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ungeheuer Grendel ein gedicht von Longfellow und neben der nach George Chapman gegebenen erzählung von Ulysses, der dem schlafenden Polyphemos das auge ausbohrt, eine beschreibung der reise des Sir John Mandeville nach dem orient. Warum hat der verf. nicht die zunächst liegende chronologische ordnung eingehalten? Die getroffene auswahl zeugt von dem guten geschmack und gesunden urteil Speight's, und es ist nicht zu zweifeln, dass auch in deutschen schulen, besonders in realschulen, das buch mit viel nutzen verwendet werden kann. Unsere jungen zeigen stets ein reges interesse für das, was die führenden geister fremder nationen an schönem und edlem hervorgebracht haben; und je mehr die gegenwart ihr vorrecht gegenüber der vergangenheit geltend macht, desto nachdrücklicher wird ohnehin an die schule die anforderung gestellt werden, die bedeutendsten erzeugnisse der weltlitteratur in guten übersetzungen zu bieten.

Besonders die realschulen werden sich nicht auf die dauer der aufgabe entziehen können, ihre zöglinge durch tadellose übersetzungen mit den ideen der griechischen und römischen klassiker bekannt zu machen. Für gewöhnlich werden deutsche übersetzungen gefordert werden müssen, allein auch bücher wie das von Speight legen einen guten grund zur einführung in die weltlitteratur. Der wert der sammlung wird durch einige recht hübsche bilder, deren originale der mehrzahl nach in der Nationalgalerie zu London zu finden sind, noch erhöht. Bedauerlich ist es, dass über das leben und die hauptwerke der schriftsteller nicht wenigstens kurze notizen gegeben sind; besonders bei den noch lebenden autoren ist es für den lehrer oft schwer, sich das zur erklärung notwendige material zusammenzutragen.

Das zweite buch enthält nur englische originaldichtungen; es soll gewissermassen eine ergänzung zum ersten sein. Für deutsche schüler ist diese sammlung kaum zu gebrauchen. Auch hier sucht man vergebens nach dem princip der anordnung. Die zahl der liebeslieder ist zu gross. Man vermisst hier noch mehr kurze lebensbeschreibungen der einzelnen dichter. Wer versteht z. b. Walt Whitman's Hushed be the Camps to-day oder Dirge for two Veterans, ohne seine thätigkeit während des bürgerkriegs zu kennen? Dazu treten eine reihe von dichtern auf, die noch leben, und die manchem lehrer kaum dem namen nach bekannt sind. Die schottischen dialektdichtungen sind verhältnismässig zu stark vertreten. Ausser John Anderson, Auld Langsyne, Ye Banks and Braes

von Robert Burns und Jock o'Hazeldean sowie Proud Maisie von Walter Scott enthält die sammlung noch fünf schottische balladen. Wenn diese sammlung sich für die hand der schüler weniger eignet, so wird sie manchem deutschen lehrer um so willkommener sein. Er wird darin manches schöne gedicht finden, das sich als diktat- und memorierstoff gut verwenden lässt. Ref. möchte dieses buch unsern schulbibliotheken zur anschaffung empfehlen.

Stuttgart.

Ph. Wagner.

F. J. Bierbaum: History of the English Language and Literature from the Earliest Times until the Present Day including The American Literature Fourth thoroughly revised Edition. School Edition. With 24 Portraits. Leipzig, Rossberg. 1899. VI+ 189 ss. 8°. Preis M. 2,40; geb. M. 2,60.

Wenn wir dieser schulausgabe ein günstigeres zeugnis ausstellen können, als es der Student's Edition desselben buches zu teil geworden ist, mit deren 1. und 2. auflage in dieser zeitschrift VII 174 und XIII 100 streng ins gericht gegangen wurde, so erklärt sich dies einmal aus den vielen besserungen, die sich im laufe der zeit eingestellt haben, und dann daraus, dass ein schulbuch doch notwendig mit einem andern massstabe als ein wissenschaftliches hilfsmittel zu messen ist. Der hauptunterschied der School Edition von der Student's Edition besteht, abgesehen von wesentlichen kürzungen im text, in dem vollständigen fehlen von proben (ausser einer aus den Canterbury Tales) und bibliographischen angaben.

