Page images
PDF
EPUB

ten, und von den altn. Gautar (ags. Geátas, ahd. Kôzâ goth. Gautos?) unterschieden werden müssen.

Zu gott hat man längst das pers. khoda gehalten. wenn dieses, wie aufgestellt worden ist, durch eine starke verkürzung aus dem zendischen qvadâta (a se datus, increatus, sanskr. svadâta) hervorgieng, so wäre unser deutsches wort ursprünglich zusammensetzung und von treffendem sinn.

In ahd. eigennamen nimmt cot vielmal die erste stelle ein: Cotadio, Cotascalh, Cotafrit, Cotahram, Cotakisal, Cotaperaht, Cotalint, ohne dafs sich daraus irgend etwas für die bedeutung folgern liefse; sie sind gebildet, wie Irmandio, Hiltiscalh, Sikufrit, und können sich sowol auf den allgemeinen begrif des göttlichen wesens als auf einen mehr besonderen beziehen. Steht cot an zweiter stelle, so kann durch das compositum nur ein gott, nicht mensch ausgedrückt werden, so in Irmincot, Hellicot.

Ulfilas pflegt in der ableitung das TH mit D zu vertauschen, woraus sich die ahd. tenuis erklärt: es heifst gudafaúrhts Luc. 2, 25. gagudei Tit. 1, 1. während der dat. sg. beständig gupa lautet. auf gleiche weise wird, wenn von mehrern göttern, also von abgöttern, nach christlicher ansicht, die rede ist, das neutral gebrauchte guda Joh. 10, 34. 35 geschrieben. Die Angelsachsen bilden von god den neutralen pl. godu, sobald abgötter gemeint sind (cod. exon. 250, 2. 254, 9. 278, 16.) Nicht anders ist die ahd. und mhd. zusammensetzung apcot, aptcot meist neutral und hat den pl. apcotir; ob das mhd. der aptgot Geo. 3254. 3302 richtig sei, steht dahin, nhd. hat man angefangen abgott überall männlich zu gebrauchen, doch unser heutiger pl. götter, da es nur einen wahren gibt, fordert selbst die ursprüngliche neutralform zur erklärung, und der ahd. pl. cotâ, mhd. gote enthalten insofern einen widerspruch. bei Ulf. ist afguds kein subst., sondern adj. und bedeutet impius Sk. 44, 22; afgudei impietas. Rom. 11, 26; idola verdeutscht er durch galiuga (d. i. figmenta) 1 Cor. 5, 10, 10, 20. 28 oder galiugaguda 1 Cor. 10, 20 und idetov durch galiugê staps 1 Cor. 8, 10. Einen andern nhd. ausdruck götze habe ich gramm. 3, 694 besprochen; Luther schreibt 5 Mos. 12, 3 'die götzen ihrer götter', nimmt also götze für idolum. bei Er. Alberus fab. 23 ist der götz ein halbgott. *) Die altn. sprache unterscheidet das neutr. god (idolum) von dem masc. guđ (deus.)

*) schriftsteller des 16. 17 jh. gebrauchen ölgötze für bildseule

Unser volk, aus scheu den namen gottes zu entweihen, nimmt damit in flüchen und ausrufen eine veränderung vor: potz wetter! potz tausend! oder kotz tausend! kotz wunder! statt gottes; ich kann diesen gebrauch nicht auf die alte sprache zurückführen. Älter scheint die ähnliche wandlung des franz. dieu in bieu, bleu, guieu *).

Einige auffallende anwendungen des wortes gott in der älteren und in der volksprache können noch mit heidnischen vorstellungen zusammenhängen.

