Page images
PDF
EPUB

barrahs (der alte vater hat sich auf die füfse gemacht, er keifft). Stender lett. gramm. 150. unter diewas (gott), diewaitis (lieber gott, göttlein) denken sich die Litthauer vorzugsweise den donnernden: diewaitis grauja! diewaitis ji numufse. Ehstnisch: wanna issa hüab, wanna essä wäljan, mürrisep (der alte vater brummt). Rosenplänters beitr. 8, 116. 'unser herr gott zankt'; 'der himmel führt krieg'. Joh. Christ. Petris Ehstland 2, 108.

An diesen Donar der Germanen fügt sich nun bedeutsam der gallische Taranis, dessen namen uns Lucan 1, 440 überliefert hat, in allen celtischen sprachen lebt noch das wort taran für donner, irisch toran, womit man die altn. form Thôrr, wenn die assimilation aus RN leichter scheint, unmittelbar zusammenhalten mag. doch gewährt eine alte inschrift auch Tanarus (Forcellini s. v.) = Taranis. die ir. benennung dia Tordain benennung des donnerstags (dia ordain, diardaoin) wurde vielleicht aus einer germanischen entlehnt.

Ebenso herscht in dem lateinischen Jupiter (wörtlich: gott vater, diespiter) die idee des donnerers vor; den dichtern gilt Tonans für Jupiter (z. b. Martial. VI. 10. 9. 13, 7. Ovid. heroid. 9, 7. fast. 2, 69. metam. 1, 170. Claudian. Stilich. 2, 439) und lat. dichter des mittelalters bedienen sich gern dieses namens (z. b. Dracontius de deo 1, 1. satisfact. 149. Ven. Fortunat. p. 212. 219. 258) für den christlichen gott. dem begegnen ausdrücke der vulgarsprache: celui qui fait toner, qui fait courre la nue (s. 21). eine inschrift Jovi tonanti hat Gruter 21, 6. der griechische, donner und blitz (κεραυνός) sendende Zeus heirst κεραύνειος. Ζεὺς ἔκτυπε Π. 8, 75. 170. 17, 595. Διός κτύπος ΙΙ. 15, 379.

Weil er sie aber von der höhe des himmels herab entsendet, führt er zugleich den namen angios, und wird auf dem berggipfel (axoic) wohnend gedacht. Zeus thront auf dem Olymp, dem Athos, Lycaeus, Casius und auf andern bergen Griechenlands und Kleinasiens.

Ich muss aber hierbei gewicht legen darauf, dafs der donnernde gott vorzugsweise als ein väterlicher aufgefafst erscheint, als Jupiter und Diespiter, als far und tatl. denn es hängt damit zusammen, dass auch die ihm geheiligten berge die benennungen Etzel, Altvater, Gro/svater in mehrern gegenden empfiengen *). Thôrr selbst hiefs zugleich Atli d. i. grofsvater.

*) zeitschrift des hess. vereins 2, 139–142. Altd. blätt. 1, 288. Haupts zeitschr. 1, 26.

Ein hoher berg, über den von ältester zeit die hauptstrafse nach Italien zieht, in der kette zwischen den grajischen und penninischen alpen, der heutige sanct Bernhard, hiefs im frühen mittelalter mons Jovis. so häufig in den fränkischen annalen (Pertz 1, 150. 295. 453. 498. 512. 570. 606. 2, 82), bei Otto fris. de gest. Frid. 2, 24, bei Radevicus 1, 25, der ihn als via Julii Caesaris, modo mons Jovis bezeichnet; bei ags. schriftstellern munt Jofes (Lye s. v.), in Älfr. Boet. p. 150 muntgiov, in unserer kaiserchronik 884 monte job. Benennung und cultus führen schon auf die zeit der Römer zurück; die alpenbewohner verehrten einen Peninus deus, oder eine Penina dea: neque montibus his ab transitu Poenorum ullo Veragri, incolae jugi ejus, norunt nomen inditum, sed ab eo, quem in summo sacratum vertice peninum montani adpellant. Liv. 31, 38. quamvis legatur a poenina dea, quae ibi colitur, alpes ipsas vocari. Servius zu Virg. Aen. 10, 13. eine auf dem s. Bernhard gefundne inschrift (Jac. Spon miscellanea antiq. Lugd. 1685. p. 85) sagt ausdrücklich: Lucius Lucilius deo Penino, opt. max. donum dedit, und hieraus folgt, dafs man unter diesem gott sich den Jupiter dachte. den namen mons Jovis gebrauchen die classiker nie, auch die tabula Antonini benennt blofs den summus Penninus und den Penni lucus; zwischen dem 4 und 7 jh. scheint dafür Jovis mons aufgekommen, vielleicht mit rücksicht auf den gallischen oder gar deutschen sinn, in dem dieser gott damals aufgefasst wurde. man erinnere sich jenes deutschen îsarnodori auf dem nicht weit abgelegnen Juragebirge (s. 70)*).

