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manchmal auch durch kleine zusätze von attributen oder adverbien hat er darum die darstellung etwas fliessender gestaltet, ohne jene eigentümlichkeit des ae. poetischen stiles ganz zu verwischen. Die übersetzung liest sich leicht und flüssig und zeichnet sich im ganzen auch durch zuverlässigkeit und korrektheit aus; stellen, an denen eigentliche übersetzungsfehler begangen sind, habe ich nur ganz wenige angetroffen; sie aufzuzählen, darf ich mir ersparen, da der wesentliche sinn auch dort meist nicht verfehlt ist und jeder kundige solche mängel leicht selbst verbessern kann.

Als grundlage der erneuerung hat die textgestalt in GreinWülkers Bibl. d. ags. poesie III gedient; doch wahrt sich ihren nicht ganz wenigen gebrechen gegenüber Root seine selbständigkeit, besonders in der interpunktion. Auch in der aufnahme von verbesserungen hat er sich mit nutzen der arbeiten von Sievers, Cosijn und anderen bedient, mit eigenen konjekturen dagegen ist er sehr zurückhaltend; die nennenswertesten sind v. 1035, wo er aus der Blickling Homilie die zahl 248 aufnimmt, und v. 1376f., wo er lesen will:

Hwæt me eađe [mæg] ælmihtig God
niđa [generian], se đe in niedum iu.

Alle diese abweichungen von Wülker's text rechtfertigt R. in den dem text beigegebenen anmerkungen.

In einer der übersetzung vorausgeschickten kurzen einleitung orientiert der verf. über überlieferung, abfassung, quellen und poetischen wert des gedichtes, ohne neues zu der entscheidung der vielen an diese dinge sich anknüpfenden streitfragen beibringen zu wollen. Seine behauptung, dass der Andreas das beste der in der Verceller handschrift überlieferten gedichte sei, wird nicht überall ohne widerspruch hingenommen werden. Die bemerkungen über die frage nach der autorschaft des gedichtes sind dürftig und lassen die neuesten publikationen darüber von Trautmann, Brandl, Buttenwieser unberücksichtigt. Ebenso ist bei dem nachweis der quellen die notiz von Förster im Archiv f. d. st. n. spr. 91, 202 übersehen, deren kenntnis den verf. zu einer verbesserung des auf s. X über die lateinische übersetzung der Πράξεις Ανδρέου καὶ Ματθαίου gesagten veranlassen wird.

Basel, 16. April 1900.

Gustav Binz.

1. Johannes Halfmann, Das auf der Bibliothèque Nationale zu Paris befindliche manuskript der 'Canterbury Tales'. Kieler dissertation, 1898. 56 ss. 8°.

2. Chaucer's Prologue, The Knight's Tale, and the Nun's Priest's Tale, from Chaucer's Canterbury Tales. Edited, with an Introduction, Notes, and Glossary by Frank Jewett Mather, jr., Ph.D., Assistant Professor of English and the Romance Languages in Williams College. The Riverside Press, Cambridge (America). LXXIX + 143, 27 ss. 8°.

Wenn auch etwas verspätet, halte ich es doch für nützlich, ein paar bemerkungen über die erstbezeichnete schrift zu machen. Die Pariser handschrift der C. T. gehört freilich zu den schlechteren; da sie aber, wie Zupitza in den Specimens II gezeigt hat, in des Pardoner's Prologue und Tale wenigstens, zu derselben gruppe gehört wie die bekannte Harleian - hs. 7334, zu der ausserdem nur noch ein paar andere (Harl. 7335 und eines der demnächst im druck erscheinenden Ashburnham - mss.) in weiterer beziehung stehen, so könnten eingehendere mitteilungen über die obige hs. gelegentlich von interesse sein.

Nun zeigt sich aber die merkwürdige thatsache, soweit die ausführungen des verfassers hierüber zuverlässigen aufschluss geben, dass die Pariser hs. nur zum teil zur Har.-gruppe gehört, indem sowohl die anordnung der erzählungen, die freilich nicht vollständig überliefert sind, wie auch eine anzahl von lesarten in einigen partien (s. s. 27) sie bald der gruppe der Cambridger hs. hs., bald der des Ellesmere-ms., bald der durch das Corpus- und das Petworth-ms. repräsentierten näherzubringen scheinen.

Dieses unbestimmten ausdrucks bediene ich mich absichtlich, da ich bei der prüfung einzelner abschnitte in dieser dissertation eine solche anzahl von ungenauigkeiten in den dortigen angaben entdeckt habe, dass der wert der vorliegenden arbeit dadurch er heblich herabgesetzt wird. Ich beginne mit der Pardoner's Tale (s. 22 f. und s. 50 f.), da hier der vollständige abdruck der Pariser hs. in den von Zupitza edierten Specimens eine sichere kontrolle möglich macht.

