Er hatte Zeit gehabt, sich achtsam zu beschauen; stand, Halb scherzhaft, halb verliebt, Selinden bey der Hand. Wie ists nun? fing er an; o Blume junger Schd: Wird Ihre Zärtlichkeit bald meine Treue krönen? bin? Mich dünkt, ich liebe Sie schon volle hundert Jahre: Sie lieben mich ja doch; das ist so offenbar, Wie? unterbrach sie ihn; Sie halten das für klar? Was ist hier wunderbars, das Recht zu zweifeln Ich årgre mich halb todt bei Ihrem Widerstreben! Und weil Ihr Herz mich liebt, so sage mirs Ihr Vor einem Selimor muß Troß und Härte bres chen: Ihm, der so dreiste hoft, kann jemand widerspres chen? Wie glücklich wart ihr einst, ihr Schönen alter Zeit! chen. Da hatte die Vernunft zur Ueberlegung Raum; Nun Nun wird sie überrascht; die Schöne fasst sich kaum. Und nichts kann leichter seyn als diese zu gewinnen! Auf alle Seiten droht und hin und wieder winkt, Doch fiel die Schöne nicht, für die ihr Schußgeist tåmpfte, Der stets durch kalten Stolz der Liebe Regung dåmpfte : Als einer Kutsche Lärm, die durch die Straße flog Ihr Herze schlug sogleich vom weiblichen Verlangen; Auf Wagen, Roß und Mann, bis auf den Kutscher: Bewundernd rief sie aus: der allerliebste Wagen! Und wem gehört er wohl? Sie können mirs nicht Mir selbst, sprach Selimor mit ernster Majestät: Der nun so zeitig kömmt, sonst immer sich versåus met. Ich soll von Ihnen gehn? von Ihnen, göttlich Und ehe, toller Streich! wir vollends richtig sind? Es hatte sie ein Lord bei Sweerts bestellen lassen: Er schweigt: Selinde steht noch immer unents Noch hångt ihr starrer Blick an jenen edlen Rossen. liegen, Und schlich dem Fenster zu, die Neugier zu vergnús Der leicht gesinnte Geist! raubt einer Kutsche Puß, Durch keine Zeichen ward sein taubes Herz beweget. zu. Es prangte der Camin mit glänzenden Pagoden: Bewundrung überzog sein lächelnd Angesicht. Indessen hatte sie bei diesem kurzen Schweis gen, Des frohen Siegers Reiz und artiges Bezeigen, Der Kutsche Göttlichkeit noch einmal überdacht. So viel Verdiensten kann mein Herz nicht widerz stehn! Ach! Ach! möcht ich Ihre Glut in steter Flamme sehn! Als Amor siegreich floh, und über Berg und Flüsse, rung Und unter frischem Thau, sein feucht Gefieder schwung. Nach Paphos trugen ihn die schnell bewegten Flü: Die Wolluft brachte selbst ihn zum entlegnen Hügel, v. Thummel. Unstreitig das feinste, wißigste und unterhaltendste Ges dicht dieser Art, das mit eben dem Rechte, wie Pope's Lockenraub merum sal genannt zu werden verdient, haben wir. dem noch lebenden Sachsen - Koburgischen Geheimenrathe, Herrn Moriz August von Thummel, (geb. 1738.) zu danken. Seine Wilhelmine, ein prosaisch- komisches Gedicht in sechs Gesängen, ist seit 1764 dreimal vermehrt wieder aufgelegt, mehrmals nachgedruckt, und ins Frans sdfische, Holländische und Italienische übersezt worden. Ein gutherziger, aber pedantischer Landprediger verliebt fich in die Tochter eines Verwalters in seinem Dorfe, die schon eine Zeitlang als Kammermädchen am Hofe ges lebt, und von dem Hofmarschal besonders begünstigt wird. Bei diesem bewirbt er sich um sie; sie wird ihm ges währt, und die Hochzeit in feiner Pfarre vollzogen. Dieß einfache Subject hat der Dichter durch unerschöpflichen Wik, lachende Satire, anmuthvolle Dichtung, und lachens de Bilder, vornehmlich auch durch meisterhafte und in ihe rer Art unübertreffbare Vergleichungen, ungemein zu bes leben gewusst. Was ich hier daraus mittheile, ist die Bes schreibung der Hochzeitfeier, deren Veranstaltung der Hofs marschall übernommen hatte. Wilhelmine; Ges. V. Y. Thúmmel. Der glücklich angelangte Magister fand seine bes rostete Pfarre zu einem Palaste verwandelt, als er Hinein trat. Ein Dußend Bediente seines gnådigen Ednners hatten in seiner Abwesenheit die herkulische Arbeit unternommen, Stuben und Kammern zu såus bern; und in der Küche herrschte ein ansehnlicher Koch, dessen eigensinnige Befehle tausend Geräthe verlangs ten, deren Namen noch nie in diesem Dorfe waren ges hört |