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Er gab sich nie das Ansehen, mit den griechischen Schrift stellern, welche er nicht zum besondern Gegenstand feiner Studien machte, sehr vertraut zu sein. Seine Bekanntschaft mit den Historikern z. B. war verhältnißmäßig eine sehr oberflächliche. Er hatte Herodot's Geschichte nur einmal ges lesen; seine Ausgabe war die Wesseling'sche: er verkaufte fie viele Jahre vor seinem Tode, bemerkend, er habe..,, genug an ihm" gehabt. Diodor hatte er kaum angesehen. Stras bo begann er in seinen lezten Jahren zu lesen und strich, wie gewöhnlich, die schweren Stellen an, bemerkend, dies sei ein Werk, das man wol einmal lesen sollte. Es ist nicht gewiß, ob er diese Lecture zu Ende brachte.

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Er vergeudete die legten Jahre seines Lebens leider mit Romanentecture und hing andern Neigungen nach, welche mit dem Ernste des Gelehrten sich eben nicht sehr vertragen Seine Liebe für claffische Studien nahm vielleicht in demsel ben Verhältnisse ab. Er pflegte zu sagen, wenn er einen Sohn hätte, so würde er ihn gewiß Französisch lehren lassen; was das Lateinische und Griechische betrifft, so sei, er der Nüglichkeit dieser Sprachen eben nicht so gewiß. Mit der gleichen Reden durfte man es bei Porson jedoch nicht immer genau nehmen. Er hatte die unglückliche Eigenheit, daß er überall ängstlich vermied, für irgend etwas eine starke Ans hänglichkeit zu zeigen; dies galt selbst von den Studien, denen er sein Leben geweiht hatte.

2. Porson hatte eine andere Eigenheit, welche man selten bei Männern von so hoher Geisteskraft und Lebendigkeit fins det: das mechanische Collationiren von Handschriften gewährte ihm Vergnügen und was die Eleganz seiner Schrift betrifft, ist er der Fürst aller åltern und neuern Gelehrten. Er sagte oft, einige seiner schönsten Lebensstunden seien die gewesen, welche er, mit einer Rabenfeder in der Hand, und eine alte unpaginirte Ausgabe vor sich, mit dem Einschreiben der Blåtterzahl hingebracht und am Rande die Abtheilungen der Abs schnitte und Capitel aus einer neuern Ausgabe eingetragen habe.

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Es ist bekannt, daß er sich dem Trinken stark ergeben hatte. Vielleicht war es sein Menschenhaß, dessen Beute er in seinen spåtern Jahren wurde, eher denn ein natürliches Hinneigen zu Erceffen, was ihn zum übermäßigen Genusse geistiger Getränke trieb. Es ist merkwürdig, daß er die Anfichten, welche er in solchen unglücklichen Augenblicken aussprach, hernach stets auf das hartnäckigste vertheidigte, wenn er sich ja derselben erinnerte. Er aß bei einem Bekannten zu

Mittag und wurde bei der dritten oder vierten Flasche von dem felben gefragt, welche Methode er für die beste halte, einem Knaben Griechisch zu lehren.,,Laßt ihn Scapala's Wörterbuch durchlesen", sagte er. Als einige seiner Freunde wieder mit ihm zusammentrafen, erinnerten fie Porfon an das Ges fagte und glaubten, er werde ihnen gewonnenes Spiel geben; fie irrten sich aber: Porson nahm seine Aussage nicht zurück und behauptete in der Folge, wenn der Gegenstand zur Rede kam, immer, das Lesen von Scapala's Wörterbuch sei die beste Weise für einen Knaben, das Griechische zu lernen.

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Es war schwer, ihn in eine gelehrte Unterhaltung zu verwickeln. Wakefield beklagt sich unter Andern darüber in einem Briefe an For. Es läßt sich denken, daß ein Mann, der so mühevoll und anhaltend arbeitete, in seinen Mußestunden ungern auf Das zurückkam, dem er eben ermüdet ent flohen war. Er mochte auch noch andere Gründe haben. — Wahrscheinlich war er zuweilen der Ansicht, daß er seine Ges lehrsamkeit wol gern der Popularität einiger Werke opfern möchte, z. B. des Junius Briefen", oder Swift's Tale of a tub", 2 Werke, die er sehr bewunderte und fast auswen= big wußte. Seine. Unterhaltung bewies seine Vorliebe für folche pikante Productionen. Diejenigen, welche sich seinem bittern und schneidenden Wise blosstellten, reizten ihn nicht zum zweiten Male. Er mistraute indessen seiner Originalität bei ähnlichen Gelegenheiten. Wir Leute von gutem Gedächt= nis", sagte er, sind wirklich große Dummköpfe. Wir sagen Nichts, das uns angehört. Ich habe 1000 Mal originell sein wollen, mich aber stets später erinnert, woher ich meine Einfälle, wenn sie gut waren, geholt hatte".

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Porson war oft in Geldnöthen. Bei einer solchen Gelegenheit kam er zu einem Freunde und sagte,,,er habe den ganzen Morgen die Straßen von London durchwandert und gedacht, wie seltsam es sei, daß nicht einer der vielen Menschen da so viel von griechischen Versen wisse als er, und daß ihm dennoch Niemand 100 Pfund für sein Wissen gåbe". In diesen Augenblicken sprach er oft davon, daß er sich in die Wildnisse von Amerika zurückziehen wolle und machte Plane, in glücklicher Abgeschiedenheit, ohne einen Freund und ohne ein Buch, dort sein Leben zu beschließen. Vielleicht that er Unrecht, diesen Plan nicht ins Werk zu sehen.

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20.

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Anzeiger der biographischen Literatur vom J. 1827.

(Fortsetung.)

M.

Manger, euvw. v., vormal. Oberpolizeidirector des Kurfür

stenth. Hessen-Kaffel und Commandeur 1. El. des k. heff. Löwenordens. Ueber ihn u. s. Lage als Festungsgefangener zu Spangenberg. Quedlinburg. (Von Joh. v. Horn.)

Ift von dem Adv. F. Hahn, dem Vertheidiger des Geh. Cas binetsarchivars Müller u. des O. - P.- Dir. v. Manger, für eine gehaltlose Flugschrift erklärt worden. S. Aug. Anz. der Deuts schen, 1827, Nr. 315.

Mason Good. Memoirs of the life, writings and character literary, professional and religious of the late Mason Good. By Olinthus Gregory. London.

Maximilians I., Königs v. Baiern, Lebensbeschreibung. M. Portr. Gr. 4. Gotha. (A. d. 9. Bd. des Deutschen Ehrentempels.)

Lebens- und Regentengesch. Max. Jos. 1. Königs von Baiern. Mit dessen Brustbild. Gr. 16. (Aus dem Regentenalmanach von 1827 abgedr.)

Melville. The life of Andrew Melville. By J. Oerie. 2 Bde. London.

Mémoiren.

Mémoires du Marquis de Bouillé (Comte Louis) sur le départ de Louis XVI au mois de juin 1791 (mit wichtigen Beitr.), und Mémoires de Charles Barbaroux (Conventsglied, über d. 10. Aug.). Beide gehören zu der Collection des mémoires rélatifs à la révolut. franç.

d'une contemporaine, ou souvenirs d'une femme sur les principaux personnages de la république, du consulat, de l'empire etc. 8 Bde. 3. Ausg. Paris, 1828.

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