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schen gedicht des 11 jh. Isiocon *). Soll alles nicht gelten, so reden innere gründe: wir haben in Tuisco und Mannisco eben der form isc ihr recht angethan, und Tuisto, das gleichfalls geschrieben vorkommt, widerstrebt jeder deutung. zu beiden aber stimmt in derselben stammsage der dritte name Isco. Statt des Tvisco und Mannus reicht die nordische fabel zwei andere benennungen dar, während sie Inguio in Ingvi beibehielt; sollte sich nicht auch Iscio nachweisen lassen? ich meine ihm in dem eddischen Askr auf der spur zu sein, welcher name wiederum von dem ersterschafnen menschen gebraucht wird (Sæm. 3. Sn. 10) und einen eschbaum bedeutet. seltsam scheint schon, dafs wir in den runennamen diesem ask (die deutung mag den baum im sinn haben oder nicht) neben inc, ziu, er, lauter helden und göttern begegnen; unter den altn. namen der erde Sn. 220 findet sich Eskja. aber auch der vocalwechsel in beiden namensformen Iscio und Askr gilt geradeso in der ableitungssilbe -isk und -ask.

in

Hier mag ein verwegner einfall sich luft machen. unsrer sprache wird das abstammungsverhältnis hauptsächlich durch zwei ableitungssilben ausgedrückt, ING und ISK. manning bezeichnet den von man stammenden sohn, mannisko fast dasselbe. ich sage nicht, dafs die göttlichen vorfahren aus der grammatischen form genommen, noch weniger, dafs die grammatische form aus den heldennamen entsprungen sei. ich lasse den tiefen zusammenhang beider unerklärt und zeige ihn blofs an. Wenn aber die proximi oceano wohnenden Ingaevones Sachsenstämme waren, die noch heute der ableitung -ing zugethan sind, so darf angemerkt werden, dafs Asciburg ein heiliger sitz der Iscaevonen, die proximi Rheno hausten, am Rhein lag **). Von Askr und dem bezug des namens auf den baum soll in einem andern cap. gehandelt werden; zu den Iscaevonen gehört aber noch, dafs auch die Angelsachsen einen helden Oesc, folglich Oescingas kennen.

er

Zeufs s. 73 gibt der lesart Istaevones den vorzug, stellt sie zu den Astingi, Azdingi, die ich s. 317 für Hazdingi genommen und den altn. Haddîngjar, ags. Heardingas, ahd. Hertingâ verglichen habe. die annahme Istaevones Izdaevones fordert, dafs das goth. zd=ags. rd,

*) nachgewiesen von Leo in der zeitschr. f. d. alt. 2, 534. **) vgl. Askitûn (Ascha bei Amberg), Askiprunno (Eschborn bei Frankfurt), Askipah (Eschbach, Eschenbach) in mehrern gegenden,

Ascarîh mannsname.

wegen zu wählen, entweder war er eine der drei grofsen gottheiten Wôdan, Thonar, Tiu, oder ein von ihnen unterschiednes wesen.

Doch hier ist vor allem die schon s. 100 ausgehobne stelle Widukinds, des Sachsen selbst, zu erwägen; sie sagt, dafs ein heidnischer gott gefeiert worden sei, dessen name an Mars, seulenbild an Hercules, örtliche aufstellung an die sonne oder Apollo gemahne. dann aber wird fortgefahren: 'ex hoc apparet aestimationem illorum utcumque probabilem, qui Saxones originem duxisse putant de Graecis, quia Hirmin vel Hermes graece Mars dicitur, quo vocabulo ad laudem vel ad vituperationem usque hodie etiam ignorantes utimur'. Hieraus folgt, der gott, dem die Sachsen nach dem sieg über die Thüringer opferten, hiefs Hirmin, Irmin, und noch im 10 jh. wurde mit diesem namen ein hervorragender, verwegner mann, lobend oder tadelnd belegt*). Apollo wird von dem mönch verglichen, weil der altar ad orientalem portam gebaut war, und Hercules, weil dessen seule an die des einheimischen gottes erinnerte, es mufs also kein anderes idol gemeint, als eben die irminsûl (s. 104-107) und dieser name eigentlich Irmines, Irmanes, Hirmines sûl lauten. an der Unstrut hatten die Sachsen ihrem Irmin eine seule aufgerichtet, wie sie in der heimat thaten.