Schon die anlage des büchleins ist für seinen zweck bezeichnend. Das zeitalter der Elisabeth beginnt s. 29, das 19. jahrhundert s. 99. Die zeit vor Chaucer (s. 1—14) ist natürlich am dürftigsten behandelt, doch sind hier wie auch später die allgemeinen übersichten vor den einzelnen perioden recht gut gelungen. Im vierten kapitel, über Chaucer, konnten wohl noch. einige von dessen bedeutenderen werken genannt werden. Shakespeare nimmt in der folgenden zeit naturgemäss den breitesten raum ein; nur ist Johnson (1765) keineswegs der erste herausgeber seiner werke nach Heminge und Condell (s. 48), wie die bemühungen Rowe's 1709/10, Pope's 1725 und Theobald's 1733 beweisen. Die litteratur unsers jahrhunderts ist sehr, vielleicht allzu reichlich bedacht. Denn neben den hervorragenden erscheinungen, J. Hoops, Englische Studien. 29. 2.

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die sich doch wohl deutlicher abheben müssten, finden sich ein paar seiten, die nichts wie namen und titel bieten, so § 84 s. 157 und 158 die jugendschriftenlitteratur und § 86 (s. 161) die geschichtsschreiber. Diese fülle ist zum wenigsten überflüssig, wenn nicht unzweckmässig. Das schlusskapitel XII (s. 164-185) giebt einen überblick über die amerikanische litteratur seit 1620, wobei aber von den s. 168 nur allgemein erwähnten historikern mindestens deren trefflichster, George Bancroft, namentlich hätte hervorgehoben werden müssen.

Im grossen und ganzen glaube ich das buch in seiner jetzigen gestalt als eines von den besseren seiner art und für seinen zweck als recht wohl geeignet bezeichnen zu dürfen, wozu auch die beigegebenen, meist guten bilder das ihrige beitragen. Gleichwohl wäre bei einer weiteren Auflage noch manches zu beachten. Erstens ist eine sorgfältigere Korrektur zu wünschen (es sind mir nicht weniger als 29 druckfehler aufgefallen); sodann erlaube ich mir, auf folgende einzelheiten aufmerksam zu machen:

S. I anm. I.

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Wenn Albion mit »alp< zusammengestellt wird, so ist nicht zu ersehen, ob das maskulinum oder femininum gemeint ist; passend ist natürlich nur letzteres, pl. die Alpen; ist aber diese namensverwandtschaft richtig, so ist die mit lat. albus nicht möglich. S. 3. Die Geschichte von der "Saxon Heptarchy" sollte endlich einmal aus den handbüchern verschwinden, da thatsächlich viel mehr staaten bei jener invasion entstanden. S. 18. Die accente, welche andeuten, dass die jetzt stummen e gesprochen wurden, können falsche vorstellungen erwecken. S. 24. Caxton stellte 1477 die erste presse in London auf. S. 29. Shepherd's Calendar erschien 1579, nicht 1580. S. 74. Locke's lebensgang ist am schluss ungenau skizziert; bei seinen hauptwerken ist eine verwechselung untergelaufen: das eine heisst "Essay concerning (nicht on) Human Understanding", das andere "Thoughts on (nicht concerning) Education". S. 80. Steele ist 1772, nicht 1775 geboren. S. 90. Bei Burns' gedichten durfte das bekannteste "My Heart's in the Highlands" nicht fehlen. - S. 139. R. Browning starb 1889, nicht 1891. — S. 140. William Morris lebt nicht mehr, sondern starb am 6. Oktober 1896. S. 154. Captain Marryat ist 1792, nicht 1782 geboren. H. Jantzen.

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Breslau, April 1899.

A. Brandt, Outline of English Literature. Bamberg, C. Hübscher. Second Edition.

8°.

1900.

60 s.

Kurzer Für den

1896. 49 ss. E. Döhler, An Historical Sketch of English Literature. überblick über die geschichte der englischen litteratur. schulgebrauch bearbeitet. Vierte auflage. Dessau, P. Baumann. 1898. 32 ss. 8°. Preis kart. M. 0,60.

Die beiden kleinen hefte in englischer sprache sind zum gebrauch an anstalten bestimmt, an denen dem Englischen nur wenig platz eingeräumt ist; daher ist nur das allernotdürftigste in anspruchsloser form zusammengestellt.