So wird gott gleichsam zur verstärkung des persönlichen pronomens beigefügt. in mhd. gedichten liest man die treuherzige empfangsformel: gote unde mir willekomen. Trist. 504. Frib. Trist. 497. gote sult ir willekomen sîn, iurem lande unde mir. Trist. 5186. got alrêst, dar nach mir, west willekomen. Parz. 305, 27. wis willekomen mir u. got. Frauend. 29 sît mir gote wilkomen. Eilh. Trist. 248. rehte got wilkomen mir. Dietr. 5200. nu sît ouch mir got wilkomen. Dietr. 5803. sît willekomen got und ouch mir. Dietr. 4619. nu wis mir gott wilkomen. Oswalt 208. 406. 1163. 1268. 1393. 2189 **). gote wilkomen, iurem lande unde mir. Trist. 5186; du solt grôz willekomen sîn dem rîchen got unde mir. Lanz. 1082; wis mir unde auch got wilkomen. Ls. 1, 514. zuweilen steht blofs gote: diu naht sî gote willekomen. Iw. 7400, was in den anm. s. 413 erklärt wird: gott gelobt; es sagt nichts als: für die nacht sei gott. in Oberdeutschland hat sich diese begrüssung gottwilche, gottwillkem, gottikum, skolkuom! heute erhalten (Stald. 1, 467. Schm. 2, 84.) ich finde sie nicht in romanischen gedichten, aber schon in dem sächsischlateinischen liede des 10 jh. auf Otto I und seinen bruder Heinrich : sîd wilicomo bêthiu goda ende mi! Das höchste wesen wird allgegenwärtig gedacht, und soll den eintretenden gast, wie der wirt selbst, in schutz nehmen, wie Slovenen dem

(nach Stieler von bildlicher vorstellung der auf dem ölberg schlafenden apostel.) Hans Sachs häufig 'den ölgötzen tragen' für: im haus schweren dienst thun. I. 5, 418d 528d. III. 3, 24a 49d. IV. 3, 37b 99a. Das ahd. coz, simpuvium Numae (Juvenal. 6, 343), das Graff 4, 154 mit götze vergleicht, war ein gefäfs und gehört zu giozan, fundere.

*) sangbieu (sang de dieu), corbieu (corps de dieu), vertubleu (vertu de dieu), morbleu (mort de dieu), parbleu (par dieu), vertuguieu, vertugoi (vertu de dieu), morguoi (mort de dieu), und andere dergleichen. schon Renart 18177 por la char bieu. auch altengl. cocksbones f. gods und ähnliches, vgl. Weber metr. rom. 3, 284.

**) das wegbleibende und zwischen beiden dativen alterthümlich, vgl. zeitschr. f. d. a. 2, 190.

anlangenden gast sagen: bog te vsprimi, gott empfange dich *), wir dem weggehenden: gott geleite, behüte, segne dich! das heifst einen gott empfehlen, befehlen, mhd. gote ergeben (Er. 3598.) ich vergleiche das dem ankömmling oder abreisenden zugerufne heil (heill ver þu! Sæm. 67a 86), wobei auch hilfreiche götter genannt werden: heill pu farir, heill þu âsyniom sêr! Sæm. 31a heill scaltu Agnarr, allz pic heilan biðr vera tŷr vera! Sæm. 40. Ebenso erhöht der name des allwissenden gottes die versicherung des wissens oder nichtwissens: daz weiz got unde ich. Trist. 4151. den schatz weiz nu nieman wan got unde mîn Nib. 2308, 3 **). auch hier reicht das blofse got hin: ingen vet min sorg utan gud. svenska visor 2, 7. Dafs aber diese redensarten mit gutem fug schon auf die heidnische zeit zurückgeführt werden lehrt folgende merkwürdige stelle aus fornald. sög. 1, 380: ek hugđa engan kunna nema mik ok Odinn. an geheimnissen, die niemand wissen kann aufser Odinn und wem er sie ins ohr gesagt hat, offenbart sich alsbald seine göttlichkeit (Sæm. 95b fornald. sög. 1, 487.) Nicht ganz vergleichbar sind redensarten wie: daz geloube gote unde mir. Amis 989; iu unde gote von himele klage ich unser leit. Nib. 1889, 3. ik klage gode unde iu. richtsteig landr. 11. 16. 37; sanc die messe beide god u. in. Parz. 378, 25. Wh. 289, 5. neic si im unde gote Iw. 6013; auch altfranz. jel te pardoins de diu et de mi. Mones unters. 245. Zuweilen wird das böse wesen neben der gottheit genannt: got noch den tiuvel loben. Iw. 1273. in beschirmet der tiuvel noch got. Iw. 4635 d. h. gar niemand.

