellen erschien bei der verschiedenheit der anlage beider werke unbillig.

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Die ausstattung ist gut, der druck zwar recht klein, aber scharf und deutlich.

Breslau, März 1901.

H. Jantzen.

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LITTERATUR.

Wolfgang Keller, Die litterarischen bestrebungen von Worcester in angelsächsischer zeit. Strassburg, Karl J. Trübner, 1900. VIII und 104 SS. Preis M. 2,50. [84. band der >> Quellen und forschungen zur sprach- und kulturgeschichte der germanischen völker<.]

Der anfang dieser arbeit ist schon 1897 als doktorschrift erschienen, die mir aber nicht bekannt ist. Die untersuchungen, die sie bietet, »sind durch die beschäftigung mit der sprache der altenglischen denkmäler aus Worcester veranlasst worden« (vorwort

s. VII); eine darstellung der sprachlichen verhältnisse behält sich der verfasser noch vor. Er will hauptsächlich neue einzelergebnisse bieten, weniger eine zusammenhängende darstellung. Sehen wir also kurz, was uns Keller hier bringt.

Mit recht betont der verfasser zu beginn seiner arbeit, dass es für den anglisten nicht ganz uninteressant sein dürfte, die geistige entwicklung eines der bedeutendsten englischen klöster zu verfolgen, wenn es auch nicht mit St. Gallen auf eine stufe gestellt werden könne. Da für die ältere zeit alle nachrichten fehlen, muss sich die darstellung auf das 10. und 11. jahrhundert beschränken.

Die bedeutung Worcesters für das angelsächsische schrifttum beginnt unter dem bekannten bischofe Werferth (872-915), der Alfreds des Grossen freund und berater war, obgleich er in der berühmten vorrede zu dessen 'Cura Pastoralis' nicht als solcher neben den anderen erwähnt wird, und zu dessen übersetzung der gregorischen dialoge‹ der könig selbst das vorwort geschrieben hat. Zu der eigenartigen vorrede der Cottonschen handschrift, in der bekanntlich ein bischof Wulfstan erwähnt wird, den man bisher nicht hat unterbringen können, bringt Keller seine erste prüfende erörterung; sie müsse älter sein als die hs. selbst, rühre vielleicht von Wærferth selber her. Schade nur, dass

er seiner wörtlichen übersetzung nicht den altenglischen wortlaut gegenüberstellt, sondern uns dafür auf den Krebsschen abdruck im 3. bande der 'Anglia' (s. 70 f.) verweist! Dass bysene hier 'auftrag' bedeuten kann, und dass dadurch guter sinn zu stande kommt, will ich gelten lassen; Keller darf aber nicht die bedeutung von bysene als boc so rundweg absprechen (s. 6); Pogatscher hat in seiner besprechung von Sweets "The Student's Dictionary of Anglo-Saxon" im »Anzeiger für deutsches altertum« 25, s. 3 ob. (nicht s. 30, wie es in meiner Syntax II, s. 326, z. 7 irrtümlich heisst) bemängelt, dass Sweet bei bisn die bedeutung 'befehl' gar nicht verzeichnet, und gefragt (s. 2 u.): »Hat dieses wort diese bedeutung im Ae. auch ausserhalb der Genesis B?« Weiter heisst es da: »Keller nimmt sie in seiner dissertation 'Zur litteratur und sprache von Worcester' s. 7 für Dial. Greg. Angl. 3, 71, 16 rundweg an, ohne sie zu stützen, leugnet dagegen, sich auf Wülker berufend, dass bysen als synonym von bōc gebraucht werden könne. Darum hier einige belege für bysen als vorlage zum abschreiben nach lat. exemplum, exemplar: Cur. Past. 8, 15 (vgl.

dazu jetzt meine Syntax II 326, z. 5); Ælfric, Vorrede zur Genesis ed. Grein, 24, 31; Vorrede zur gramm. 3, 21; Hom. I 8; Ormulum, dedic. 100.«< Nach diesen angaben Pogatschers ist doch die bedeutung »vorlage, abschrift, buch« verhältnismässig reichlich belegt, die andere aber (»auftrag«) sehr knapp. - Für 'Wulfstan' will Keller Wærferd' einsetzen und jenes als Denkfehler erklären, so wie in des Senatus » Vita Oswaldi« einmal Wistanum für 'Wilfridum' steht; undenkbar und unmöglich ist diese annahme ja nicht, aber doch recht gewagt.