Das Brandt'sche büchlein macht beim durchlesen gerade keinen guten eindruck. Die anlage ist sehr mechanisch, der stil allzu häufig phrasenhaft und nichtssagend. An stelle mancher überflüssigen redewendungen konnte mehr thatsächliches geboten werden. So ist von Shakespeare's epen und sonetten, von Dryden's dramen, von Byron's epyllien kein wort gesagt. Namen wie Wyatt, Surrey, Young fehlen ganz. Dagegen ist den katholischen schriftstellern, den kardinälen Wiseman, Newman und Manning, verhältnismässig viel platz gewidmet; der zweite von ihnen bekommt gerade so viel wie Milton, d. i. etwas über eine seite; auch Shakespeare wird s. 13 "almost with certainty" als katholik in anspruch genommen. Fehler finden sich mehrfach. Der gegenstand des Paradise Regained ist bekanntlich nicht "Man's redemption by Christ" (S. 17), sondern des Heilands versuchung durch den teufel. Bei Pope's "brilliantly written essays" (s. 20) muss der unbefangene leser an prosawerke denken. Fielding ist 1707 (nicht 1704) geboren (s. 25). Die deutschen anmerkungen, d. h. vokabelübersetzungen, sind sehr elementar.

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Die neue auflage ist bei einem zuwachs von vierzehn namen, die meist der jüngsten litteraturgeschichte angehören, um eine textseite verstärkt. Die sonstige vermehrung wird von einer litteraturtabelle mit einigen druckfehlern eingenommen. So liest man s. 49 Beowolf und Beada; s. 51 ist als todesjahr Maria Stuart's 1578 statt 1587 angegeben. Aus den deutschen anmerkungen bemerke ich noch den sachlichen fehler, dass s. 5, 13 Chaucer's fünffüssige verse pentameter genannt werden, und folgende schlechte oder falsche übersetzungen ins Deutsche: s. 10, 18 Poet Laureate mit lorbeern gekrönter dichter. - 23,6 Miscellaneous Writers verfasser von gemischten schriften. 31, 10 fashionable circles =

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Besser hat mir das heft Döhler's gefallen. Es ist ohne anmerkungen, aber flotter und geschickter geschrieben und bietet ganz hübsche, wenn auch kurze inhaltsangaben. Auch hier seien ein paar versehen berichtigt. S. 12: Shakespeare heiratete mit

19, nicht mit 22 Jahren.

dramatiker. S. 19 konnte

gangen werden.

S. 16 erscheint Dryden nur als Fielding's Jonathan Wild wohl über

S. 23: Der dichter des Ancient Mariner ist

nicht Wordsworth, sondern Coleridge; Southey starb 1843, nicht S. 27 durfte bei Byron zum mindesten die Siege of Corinth nicht fehlen.

1813.

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Breslau, Juni 1900.

H. Jantzen.

Johanna Bube, The Story of English Literature. Für den schulgebrauch herausgegeben und mit anmerkungen versehen. Bielefeld u. Leipzig, Velhagen & Klasing, 1899. Engl. Authors 75 B. X u. 176 ss. geb.; die anmerkungen im anhange geh. 23 SS. Preis M. 1,20. Wörterbuch dazu 78 ss., geh. M. 0,301). Das buch soll das interesse an der entwicklung des englischen schrifttums wachrufen und ist als lesestoff für die oberklassen höherer lehranstalten bestimmt, soll zugleich einen leitfaden für den unterricht in der englischen litteraturkunde an lehrerinnenbildungsanstalten bieten. Ob die schule zeit dafür übrig hat, neben den werken der schriftsteller selbst auch litteraturgeschichtliche skizzen zu lesen, ist mir fraglich; es wäre ja sehr gut, wenn bei jedem schriftsteller, von dem ein grösseres stück gelesen ist, alsdann ein solches buch in dem einschlägigen abschnitt herangezogen würde; dürfte aber eine solche gelegentliche benutzung die einführung des buches genügend rechtfertigen? Als leitfaden für den gedachten zweck ist es jedenfalls recht brauchbar, namentlich wegen der verständigen beschränkung auf das, was wirklich als wissensstoff verlangt werden kann. Neben andern werken, die demselben zwecke dienen wollen, z. b. dem bereits 1891 in dritter auflage erschienenen von K. Kaiser, A Brief History of the English

1) [Es sind uns zwei besprechungen dieses werkes zugegangen, die wir nachstehend beide zum abdruck bringen. Die red.]

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