Die gedichte des mittelalters legen gott menschliche leidenschaften bei; namentlich wird er oft in dem zustand des wolbehagens und der freude, dann aber auch in dem entgegengesetzten des zornes und der rache geschildert. jener begünstigt die erschaffung ausgezeichneter, glücklich gebildeter menschen. got was an einer süezen zuht, dor Parzivalen worhte. Parz. 148, 26. got der was vil senftes muotes, dô er geschuof sô reine ein wip. MS. 1, 17b. got der was in fröiden, dô er dich als ebene maz. MS. 1, 22. got in grofsen freuden was, do er dich schouf. altd. bl. 1, 413. got der was in hohem werde ***), dô er

*) buge waz primi gralva Venus! Ulr. v. L. 192, 20 vgl. 177, 14. **) hie hært uns anders nieman dan got unde diu waltvogellin. Ecke 96. niemen bevinde daz wan er und ich und ein kleinez vogellin, das mac wol getriuwe sîn. Walth. 40, 15. vögel belauschen die heimlichkeit der menschen.

***) der goth. ausdruck für friede, ruhe ist gavairthi.

geschuof die reinen fruht, wan ime was gar wol ze muote MS. 1, 24. got si zer werlde brâhte, dô ze freuden stuont. sîn muot. Wigal. 9282. got der was vil wol gemuot, dô er schuof sô reinem wîbe tugent, wünne, schoene an líbe. MS. 1, 201a. got was gezierde milde, der si bilde schuof nâch lobe. Troj. 145b. gott selb in richen freuden was, dô er ir lîp als ebene maz. misc. 2, 186. ich weiz daz got in fröiden was, dô er niht, frouwe, an dir vergaz waz man ze lobe sol schouwen. Ls. 1, 35. Auch ein troubadour singt: belha domna, de cor y entendia dieus, quan formet vostre cors amoros. Rayn. 1, 117 *). Eine gleichheidnische gesinnung ist es, welche gott neigung zuschreibt, menschliche schönheit zu beschauen, oder zu thun, was die menschen thun. got möhte selbe gerne sehen die selben juncfrouwen. fragm. 22a. gott möht in (den spielman) gerne hæren in sînen himelkæren. Trist. 7649. den slac scolte got selbe haben gesehen. Rol. 198, 18; got selbe möht ez gerne sehen. Trist. 6869; ein puneiz, daz in got selber möhte sehen. Frauend. 19. gestriten dazz dengel möhten hæren in den niun kæren. Parz. 230, 27; si möhte nach betwingen mite eines engels gedanc, daz er vil lihte einen wanc durch si von himele tæte. Iw. 6500 (nachgeahmt von Ottocar 166a). in Hartmanns Erec, als Ènitens weisse hände ein pferd besorgten (begiengen), heifst es 355: und wære, daz got hien erde rite, ich wæn, in genuocte da mite, ob er solhen marstaller hæte. Diesen begrif des theilnehmenden frohen, holden gottes drückt zumal das subst. huldi aus, altn. hylli: Odins hylli. Sæm. 47a. Ullar hylli ok allra goda. Sæm. 45.

Von dem gegensatz der uralten sinnlichen vorstellung des zürnenden, rächenden gottes soll im verfolg das wichtigste beispiel bei dem donner abgehandelt werden **). die idee kehrt in der edda und sonst mehrmals wieder. reiđr er þer Ođinn, rie₫r er þer Asabragr. Sæm. 85b. Odinn

*) dem schöpferischen, seines werkes frohen gott legen die mhd. dichter besonders fleifs und eifer bei: an den henden lac der gotes flîz. Parz. 88, 15. jach, er trüege den gottes fliz. Parz. 140, 5. got het sînen fliz gar ze wunsche wol an si geleit. Wigal. 4130.

