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verlage erschienen dann die trefflichen schulausgaben von Dickens' Christmas Carol (1879, 2. aufl. 1888) und von Macaulay's Warren Hastings (1880); in der Tauchnitz'schen 'Students' Series' die von Tom Brown's Schooldays (1887), von den Rebellions of Argyle and Monmouth (1890), von Shakespeare's Julius Cæsar (1890) und Macbeth (1893), von welch letzterem Schmidt im vorjahre eine metrische übersetzung hatte erscheinen lassen (Berlin, Gronau); endlich in der Freytag'schen sammlung die ausgaben des Merchant of Venice (1896) und von Mrs. Gaskell's Cranford (1898).

Und alle diese bearbeitungen zeichnen sich vorteilhaft vor der grossen masse der billigen schulausgaben durch gründliche forschung und umfassendes wissen aus. Doch waren die letzten dieser veröffentlichungen gewissermassen nur früchte einer nebenbeschäftigung, da die hauptthätigkeit Schmidt's jetzt lexikalische arbeiten bildeten. Zuerst verfasste er gemeinschaftlich mit G. Tanger ein wörterbuch für den hand- und schulgebrauch (1896), nicht als eine blosse verkürzung des grossen Flügel'schen lexikons, sondern als eine zum grossen teil selbständige leistung. Nach vollendung dieses werkes wurde er an stelle des verstorbenen D. Sanders leiter und mitarbeiter am deutsch-englischen teile des von Muret begonnenen grossen wörterbuchs im ToussaintLangenscheidt'schen verlage, an dessen fertigstellung er bis zu seinem letzten atemzuge, kann man sagen, mit hingebendem eifer und unsäglicher mühe wirkte; hatte er doch oft genug die beiträge anderer umzumodeln, um sie für den druck fähig zu machen! Leider sollte er die vollendung dieses werkes nicht mehr erleben, — doch befindet sich jetzt die leitung in gleich trefflichen händen, in denen C. Stoffel's, dessen verdienste um die englische sprachwissenschaft den lesern dieser zeitschrift nicht besonders aufgezählt zu werden brauchen.

Doch ist mit diesen bedeutenden wissenschaftlichen leistungen Schmidt's schriftstellerische thätigkeit noch nicht erschöpft. So hat er sich ausser in den schon citierten veröffentlichungen auch sonst als übersetzer bethätigt. U. a. ist eine übertragung der Ingoldsby Legends in der Reclam'schen sammlung erschienen, während eine vollständige übersetzung von Burns' gedichten, von der hie und da proben erschienen sind (so Neuphilologische blätter, VII, S. 315-17), nebst ausführlicher biographie noch der herausgabe harrt. Mehr populär gehaltene aufsätze erschienen in der sonntagsbeilage der 'Vossischen zeitung', ein artikel über

Milton's jugendjahre una jugendwerke in der 'Sammlung gemeinverständlicher wissenschaftlicher vorträge' im 243. heft. Ausser andern materialien ist das allerdings nicht ganz vollendete, doch immerhin umfangreiche manuskript einer Englischen synonymik erhalten, das hoffentlich bald einen fortsetzer und verleger finden wird. Endlich sei noch kurz der thätigkeit Schmidt's als mitglied der gesellschaft für das studium der neueren sprachen zu Berlin rühmend gedacht, deren II. vorsitzender er nach Zupitza's tode wurde. Doch nicht nur ein hervorragender mann der wissenschaft war Immanuel Schmidt, er war auch ein liebevoll sorgender familienvater, ein gemütvoller und geistreicher gesellschafter, ein treuer, uneigennütziger freund, ein vornehmer charakter.

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Allen,

die ihm nahe gestanden, wird die erinnerung an ihn heilig bleiben. Gross-Lichterfelde, Nov. 1900.

John Koch.

ROSICRUCIAN.

Mit bezug auf das in den Englischen Studien 28, 319 f. bemerkte muss gesagt werden, dass die dort aus Webster's Dictionary angeführte » falsche erklärung« von Rosicrucian aus einer alten auflage des werkes stammt. Im jahre 1890 erschien Webster's International Dictionary, auf dessen titelblatte die worte standen: "being the authentic edition of Webster's Unabridged Dictionary comprising the issues of 1864, 1879, and 1884, now thoroughly revised and enlarged," u. s. w. In dieser auflage hat die etymologie von Rosicrucian folgenden wortlaut: "The name is probably due to a German theologian, Johann Valentin Andreä, who in anonymous pamphlets called himself a knight of the Rose Cross (G. Rosenkreuz), using a seal with a St. Andrew's cross and four roses. Die darauffolgende definition ist gleichfalls nicht mehr die alte. (Auch diese auflage kann, beiläufig gesagt, jetzt als veraltet bezeichnet werden, denn die im herbst dieses jahres [1900] unter demselben titel erschienene enthält, abgesehen von kleineren änderungen, ein grosses Supplement of additional words.) Cambridge, Massachusetts, 17. Dezember 1900.

E. S. Sheldon.

Ich habe zu obigem nur zu bemerken, dass meine berichtigung, die dadurch veranlasst wurde, dass die falsche erklärung sich in

Feyerabend's History of English Literature findet, sich auf die im jahre 1889 in London bei George Bell & Sons erschienene "authorised and unabridged edition" bezieht. Auch Feyerabend, der mir schreibt, dass sein irrtum durch Webster veranlasst sei, scheint diese in Deutschland sehr verbreitete ausgabe benutzt zu haben.

Northeim.

R. Sprenger.

KLEINE MITTEILUNGEN.