Mit völliger sicherheit dürfen wir solche bergnamen in Deutschland selbst auf die verehrung des einheimischen gottes beziehen. allbekannt ist der Donnersberg (mont tonnerre) in der Rheinpfalz an der grenze der alten graf

*) zu unterscheiden von dem mons Jovis ist der mons gaudii, unter welchem das mittelalter eine höhe bei Rom verstand: Otto frising. 1. c. 2, 22; in der kaiserchronik a. a. o. heifst es wörtlich verdeutscht mendelberc. in romanischen gedichten des 12. 13 jh ist monjoie das französ. feldgeschrei, gewöhnlich aber mit beigefügtem s. Denis, z. b. monjoya, monjoya sant Denis. Ferabras 365; monjoie enseigne s. Denis. Garin 108. Ducange in der eilften dissertation zu Joinville erklärt monjoie unstatthaft für eine diminutivform von mont, da es in andern stellen (Roquefort 2, 207) allgemein ort der wonne und freude, paradies bezeichnet, so darf man bei der wörtlichen bedeutung stehen bleiben; es müste aber in mehrern gegenden berge dieses namens gegeben haben. möglich wäre, dafs auch dieses monjoie aus einem alten monjove (mons Jovis) hervorgieng: mit dem götterberg verband sich zugleich die idee eines wonneaufenthaltes.

schaft Falkenstein, zwischen Worms, Kaiserslautern und Kreuznach, ihn nennt eine urk. von 869 (Schannat hist. wormat. probat. p. 9) Thoneresberg. ein andrer Thuneresberg liegt in Westfalen an der Diemel unweit Warburg in mitten der dörfer Wormeln, Germete und Welda; die älteste seiner meldung thuende urkunde ist vom j. 1100 (Schaten mon. paderb. 1, 649). im mittelalter dauerte da noch ein grofses volksgericht fort, das ursprünglich sicher an die heiligkeit des ortes geknüpft wurde: comes ad Thuneresberhc (a. 1123) Wigands feme (222); comitia de Dunrisberg (a. 1105) Wigands arch. 1. 1, 56; a judicio nostro Thonresberch (a. 1239) das. 58. gerade in der nähe dieses berges steht die heilige eiche, deren s. 64 gedacht wurde, wie das robur Jovis bei dem hessischen Geismar (s. 63) unfern von einem Wuotansberg (s. 139). allem anschein nach konnte beider götter cultus dicht nebeneinander gepflogen werden. auf dem hessischen Knüllgebirge findet sich eine Donnerkaute; im Bernerland ein Donnerbühel (urk. a. 1303. Joh. Müller 1, 619). Wahrscheinlich sind noch in andern gegenden Deutschlands Donnersberge aufzufinden. eines im Regensburger gebiet gedenkt eine urk. von 882 unter dem namen Tuniesberg. Ried cod. dipl. num. 60. eine urk. von 1300 MB. 33 pars 1 p. 289 nennt einen Sifridus marschalcus de Donersperch, MB. 4, 94 a. 1194 Otto de Donersperg, 4, 528 a. 1153 steht Duonesberc, 11, 432 Tunniesberg. auf dem Thüringer walde ein Donershauk. Die Donares eih, das robur Jovis, war der dem blitzesendenden gott vorzüglich heilige baum, dessen in den deutschen wäldern eine unendliche fülle wuchs.

Auch in Scandinavien mangelt es nicht an Thôrs namen tragenden bergen und felsen: Thors klint in Ostgotland (vgl. Wildegrens Östergötland 1, 17), Thorsborg in Gotland; aus Norwegen, wo dieser gott vorzugsweise verehrt wurde, sind mir jedoch keine bekannt. in Vermland pflegt der gemeine mann die südwestliche himmelsgegend, aus der im sommer die meisten gewitter aufsteigen, Thorshåla, des Donners höle, zu nennen. (Geijer Svearikes häfder 1, 268).

Aber die slavischen Donnersberge sind nicht zu übersehen. bei Milleschau in Böhmen ein Hromolan, von hrom, donner, nach andern dialecten grom; in Steiermark ein Grimming, d. h. slav. germnik, altsl. gr'mnik (donnersberg, vgl. sloven. gr'mi, es donnert, serb. grmi) einer der steilsten berge der steirischen alpe, nicht weit davon ein

flüfschen genannt der Donnersbach *). Mit einem andern wort also drücken die Slaven gott und naturerscheinung aus, jenen altslav. durch Perun, poln. Piorun, böhm. Peraun **); bei den Südslaven scheint es früher ausgestorben, lebt aber noch in ableitungen und ortsnamen fort. Dobrowsky (inst. 289) führt es auf die wurzel peru, ferio, quatio zurück, und vielleicht hat dieser passende sinn eben zur entstellung der echteren wortform beigetragen ***). ich möchte ihr ein ausgefallnes k zutrauen: der litthauische, lettische, altpreussische donnergott heifst Perkunas, Pehrkons, Perkunos, und eine menge von ortsnamen sind damit zusammengesetzt. lith. Perkunas grauja (P. donnert), Perkunas musza (P. schlägt, ferit); lett. Pehrkons sperr (der donner schlägt ein). das slav. perun wird heutzutage weniger persönlich verwendet, und mehr vom blitzstrahl gebraucht. Schon Procop (de bello goth. 3, 14) sagt von den Sclavenen und Anten: θεὸν μὲν γὰρ ἕνα τὸν τῆς ἀστραπής δημιουργὸν ἁπάντων κύριον μόνον αὐτὸν νομίζουσιν εἶναι, καὶ θύουσιν αὐτῷ βόας τε καὶ ἱερεῖα ἁπάντα. Wiederum war dem Perun die eiche geweiht und alte urkunden bestimmen nach ihr die grenzen (do perunova duba), und die eichel hiefs den Römern juglans d. i. joviglans, Jovis glans, des väterlichen gottes frucht; der blitz soll gern in eichen einschlagen.