Dann schildert Keller in knapper, geschickter form die förderung, die den wissenschaften durch die bemühungen der folgenden bischöfe von Worcester zu teil wurde, des Cynewold (929-957), der St. Gallen besuchte und von dort gewiss reiche anregungen mitbrachte, des Dunstan (957-959) und des Oswald (959-992), die sich durch die einführung der von den Floriazensern neu belebten Benediktinerregel und durch gründung kleinerer klöster sehr verdient machten und gelehrige und eifrige. schüler hatten (z. b. Byrhtferth). Unter Oswald, meint der verfasser, sei auch wahrscheinlich die Benediktinerregel in der hs. 178 des Corpus Christi College zu Cambridge geschrieben worden.

Keller wendet sich dann (s. 21) zu der worcesterischen fassung der angelsächsischen chronik und stellt S. 22-31 diejenigen eintragungen zusammen, die in der hss.gruppe S der chronik (A, B, C) fehlen, auch nicht aus Beda stammen, aber in N (D [Worcester], E, F) bei den jahren 705-806 und 905-966 enthalten sind. Auch hier vermisse ich den altenglischen wortlaut neben Kellers deutscher übersetzung. Keller kommt zu dem ergebnis (s. 36), »dass keiner der Teile, durch die sich D von A, B und C bis zum jahre 966 unterscheidet, nach Worcester weist«.

Auf s. 38 stellt der verfasser das beim jahre 959 stehende gedicht auf den regierungsantritt Eadgars dem schlusse des dem Ælfric zugeschriebenen metrischen auszuges aus dem buche der richter gegenüber, woraus einige auffällige anklänge ersichtlich werden.

Keller wendet sich dann zur amtszeit des ersten Wulfstans, der von 1002-1023 den Worcesterer bischofsstuhl (wie seine vorgänger Oswald und Aldulf [992-1002] gleichzeitig mit dem erzbischofamte von York) innehatte, und bespricht kurz dessen echte predigten, verweist auch in einer anmerkung auf eine

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amerikanische doktorschrift (J. P. Kinard, A Study of Wulfstan's Homilies, John Hopkins Univ.-diss., Baltimore 1897), in der noch weitere acht als die von Napier erwiesenen predigten als echt Wulfstanisch angesprochen werden. Auch unter den folgenden Worcesterer bischöfen, Leofsige (von 1023-1033), Brihteh (1033-1038), Lyfing (1038-1047), Aldred (1047-1061), wurde durch derer reisen und vielseitige beziehungen zum auslande manche geistige anregung für die litterarischen bestrebungen der Hwiccier-stadt Worcester gegeben. S. 53 ff. erweist Keller durch kurze angabe und erläuterung der auf Worcester und seine nächste umgebung bezüglichen stellen der Chronik D aus den jahren 1033-1078, dass diese fassung ziemlich sicher aus Worcester stammt. Wir sahen vorher, dass Keller dem ersten teile, der etwa bis zum jahre 966 geht, die herkunft aus Worcester abspricht. Beide behauptungen hat Keller wohl begründet. Doch darf man auf den versprochenen zweiten, sprachlichen teil der arbeit gespannt sein, der diese angaben dann noch stützen müsste.

Aldreds nachfolger wurde der zweite Wulfstan (1061—1095), der bisherige prior des klosters, der freund des herzogs Harold, durch seinen heiligen lebenswandel gegenstand der innigen verehrung vieler, besonders auch der »Lady Godiva. Unter ihm, der selbst, wie sein gleichnamiger vorgänger im amte, ein eifriger und erfolgreicher prediger war, wurden viele ältere predigten gesammelt und abgeschrieben, und entwickelte sich überhaupt ein reiches schriftstellerisches leben in Worcester, schrieb namentlich der bekannte Florenz seine lateinische chronik, Colman seine lebensbeschreibung des bischofs, die leider verloren gegangen ist. Hier giebt Keller auch eine ausführliche und eingehende beschreibung der auf Wulfstans veranlassung vom subprior Hemming verfassten listen über den besitzstand des klosters und über die »ländereien, die den mönchen zur nutzniessung gehörten << (s. 77-83), sowie auch der handschrift Cotton Tiberius A 13', in der diese enthalten sind (s. 83-85).

Der verfasser streift dann noch kurz die thätigkeit von Wulfstans schüler Nikolaus, der 1113-1124 prior des klosters war, betont, dass unter den bischöfen Samson und Tiulf, den ersten nachfolgern Wulfstans, die alten geistigen überlieferungen von Worcester nicht verloren gingen, und schliesst mit einem ausblick

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