Page images
PDF
EPUB

in kap. III und IV ausgeführten enthalten. So behandelt er in kap. I Voragine and the Latin versions und zwar: a) Voragine's life and works; b) Date of the Legenda Aurea; c) Its character and scope; d) Literary history; e) The standard editions.

Aus dem zweiten abschnitt mag erwähnt werden, dass Butler die entstehungszeit der L. A. zeitlich etwas hinaufrückt (1260—1270) und auf grund einer stelle im vorwort von Voragine's Chronicon Januense eine allmähliche entstehung der L. A. annimmt, indem ihr verfasser, durch den erfolg ermuntert, von zeit zu zeit weitere geschichten hinzugefügt habe. Dagegen lässt sich einwenden: wenn wirklich eine solche entwicklung durch mehrere vermehrte auflagen hindurch bestanden hätte, müssten sich die spuren davon doch in gestalt von weniger vollständigen lateinischen handschriften finden, was aber, soviel sich bis jetzt sehen lässt, nicht der fall ist. Auch kann die citierte stelle aus dem Chronicon Januense anders gedeutet werden. Im 3. Abschnitt wird auf die bei der L. A. in betracht kommenden quellenfragen kurz hingedeutet und die kritische thätigkeit des Jacobus de Voragine gestreift, der manchmal die wahrheit seiner geschichten anzweifelt und es dem urteil des lesers überlässt, sie zu glauben oder nicht, eine bemerkung, die übrigens Caxton in seine fassung nicht mit herübernahm. Abschnitt 4 bespricht einige der ältesten in England vorhandenen hss., sowie die drucke, macht auf die nachahmungen der Leg. Aurea aufmerksam und auf die angriffe, denen sie besonders seit der reformation ausgesetzt war.

Im zweiten kapitel geht der verf. zu den franz. versionen über, der sogen. übersetzung von Jean Belet und der Jean de Vignay's mit ihren verschiedenen redactionen. Butler stellt zunächst fest, dass wir zwischen zwei personen namens Jean Belet zu unterscheiden haben, zwischen dem verfasser des Rationale Divinorum Officiorum, das Jacobus de Voragine selbst vielfach benutzt und citiert, und dem verfasser der Légende des sains dorés (oder dorée). Von letzterer erhalten wir die genaue beschreibung mehrerer handschriften, deren richtigkeit ich zwar nicht nachprüfen kann, die aber doch einen zuverlässigen eindruck macht. Es sind das: Bibl. Nat. Ms. franc. 183 früher 6845, 185 früher 6845 44, Brit. Mus. Addit. 17,275, ferner Bibl. Nat. 413 früher 70195, Queen's Coll. Oxf. 305, Brit. Mus. Reg. 20 D VI und Addit. 6524. Der versuch, im anschluss an die handschriften diese fassung mit der des Jacobus de Voragine zu vergleichen, ist aber etwas mager aus

gefallen, er enthält mehr andeutungen als gesicherte ergebnisse. — Besser steht es mit dem abschnitt über Jean de Vignay, obgleich ich hier grössere vollständigkeit gewünscht hätte. B. scheidet die unter de Vignay's namen umlaufenden texte in drei klassen: eigentliche übersetzung, dieselbe und neue legenden, vollständige umarbeitung. Als vertreter der ersten beschreibt er Ms. Brit. Mus. Reg. 19. B XVII, Addit. 16,907, Egert. 645 und Bibl. Nat. Ms. franc. 241 früher 6888. Den übergang zur zweiten stellt ihm ein druck von Guillaume Le Roy, Lyons 1485 dar, die selbst in Bibl. Nat. Ms. franc 242 früher 6888 ihren vertreter findet. Die dritte gruppe ist in Ms. Brit. Mus. Stowe 50-51 und einem nahe verwandten druck von etwa 1480 zu sehen (Brit. Mus. Cat. C. 53 K 1). Ausserhalb dieser drei gruppen, weitere Fassungen andeutend, stehen Bibl. Nat. Ms. franc. 1054, 1534 und 1535.