**) piacula irae deûm. Liv. 22, 9. deos iratos habeam! dii immortales hominibus irasci et succensere consueverunt. Cic. pro Rosc. Com. 16, und Tacitus gerade bei Germanen: propitiine an irati dii. Germ. 5. ira dei. hist. 4, 26. infensi Batavis dii. hist. 5, 25. Im mittelalter: tu odium dei omniumque sanctorum habeas! vita Meinwerci cap. 13 S. 95. crebrescentibus jam jamque cottidie dei justo judicio in populo diversis calamitatibus et flagellis quid esset in quo deus offensus esset, vel quibus placari posset operibus. Pertz 2, 547.

ein zor

ofreidr. Sæm. 228. reid vard på Freyja oc fnasadi. Sæm. 71, sie schnaubte vor wut, wie dem zürnenden wolf der bart stiebt (Reinh. XLII.) guđin reid ordin. fornm. sög. 2, 29. 231. goda gremi (deorum ira) wird verkündet. Egilss. 352. at gremia gođ (offendere deos). fornald. sög. 2, 69. was imo god abolgan. Hel. 157, 19. than wirdid iu waldand gram, mahtig môdag. Hel. 41, 16, wie sonst: diu Sælde, welt, erde wird ihm gram. nec got in daz gebôt, dazs uns hie suohten mit ir her. Parz. 43, 28. hie ist geschehen gotes râche. Reinh. 975. got wil vervüeren sînen zorn. Osw. 717. ich wæne daz got ræche da selbe sînen anden. Gudr. 845, 4; daz riuwe got! Trist. 12131; daz ez got immer riuwe! Trist. 11704. beim verbot der sonntagsarbeit sagt die lex Bajuv. 6, 2: quia talis causa vitanda est, quae deum ad iracundiam provocat, et exinde flagellamur in frugibus et penuriam patimur. wie rohsinnlich drückte man sich noch im 17. jh. aus: ein misbrauch, der gott in harnisch bringt, und zu scharfer ungnädiger einsehung verursacht, dafs er gewis, zu rettung seiner ehre, mit fäusten darein schmeissen wird; oder: dem zornigen, eifrigen gott in die spie/se laufen *). Einen bösen menschen schalt man im mittelalter gote leide! gott und den menschen verhafster! verwünschung war jemanden in gottes hafs zu weisen: ûz in gotes haz! Trist. 5449. ûz strîchet balde in gotes haz! Trist. 14579. nu vart den gotes haz alsam ein boswiht von mir hin! Frauend. 25. mich hât der gotes haz bestanden. kl. 518. iuch hât rehte gotes haz (wie sonst: das unwetter, der teufel) daher gesendet beide. Iw. 6104. sô müeze ich haben gotes haz. Aw. 3, 212. varet hen an godes haz! Wiggert 2, 47. nu mueze er gewinnen gotes haz. Roth. 611. ebenso mnd. godsat hebbe! Huyd. op St. 2, 350. Reinaert 3196. **) Was aber vorzüglich beachtet werden mufs, jener formel in gotes haz oder blofs accusativisch gotes h. varn, strîchen völlig parallel steht eine andere, die für gott die sonne setzt; dadurch erhöht sich die heidnische färbung: ir sult farn der sunnen haz! Parz. 247, 26. var der sunnen haz! ungedr. ged. von Rüediger 46. hebe dich der sunnen haz! Er. 93; nu ziuhe in von mir der sunnen haz!, Helmbr. 1799. si hiezen in strîchen in der sunnen haz. Eracl. 1100. hiez in der sunnen haz hin varn. Frauend. 375, 26. ein so verfluchter ist unwerth von der sonne gnädig beschienen zu werden

*) Hartmann vom segensprechen. Nürnb. 1680 p. 158. 180. **) schwere krankheit und noth heifst gewöhnlich: der gotes slac. Grimms mythol. 3. ausgabe.

2

« PreviousContinue »