Herr Cornelis Stoffel in Nijmegen, der treffliche kenner der historischen englischen syntax und wortkunde, der fortsetzer des Muret'schen wörterbuchs, welcher kürzlich, wie wir im letzten hefte berichteten, einen ruf an die universität Groningen als nachfolger Bülbring's abgelehnt hatte, um freier seinen arbeiten. leben zu können, wurde von der philosophischen fakultät zu Groningen zum "Doctor in de Nederlandsche Letteren honoris causa" ernannt.

Herr A. E. H. Swaen wurde als lehrer des Englischen an das gymnasium zu Amsterdam berufen.

In Giessen habilitierte sich dr. Wilhelm Horn als privatdocent für englische philologie.

Honorarprofessor dr. Wilhelm Ihne, der seit 1873 als lehrer der englischen sprache und litteratur an der universität Heidelberg gewirkt hat, tritt mit dem ende dieses semesters in den wohlverdienten ruhestand, nachdem er am 2. Februar d. j. in seltener geistiger und körperlicher frische seinen 80. geburtstag gefeiert hat. Möge ihm ein langer heiterer lebensabend be

schieden sein.

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DER URSPRUNG DER NEUENGLISCHEN
AI-, AU-DIPHTHONGE.

Nicht aus freude an wissenschaftlicher polemik, sondern in der überzeugung, zur lösung eines schwierigen problems der englischen lautgeschichte etwas beitragen zu können, komme ich auf meine früher in dieser zeitschrift (XXVI 229 ff.) entwickelte theorie noch einmal zurück, welche inzwischen von Luick heftig angegriffen worden ist (XXVII 89 ff.). Luick versucht nachzuweisen, dass sich in meiner darstellung des dialektischen thatbestandes ein irrtum an den anderen‹ reihe und daher meine theorie auf falschen voraussetzungen ruhe.

Den ersten irrtum findet er in meinem satze: 'In nordenglischen und schottischen dialekten ist bekanntlich die diphthongierung von ū fast gar nicht, die von i nur unvollkommen durchgeführt.' Er liest daraus mit merkwürdiger logik die meinung heraus, »dass im norden ebenso wie me. durch (ú, u), so me. 7 durch (í, i) vertreten« sei.

Das ist indessen ein missverständnis Luick's, welches wohl dadurch veranlasst wurde, dass ich an der stelle auf Ellis EEP V 494 verwies, ohne das ziemlich selbstverständliche >ff.<< hinzuzusetzen.

Jedem unparteiischen sachverständigen wird wohl klar sein, was ich mit der unvollkommenen durchführung der diphthongierung im norden meinte: dass nämlich in den meisten nordenglisch - schottischen mundarten nicht volle ai(ae-)diphthonge, sondern nur ei-diphthonge entwickelt sind, wie Luick selbst a. a. o. s. 96 ausführlich auseinandergesetzt hat. J. Hoops, Englische Studien. 29. 2.

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Die gewöhnliche schottische (Lowland) aussprache eines wortes wie like deckt sich etwa mit der des wortes lake im munde des gebildeten Londoners. Dieser diphthong (ei) kann als ein unvollkommener darum bezeichnet werden, weil er von den meisten menschen, die nicht phonetisch geschult sind, gar nicht als diphthong empfunden wird. Noch Murray bezeichnete ja seine eigene schottische und die nordenglische aussprache des i als monophthongisch (Ellis EEP I 294, vgl. I 288).

Luick hat selbst mehrfach (Untersuchungen zur engl. lautgesch. § 29, ESt. XXVII 99) darauf hingewiesen, »dass in mehreren dramen aus den letzten jahrzehnten des 16. und den ersten des 17. jahrhunderts die schottische aussprache des 7 in I, by, find, Christ, assign, Friday, mine durch ai, ay bezeichnet wird«. Wenn er diese lautbezeichnung aber so deutet, dass das schottische damals »mindestens ei oder ai (bez. ai) war, so muss die deutung als mindestens sehr gewagt, wahrscheinlich als irrig erklärt werden. Im Englischen hatte damals (um 1600) ai, ay allerdings noch im munde von vielen (namentlich wohl von älteren und pedantischen personen) diphthongische geltung; aber diese kann hier unmöglich gemeint sein; denn selbst heutigentags ist ja (ausser im auslaut und im hiatus) in den meisten schottischen dialekten der betreffende diphthong noch nicht so weit (ai, æi, si) in der entwicklung gelangt, was ja Luick selbst zugiebt. Die zi, ai in der aus sprache von Edinburgh und umgegend sind ja offenbar eine jüngere entwicklung und wahrscheinlich aus der englischen gemeinsprache importiert, was ja zum teil auch Luick (s. 97) annimmt. Nun bestand aber bekanntlich schon seit der mitte des 16. jahrhunderts in England für ai, ay die monophthongische aussprache (ee) (Kluge, Grdr. d. g. phil. I2 1050); und diese ist offenbar in den erwähnten schottischen dialektformen gemeint. Es geht daraus hervor, dass den Engländern der laut des schottischen ungefähr wie klang. In wirklichkeit wird dasselbe höchstwahrscheinlich ein ei-diphthong, etwa wie in ne. lake, fate (gebildete Londoner aussprache), gewesen sein.

Nach Luick's theorie wäre damals der schottische diphthong dem englischen in der entwicklung voraus gewesen, während er heute von ihm überholt ist. Das ist von vornherein unwahrscheinlich. Das normale verhältnis ist vielmehr, dass die entwicklung ungefähr parallel ging, und dass schon damals

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