Kap. III-IV enthalten den eigentlichen hauptteil, English prose versions: A) The 15th century version und B) Caxton's Golden Legende, his method of composition and sources. Von ersterer giebt es ausser einem bruchstück fünf annähernd vollständige handschriften, die B. unter berichtigung mancher irrtümer Horstmann's eingehend beschreibt: Ms. Harl. 4775, Harl. 630, Egert. 876, Addit. 11,565, Lansd. 350, Douce 372 (Bodl.). Im gegensatz zu Horstmann nimmt er bei dieser Fassung direkte übersetzung aus dem Lateinischen an: "we have whole pages of evidence to show convincingly that the English Mss. by no means follow Vignay word for word, and though all of it cannot be given, I shall present enough to show that the English translator used the Latin, even if he did also know the French," (s. 70) und "I have no doubt that the English Mss. were translated from the Latin" (s. 73). Diese seine ganze beweisführung scheint der verf. aber später wieder vergessen oder aufgegeben zu haben; denn in auffälligem widerspruch dazu steht folgende bemerkung, die eine rückkehr zu Horstmann's standpunkt bedeutet, auf s. 147: “We have five fairly complete Mss. of an English prose translation of the Legenda Aurea, made from the French of Jean de Vignay, with some use of the Latin.." Ein solcher widerspruch durfte gerade an dieser Stelle, wo es sich um einen kardinalpunkt handelt, nicht vorkommen. Denn wenn uns B. nun im zweiten abschnitt dieses kapitels zeigt, dass Caxton diese handschriftengruppe benutzte, so ist es doch sehr wichtig, klarheit darüber zu haben, welche stadien diese fassung vorher durchlaufen hat.

In kap. IV (s. 87-98) werden die sogen. etymologiae, d. h. die jedem heiligenleben beigefügten vorreden, und ihre wiedergabe durch Caxton abgehandelt. Zur illustration des gesagten erhalten wir in kap. V diplomatische abdrücke einzelner legenden aus handschriften in englischer und franz. fassung und zwar St. Cuthbert, St. Aldelme, St. Swythyn, St. Donston, St. Thomas of Canterbury, The 7 Sleepers, St. Marine (frz. u. engl.), St. Patrick, St. Patrice (frz. handschriften und gedruckte Vignay-fassung), The Holy Cross.

Kap. VI, Remarks on the texts. Results, fasst das ergebnis zusammen, das kurz mitgeteilt werden möge. Zu grunde legte Caxton die dritte fassung der de Vignay-version (Ms. Stowe = druck); für 14 kapitel entnahm er seinen stoff der bibel, aber unter benutzung von Josephus, des Polychronicon etc. Von 19 neu hinzugekommenen englischen heiligen stammen 8 aus den erwähnten engl. handschriften, besonders aus Addit. 11 565, die anderen wahrscheinlich aus dem verlorenen original dieser handschriften. 5 legenden beruhen auf der lat. fassung, während die ursprüngliche franz. fassung von de Vignay nicht benutzt ist. Über die redaktionsthätigkeit Caxton's im einzelnen erhält man aus Butler's darstellung eigentlich kein ganz klares bild.

Denn wie auf s. 98 von ihm selbst bemerkt wird, ist seine behandlung des themas keine erschöpfende; ein grosses stück arbeit bleibt hier noch zu leisten; vor allem wird auf eine vertiefung der untersuchung, auf übersichtliche gruppierung um feste gesichtspunkte und aufzeigung der gründe, die bei Caxton für beibehaltung oder veränderung massgebend waren, bedacht zu nehmen sein. Was wir dem verf. aber als grosses verdienst anrechnen müssen, ist, dass er die grundlinien gezogen und die wege angegeben hat, auf denen weiterzuarbeiten ist, und ferner, dass er auf die quellen zurückgegriffen und wertvolles material aus den handschriften beigebracht hat. Da ihm ohne zweifel der stoff sehr vertraut ist, wäre zu wünschen, dass er seine arbeit uns dereinst in einer vollständigen fassung präsentierte.

Berlin, November 1900.

Heinrich Spies.

Leonard Cox, The arte or crafte of rhetoryke. A reprint edited with an introduction, notes and glossarial index by Frederic Ives Carpenter Ph. D. Chicago, The university of Chicago press 1899. A. u. d. t. English Studies No. V. 177 ss. 8°.

Es muss als eine verdienstliche arbeit bezeichnet werden, dass durch diesen neudruck die nur in zwei exemplaren (Britisches museum und Bodleian) vorhandene rhetorik von Leonard Cox, die noch dazu verschiedene ausgaben darstellen, der wissenschaft allgemein zugänglich gemacht wird. Sie hat für uns nicht nur deshalb interesse, weil sie die erste ihrer art in England ist und nebenbei ein nicht uninteressantes sprachliches denkmal darstellt, sondern auch darum, weil sie ihre hauptquelle in dem werke eines deutschen humanisten findet, in Melanchthon's Institutiones Rhetoricae 1521, wie Carpenter bereits Mod. Lang. Notes Mai 1898 mitgeteilt hatte.