"

Perkun gemahnt nun an jenen morduinischen donnergott Porguini (oben s. 24), noch merkwürdiger an einen goth. ausdruck, der freilich wie er bei Ulfilas erscheint, alle personification eingebüfst hatte. das goth. neutrum fairguni (gramm. 2, 175. 453) bedeutet berg, ooos ****). wie wenn es vorzugsweise der Donnersberg gewesen und ein verlornes Fairguns des gottes name wäre? man dürfte die bedeutung von fairguni =mons unverändert behalten, und in das masc. Fairguns oder Fairguneis, folglich in Perkunas, den sinn jenes äxoros legen? ein schicklicher nebenname für den donnergott. Fergunna bezeichnet im

*) Kindermann abrifs von Steiermark p. 66. 67. 70. 81. **) die Slowaken sagen Parom und paromova strela f. perunova. ***) wie wenn man perun mit κεραυνός = περαυνός vergleichen dürfte? noch näher dem Perun schiene das sanser. Parjanyas, welchen namen Indras als Jupiter pluvius führt, wörtlich: befruchtender regen, donnerwolke, donner. einen hymnus auf diesen regengott theilt Rosens Vedae specimen p. 23 mit.

,

****) Matth. 8, 1. Marc. 5, 5. 11. 9, 2. 11, 1. Luc. 3, 5. 4, 29. 9, 37. 19, 29. 37. I. Cor. 13, 2. baírgahei ( opsvý) steht Luc. 1, 39. 65. nie das einfache baírgs,

chron. moissiac. a. 805 (Pertz 1, 308) keinen einzelnen ort, sondern das erzgebirge, und Virgunnia (Virgundia, Virgunda, vgl. Zeufs p. 10) den waldgebirgstrich zwischen Ansbach und Ellwangen. Wolfram Wh. 390, 2 sagt von seinem waltswenden: der Swarzwalt und Virgunt müesen dâ von cede ligen. in zusammensetzungen, ohne welche es völlig untergegangen wäre, kann das ahd. virgun, ags. firgen entweder blofs den begrif des bergigen, waldigen enthalten oder auf einen verdunkelten gottesnamen bezogen werden. wie es darum stehe; dafs mit faírguni, virgun, firgen göttlichverehrte wesen zusammenhängen, ergibt sich offenbar aus dem altn. Fiörgyn, gen. Fiörgynjar, worunter in der edda Thôrs mutter, die göttin Erde verstanden wird; und aufser ihr tritt noch ein männlicher Fiörgynn, gen. Fiörgvins, Fiörgyns (Sn. 10. 118) auf, als vater der Frigg, Odins gemahlin. in allen diesen wörtern mufs man faírg, firg, fiörg, als wurzel annehmen, und nicht abtheilen fair-guni, fir-gun, fiör-gyn. Nun sind zwar alle Anzeis alle Aesir, auf bergen thronend (s. 22) und auch Firgun dürfte für mehrere gelten, vorzugsweise wird aber dieser name von Donar und seiner mutter in anspruch genommen werden können, wie Perun, Perkun lehren und hernach noch die bedeutung berg und fels für hamar bestätigen soll. Wie Zeus rangios so hiefs Pallas, seine tochter, ἀκρία, ὀρεστέρα Γά, μάτερ αὐτοῦ Διός (Sophocl. Philoct. 389); der mythus überträgt von dem vater auf mutter und tochter. Von des Donners mutter wissen noch die märchen (pentam. 5, 4) und unbedenklich sind die sagen von dem teufel, seinem bad und seiner grofsmutter vergröberung heidnischer vorstellungen des donnergottes. Lasicz 47 meldet: Percuna tete mater est fulminis atque tonitrui, quae solem fessum ac pulverolentum balneo excipit, deinde lotum et nitidum postera die emittit. teta drückt sonst eben matertera, nicht mater aus.

Die christliche mythologie hat unter slavischen und einzelnen asiatischen völkern das geschäft des donnerers auf den propheten Elias übertragen, der im wetter gen himmel fährt, den ein wagen mit feuerrossen in empfang nimmt, II. buch der könige 2, 11. in den serbischen liedern 2, 1. 2, 2 heifst er ausdrücklich gromovnik Ilija *), blitz und donner (munja und grom) sind in seine hand gegeben, und er verschliefst sündhaften menschen die wol

*) 1, 77: udri gromom, gromovit Ilija! schlag mit donner, donnerer Elias!

« PreviousContinue »