Verworren scheint das verhältnis zwischen Hirmin, Hermes und Mars, aus welchem Widukind sogar eine bestätigung der sage vom ursprung der Sachsen aus Alexanders heer (Widuk. 1, 2. Ssp. 3, 45) abnimmt. man mufs erwägen, dafs auch bei Wôdan mitunter Mars statt Mercurius übersetzt (s. 109. 122) und das aussehn des römischen Mars (s. 121) angenommen wurde, dann aber wie leicht hier Irmin, Hirmin auf Hermes führte und Ares auf Mars, da lrminsûl selbst mit Eresburg zusammenhängt (s. 105). was der Corveier annalist (oben s. 100) unterscheidet, die beiden idole des Ares und des Hermes, mengt Widukind. Doch welcher hat nun auf Irmin, anspruch, Mars oder Mercur? ich habe mich s. 179 mehr für jenen bestimmt, man könnte an die s. 185 entwickelte benennung des kriegsgottes Eru, Heru denken und Irman, Erman in Ir-man, Er-man zerlegen wollen; nach den formen Irmin,

*) etwa wie wir heute sagen: das ist ein rechter teufel, oder in Niedersachsen hamer (s. 166). auch das praefix irmin- verstärkt nach der guten und übeln seite, wie irmingod, irminthiod könnte es geheifsen haben irminthiob = meginthiob, reginthiob.

ein stier, das ags. Eormenvyrt und Eormenleaf soll eine malve sein, ich finde auch geormenvyrt, geormenleaf geschrieben. belege für irmangot, irmandiot, ags. irminthiod, irminman, irmansûl u. a. m. sind schon s. 106. 107 gegeben. einer villa Irmenlô, d. h. eines waldes (in illa silva scaras sexaginta) gedenkt eine urk. von 855 in Bondams charterboek p. 32.

In diesen zusammensetzungen, besonders den zuletzt genannten scheint irman nur allgemeinen, verstärkenden sinn zu haben und sich nicht bestimmt auf einen gott oder held zu beziehen; es gleicht andern wörtern, namentlich got und diot, regin und megin, die wir ganz ähnlich verwendet sehn. wohnte ihm jener bezug bei, so würde statt Eormenleáf Eormenes leaf gesagt sein, wie Forneotes folme, Wuotanes wec. Irmandeo ist also ungefähr was Gotadeo, Irmanrîh, was Diotrîh, und wie irmangot den grofsen gott, irmandiot das grofse volk, iörmungrund die grofse, weite erde, so kann auch irmansûl nichts anders als die grofse seule aussagen sollen, gerade diesen sinn fafste Rudolf in der übersetzung universalis columna (s. 106) auf.

Das mag sein, nichts hindert aber, dafs Irmino oder Irmin in früheren jahrhunderten persönliche bedeutung hatten, sahen wir doch neben Zeus und Tŷr die abstractionen deus und das präfix tŷ-, tîr- (s. 177) vgl. s. 314. wurde aus Sæteresdäg später Saturday, Saterdach (s. 114), so darf Eritac auf Erestac (s. 183), Eormenleáf auf Eormenes leaf, Irmansûl auf Irmanessûl zurückführen; auch Donnerbühel für Donnersbühel (s. 155), Woenlet für Woenslet (s. 145) begegneten und wir sagen Frankfurt statt Frankenfurt. jemehr der sinn des namens verblich, desto leichter wurde auch die genitivische form entbehrt; der ahd. ausdruck godes hûs ist sinnlicher, der goth. guphus abstracter, doch beide gelten, wie alts. regano giscapu und regangiscapu, metodo giscapu und metodgiscapu nebeneinander. jenes geormen = eormen mahnt an Germanus (gramm. 1, 11).

Freilich unterscheidet Tacitus jenen Hermino, der ihm in Herminones steckt, von Arminius, den die Römer bekämpften; doch das bekannte auf diesen bezogne canitur adhuc barbaras apud gentes gieng leicht schon aus misverstand der kunde hervor, die von deutschen liedern auf den mythischen helden zu der Römer ohr gedrungen war. Gesetzt irmansûl drückte wörtlich nur eine grofse seule aus, dem volk, das sie verehrte, mufs sie ein göttliches bild, also auf einen bestimmten gott bezüglich gewesen sein. um diesen aufzufinden hätte man nur zwischen zwei

wegen zu wählen, entweder war er eine der drei grofsen gottheiten Wôdan, Thonar, Tiu, oder ein von ihnen unterschiednes wesen.