Die in vv. 291 und 292 angeführten lesarten finden sich nicht, wie Halfmann angiebt, im Petw.-ms., dagegen im Lansd.; vv. 297 und 298 fehlen auch im Petw.-ms.

Von den für die beurteilung der handschriftenverhältnisse wichtigen stellen (s. Zup., 1. c. §§ 9 ff.) sind in der dissertation

übergangen die in den vv. 377, 388, 394, 474, 477, 537, 394, 544, 625 etc. Von anderen fällen, in denen sich die verderbtheit der in rede stehenden hs, zeigt, ohne dass sie hier erwähnung finden, will ich auch nur ein paar anführen: v. 673 subtantly f. sodeynly, v. 681 thynk f. thynketh that; v. 709 al vor torent eingefügt (so auch in einigen andern schlechten mss.); v. 722 that fehlt (auch in anderen); v. 738 welkid and pale f. pale and welkid; v. 798 ful vor subtilly, wie die Corp.- u. Petw.-gruppe etc.; v. 810 and also am anfange des verses hinzugefügt; v. 811 ful fehlt (auch in Petw. etc.); v. 849 yee shall f. pou shalt; v. 867 wird so, v. 868 yt an vorletzter stelle eingefügt, wie auch in einigen andern mss. geringerer bedeutung; so zum teil in denen der Petw.gruppe; v. 886 wherin (desgl. Petw. etc.) f. ther od. therin; v. 897 leechery f. luxurie; v. 916 crist fehlt; v. 917 this f. his; v. 933 I f. ye (ebenso Corp., Lansd.); v. 953 and f. or; v. 957 that no thing f. no word; v. 958 no lenger quoth oure host ne lyst me to play f. Now quod oure hoost I wol no lenger pleye, etc.

Doch auch sonst erhalten wir nicht die zu erwartende sichere auskunft, da der verf. wohl eine anzahl abweichender lesarten anführt, jedoch nirgends bestimmt angiebt, mit welcher hs. oder hss..-gruppe der Pariser codex in den nicht erwähnten versen übereinstimmt. Z. b. Knightes Tale v. 943 hat Har. allein y-slawe, alle andern hss. slawe; welche variante findet sich in Par.? Eine ähnliche unsicherheit wird man gegenüber folgenden fällen fühlen: V. 1039 haben E., Gg., Har. fyner, Hen., Corp., Petw. fairer, Lan. feireste; v. 1154 E., Hen. outrely, Gg., Har. vtterly, Corp., Lan., Petw. witterly; v. 1179 E. whil.. so, Hen., Corp., Lan., Petw. whil pat. . so, Gg., Har. whil that. . (so fehlt); v. 1573 E. after he, Hen., Gg., Corp., Petw. afterward he, Lan. he afterwarde, Har. aftirward; v. 1632 E. the, Hen., Gg., Har. this, die andern his; v. 1737 Gg. Emalia, Corp. Emelya, die andern Emely(e); v. 2684 E., Hen., Gg. furie, die andern fyr; v. 2840 Hen. chaungen, Har. torne, fehlt sonst; v. 3008 E., Hen., Petw. or of, Gg. or of a, Corp., Lan. nor of, Har. ne etc. S. 33, 3. z. v. o. lies 3004 st. 3606.

Wenn nun in vielen solcher fälle die entscheidung auch nicht von der Pariser hs. abhängen wird, so lässt es sich doch bei der kollation eines ms. nicht mit sicherheit voraussehen, welche von den darin vorkommenden abweichungen einmal von interesse sein kann, und so kann eine arbeit wie die vorliegende dissertation

wenn

doch nur dann von nutzen sein, wenn sie auch scheinbare kleinigkeiten nicht übergeht und somit als in jeder beziehung zuverlässig gelten darf. Denn das hier gebotene material würde man auch auf die notierung aller graphischen und dialektischen eigentümlichkeiten verzichtet nicht ausreichen, um bestimmen zu können, welchem zweige oder welchem besondern ms. die Pariser hs. in denjenigen fällen näher verwandt ist, wo sie, wie schon bemerkt, einer vorlage gefolgt sein soll, die nicht der Har.-gruppe angehört.