In der dem abdruck vorangestellten einleitung sind unter I die aus dem leben des späteren schoolmaster von Reading be kannten thatsachen und vermutungen auf grund der quellen fleissig zusammengetragen, aus denen wir uns wenigstens im allgemeinen ein bild seiner äusseren lebensschicksale machen können. Besonderes interesse darf hierbei die thatsache beanspruchen, dass Leonard Cox einer grossen anzahl bedeutender männer seiner zeit freundschaftlich näher trat, so Erasmus, Melanchthon, Leland, Palsgrave, Bale, Faringdon, dem drucker Toy und John Hales. Dem lebensabriss folgt eine willkommene bibliographie der werke von Cox, zwölf an der zahl, von denen jedoch vier zweifelhaft sind. Unter III wird dann (s. 22-33) die bedeutung der rhetorik erörtert, unter bezugnahme auf ihre vorgänger und nachfolger. Die rhetoriken der renaissance beruhten in ihren wesentlichen bestandteilen auf Hermogenes, Quintilian und besonders auf Cicero. Leonard Cox verweist die wissbegierigen unter seinen lesern auf Hermogenes und Trapezuntius, der, von geburt ein Kreter, von 1396-1486 lebte und in Venedig und Rom lehrte. Die erste in England gedruckte rhetorik war eine lateinische abhandlung von Traversanus, zugleich das erste (1480) in St. Albans gedruckte buch. In englischer sprache ist der erste abriss einer rhetorik gedruckt in Caxton's Myrrour and dyscrypcyon of the worlde, 1481, und Stephen Hawes' Pastime of pleasure widmet der rhetorik volle sieben kapitel. Dass die rhetorik als ein teil des Trivium der artes liberales natürlich auch sonst in der mittelalterlichen eng

lischen litteratur behandelt wird, wird in Carpenter's einleitung nur ganz nebenbei gestreift. Ein rückblick hierauf würde sich entschieden gelohnt haben. Carpenter erwähnt zwar Gower (der übrigens nicht nach der wenig zugänglichen ausgabe von Chalmers citiert werden sollte), aber wenn er Gower erwähnt, musste er auf die Secreta Secretorum überhaupt und ihre englischen übersetzungen bezw. bearbeitungen aufmerksam machen, von denen die Lydgate's und Burgh's leider eine methodisch anfechtbare und im abdruck höchst ungenaue ausgabe durch Steele erfahren hat..

Leonard Cox tritt mit eigenen absichten auf den plan. Sein zweck ist im grunde ein rein praktischer, ein schulmeisterlicher. Seine rhetorik soll teils ein hilfsbuch abgeben für rechtsanwälte, gesandte, prediger, sowie überhaupt für solche, die öffentlich als redner aufzutreten haben; insbesondere aber ist sein büchlein als ein schul- und elementarbuch gedacht für die, welche "haue by neclygence or els false persuasyons be put to the lernynge of other scyences or euer they haue attayned any meane knowledge of the latyne tongue". Über seine quelle bemerkt er "I haue partely traunslatyd out of a werke of Rhetoryke wrytten in the lattyn tongue, (and partely compyled of myne owne), . . ." und an anderer stelle "But nowe I haue folowed the facion of Tully, who made a seuer all werk of inuencion. Seine vorlage, Melanchthon's Institutiones rethoricae, mit namen zu nennen, war nicht angängig zu einer zeit, wo man in den massgebenden kreisen Englands auf die thätigkeit der deutschen reformatoren mit misstrauischer voreingenommenheit herabsah. Mehr als ein drittel hat Cox aus Melanchthon direkt übersetzt; ein weiteres drittel bildet teils eine erweiterung einzelner stellen daraus, teils übersetzung von stellen aus Cicero, Melanchthon's De rhetorica oder anderen autoren. Die behandlung der übersetzten stellen ist eine sehr freie; selten nur hat Cox wörtlich übertragen. Es lässt sich dies in Carpenter's ausgabe sehr gut verfolgen, da er aus Melanchthon's wercken einen grossen teil mit abdruckt und auch in den anmerkungen an vielen stellen auf die quellen verweist.

Der neudruck der englischen rhetorik beruht im wesentlichen auf der undatierten ersten ausgabe, etwa aus dem jahre 1530, und macht durchweg den eindruck der zuverlässigkeit. Vereinzelte druckfehler, wie z. b. s. 49 z. II v. u. 1. must st. muft und s. 81 z. 91. that st. tha, sind wohl nicht original, sonst wären sie vom herausgeber gebessert worden. Über die angabe der varianten sagt

« PreviousContinue »