Doch hier ist vor allem die schon s. 100 ausgehobne stelle Widukinds, des Sachsen selbst, zu erwägen; sie sagt, dafs ein heidnischer gott gefeiert worden sei, dessen name an Mars, seulenbild an Hercules, örtliche aufstellung an die sonne oder Apollo gemahne. dann aber wird fortgefahren: 'ex hoc apparet aestimationem illorum utcumque probabilem, qui Saxones originem duxisse putant de Graecis, quia Hirmin vel Hermes graece Mars dicitur, quo vocabulo ad laudem vel ad vituperationem usque hodie etiam ignorantes utimur'. Hieraus folgt, der gott, dem die Sachsen nach dem sieg über die Thüringer opferten, hiefs Hirmin, Irmin, und noch im 10 jh. wurde mit diesem namen ein hervorragender, verwegner mann, lobend oder tadelnd belegt*). Apollo wird von dem mönch verglichen, weil der altar ad orientalem portam gebaut war, und Hercules, weil dessen seule an die des einheimischen gottes erinnerte, es mufs also kein anderes idol gemeint, als eben die irminsûl (s. 104-107) und dieser name eigentlich _Irmines, Irmanes, Hirmines sûl lauten. an der Unstrut hatten die Sachsen ihrem Irmin eine seule aufgerichtet, wie sie in der heimat thaten.

Verworren scheint das verhältnis zwischen Hirmin, Hermes und Mars, aus welchem Widukind sogar eine bestätigung der sage vom ursprung der Sachsen aus Alexanders heer (Widuk. 1, 2. Ssp. 3, 45) abnimmt. man mufs erwägen, dafs auch bei Wôdan mitunter Mars statt Mercurius übersetzt (s. 109. 122) und das aussehn des römischen Mars (s. 121) angenommen wurde, dann aber wie leicht hier Irmin, Hirmin auf Hermes führte und Ares auf Mars, da lrminsûl selbst mit Eresburg zusammenhängt (s. 105). der Corveier annalist (oben s. 100) unterscheidet, die beiden idole des Ares und des Hermes, mengt Widukind. Doch welcher hat nun auf Irmin, anspruch, Mars oder Mercur? ich habe mich s. 179 mehr für jenen bestimmt, man könnte an die s. 185 entwickelte benennung des kriegsgottes Eru, Heru denken und Irman, Erman in Ir-man, Er-man zerlegen wollen; nach den formen Irmin,

was

*) etwa wie wir heute sagen: das ist ein rechter teufel, oder in Niedersachsen hamer (s. 166). auch das praefix irmin- verstärkt nach der guten und übeln seite, wie irmingod, irminthiod könnte es geheifsen haben irminthiob = meginthiob, reginthiob.

haft geworden, dieser wagen würde dem Wuotanswagen, Donnerswagen, selbst dem Ingswagen zur seite stehn.

Erst jüngere ags. und verschiedentlich altengl. quellen, indem sie vier grofse England durchschneidende wege anführen, nennen darunter Ermingestrete, von süden nach norden der insel *). man darf aber die reinags. form Eormenstræt oder Éormenesstræt mutmafsen, da eine andere der vier strafsen Vætlingastræt bereits in der ags. chronik (Ingr. 190. Thorpes anal. p. 38) und in dem friedensschlufs zwischen Älfred und Guthrun (Thorpe p. 66) vorkommt. Lye hat Irmingstræt neben Irmingsul, beide unbelegt. das vermutete Eormenstræt würde auf ein ahd. Irmanstrâza, Eormenesstræt auf Irmanesstrâza und die bedeutungen via publica oder via Irmani leiten.

Nicht zu übersehen für den fortgang der untersuchung ist nun, dafs eine der vier landstrafsen, Vætlingastræt zugleich an den himmel versetzt wird und ganz mythisches ansehn gewinnt. ein völlig bestimmter weg von Dover nach Cardigan sich erstreckend bildet am himmel die milchstrafse, d. h. wird vom wagen irgend eines heidnischen gottes befahren.

Chaucer (house of fame 2, 427) jene himmelsgegend beschreibend sagt:

lo there (quod he), cast up thine eye,
se yondir, lo, the galaxie,

the whiche men clepe the milky way,
for it is white, and some parfay,

ycallin it han Watlingestrete,

that onis was brente with the hete,
whan that the sunn is sonne the rede,
which that hite Phaeton wolde lede

algate his fathirs carte and gie.

im complaint of Scotland p. 90 wird von dem comet gesagt: it aperis oft in the quhyt circle, callit circulus lacteus, the quhilk the marynalis callis Vatlantstreit.

des Douglas p. 85:

of every sterne the twynkling notis he,

im Virgil

*) IIII cheminii Watlingestrete, Fosse, Hickenildestrete, Ermingestrete (Thorpe anc. laws p. 192), vgl. Heinrich von Huntingdon (wo Erningestreet), Robert of Glocester. Oxf. 1724 p. 299 (auch Erningestr. nach dem vorigen). Ranulph. Highden polychr. ed. oxon. p. 196. John Lelands itinerary. Oxf. 1744. 6, 108-140. Gibson in app. chron. sax. p. 47. Camdens Britannia ed. Gibson. Lond. 1753 p. LXXIX. auf der carte zu Lappenbergs gesch. v. England ist die richtung der vier wege eingetragen.

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