Was das zweite hier zu besprechende werkchen angeht, so ist es zur einführung in die dichtungen Chaucer's, nicht zur grundlage eines ernsteren studiums desselben bestimmt und muss daher von einem entsprechenden standpunkte beurteilt werden. Erfreulich ist in der einleitung die frische der darstellung und das bestreben, den leser für unsern poeten zu begeistern und in ihm das richtige verständnis für seine eigenart zu erwecken. Wenn daraus auch hervorgeht, dass der verf. sich gern und ziemlich eingehend mit den werken Chaucer's beschäftigt hat, so ist doch der philologische wert seiner arbeit als ein wenig bedeutender zu bezeichnen, obwohl er hier und da originale ansichten vorzubringen scheint, so dass sich diese ausgabe für die zwecke unserer studierenden jugend nicht gerade empfehlen lässt. Dies wird man aus den folgenden anführungen leicht ersehen.

Ich will hierbei nicht näher auf die frage der datierung gewisser erzählungen der C. T. (s. XIV) und des Mars (s. XXXIII) oder auf die der ursprünglichen gestalt von Palamon und Arcitas (s. XVIII f.) eingehen, in denen Mather von den von mir früher wiederholt dargelegten ansichten abweicht, sondern mich sogleich zu ein paar bemerkungen über seine textbehandlung wenden.

Hier geht nun der herausgeber seine eigene bahnen, worüber er im Appendix of Various Readings (s. 137 ff.) kurz handelt. Da ihn Zupitza's sorgfältige untersuchungen über die abhängigkeit sämtlicher hss. von einer quelle nicht befriedigen, macht er sich, ohne eine eingehende begründung für nötig zu erachten, ein neues handschriftenverhältnis zurecht. Hiernach bilden die Ellesmere-, Hengwrt- und die Cambridger mss. (Gg.) eine gruppe A, die die erste bearbeitung des dichters darstellt; Corpus, Lansdowne und Petworth eine gruppe B, die, obwohl schlechter überliefert als A, den vorzug vor jener verdient, da ihr original eine zweite, vom dichter selbst herrührende bearbeitung der C. T. sein soll (?). Die

Harleian-hs. (7734) repräsentiert dann eine dritte gruppe, deren varianten von einem kopisten herrühren und daher gar nicht oder doch nur ausnahmsweise berücksichtigung verdienen. Solange Mather seine ansicht über die vorzüge der B-gruppe durch keine besseren gründe als durch die ganz allgemein gehaltenen: das arrangement der erzählung und öfters metrisch richtigere verse als in A, stützt, werden wir füglich über diese behauptungen hinweggehen können und abwarten, wodurch er die bisherige, von allen hervorragenden forschern anerkannte anschauung über die hs.-verhältnisse der C. T. als irrig nachzuweisen gedenkt 1), wenn auch vielleicht das vorliegende, sich an einen grösseren kreis wendende büchlein hierzu nicht der geeignete ort war.

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Doch wollte man dem herausgeber die berechtigung, nach diesen prinzipien seinen text zu konstruieren, auch einräumen, so wird man doch öfters stellen finden, an denen er auch da die lesarten von E., Hen., Gg. oder Har., ohne dies immer in seinen varianten zu erwähnen, gewählt hat, wo weder vers noch sinn dazu zwangen; z. b. Gen. Prol. v. 396 y-drawe (Gg.); v. 485 y-preved (Har.); v. 603 ne other etc. (Gg., Har., Lan.) gegenüber nor in Co., E., Hen.; v. 613 lerned hadde (Hen., Har.) gegenüber he hadde lerned (Co., Pe., Lan., E., Gg.); v. 686 lay nimmt er stillschweigend aus Har., obwohl sich der vers auch als 9 silbiger lesen lässt; Kn. T. v. 173 (6-text etc. 1031) This Palamon, and his felawe Arcite (E., Gg., Har.), während Dwellen pis Palamon and eek Arcite (Co., Lan., Pe., Hen.) ebenso zulässig wäre; v. 379 (1227) knew I (E., Hen., Gg. Har.), obwohl knew (Co., Lan., Pe.) metrisch besser passt; v. 779 (1637) steht Tho nur in Har., To in den anderen; v. 939 (1797) Y-broght wieder aus Har.; v. 1982 (2840) chaungen (Hen.), torne (Har.) fehlt sonst und lässt sich, wenn man hadde zweisilbig liest, allenfalls entbehren, u. s. w.

Andererseits sucht Mather öfters die autorität der von ihm bevorzugten hss.-gruppe auch da zu wahren, wo deren lesarten auf offenbaren schreibfehlern beruhen; z. b. Kn. T. v. 1826 (2684) lesen E., Hen. u. Gg., durch die ital. parallelstelle gestützt, furie, die übrigen fir, was der herausgeber dadurch rechtfertigen will, dass Ch. in seiner zweiten redaktion diese änderung gemacht habe, da das erscheinen einer furie, ungleich seinem vorbilde, bei ihm

1) Zu einer noch andern auffassung ist, wie ich höre, prof. Mc Cormick gelangt, deren mitteilung man mit spannung entgegensehen wird.

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