Page images
PDF
EPUB

Die Fülle seines Lebens glånzt,
Wie Wein, von Rosen rund umtrångt.
Sein glücklich Weib, an seiner Brust,
Berauscht sich draus zu Lieb und Lust.

[ocr errors]

Frohlockend blickt sie rund umher:

Wo sind der Männer mehr wie Er? Fleuch, 3årtling, fleuch! Sie spottet dein. Nur er nimmt Bett' und Busen ein.

Sie spåht und fodert auf umher:
Wo ist, wo ist ein Mann wie Er?"
Sie, ihm allein getreu und hold,
Erkauft tein Fürst mit Ehr' und Gold.

Wie, wenn der Lenz die Erd umfäht
Drob sie mit Blumen schwanger geht:
So segner Gott durch ihn sein Weib,
Und Blumen trägt ihr edler Leib,

Die alle blühn, wie sie und er;
Sie blühn und duften um ihn her;
Und wachsen auf, ein Zedernwald,
Boll Baterkraft und Wohlgestalt.

So glänzt der Lohn, den er geniesst! So das Geschlecht, das dem entspriesst, Der nie in schnöder Wollust Schooß Die Fülle der Gesundheit goß.

[blocks in formation]

Bürger.

Claudius.

Claudius.

Matthias Claudius, geb. zu Rheinfeld im Holsteinis schen, 1743, einer unsrer besten und beliebtesten Volksdich ter, dessen prosaische und poetische Werke ein sehr originales Gepräge achter Laune, unbefangener Naivetät und offner Herzlichkeit haben. Der Beifall, mit dem sie überall aufgenommen wurden, und die vornehmlich seinen Liedern zu Theil gewordne allgemeine Verbreitung, beweisen die Wahrheit aufs neue, daß åchte Ergießungen des Herzens ihres Ziels nie verfehlen. Je wahrer, kunstløser und eigenthümlicher aber das Genie und die Laune dieses Schriftz stellers find, desto mehr blieben sie aller absichtvollen Ans ftrengung seiner wißelnden Nachahmer unerreichbar.

Ich danke Gott und freue mich,
Wie's Kind zur Weihnachtsgabe,
Daß ich bin, bin! und daß ich dich,
Schön menschlich Antlik, habe:

Daß ich die Sonne, Berg und Meer,
Und Laub und Eras kann sehen,
Und Abends unterm Sternenheer
. Und lieben Monde gehen;

Und daß mir dann zu Muthe ist,
Als wenn wir Kinder kamen,
Und sahen, was der heil'ge Christ
Bescheert, und wir dann nahmen.

Ich danke Gott mit Saitenspiel,
Daß ich kein König worden!
Ich war geschmeichelt worden viel,
Und wår vielleicht verdorben..

Auch

Auch bet' ich ihn von Herzen an,
Daß ich auf dieser Erde

Nicht bin ein grosser reicher Mann,

Und auch wohl keiner werde.

Denn Ehr und Reichthum treibt und blåht,
Hat mancherlei Gefahren;
Und vielen hats das Herz verdreht,

Die weiland wacker waren.

Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Muth
Kann's aber doch nicht machen.

Und sie sind doch bei Ja! und Nein!
Ein rechter Lohn und Segen!
Drum will ich mich nicht groß kaster'n,
Des vielen Geldes wegen.

Gott gebe mir nur jeden Tag
So viel ich darf zum Leben.
Er giebt's dem Sperling auf dem Dach,
Wie sollt' er's mir nicht geben?

$4

Rhein

Claudius.

Claudius.

Rheinweinlied.

[ocr errors]

Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher,
Und trinkt ihn fröhlich leer.

In ganz Europia, ihr Herren Zecher!
Ist solch ein Wein nicht mehr.

Er kommt nicht her aus Hungarn noch aus Polen,
Noch wo man franzmånnsch spricht;

Da mag Sanct Veit, der Ritter, Wein sich holen!
Wir holen ihn da nicht.

Ihn bringt das Vaterland aus seiner Fülle;
Wie wär' er sonst so gut!

Wie wår er sonst so edel, wåre stille,

Und doch voll Kraft und Muth.

Er wächst nicht überall im deutschen Reiche;
Und viele Berge, hört,

Sind wie die weiland Creter faule Bäuche,
Und nicht der Stelle werth.

Thüringens Berge zum Erempel bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein;

Ist's aber nicht. Man kann dabei nicht singen,
Dabei nicht fröhlich seyn.

Im Erzgebürge dürft Ihr auch nicht suchen
Wenn ihr Wein finden wollt.

Das bringt nur Silbererz und Koboltkuchen,
Und etwas Lausegold.

1

Der Blocksberg ist der lange Herr Philister,
Er macht nur Wind, wie der:

Drum tanzen auch der Kukuk und sein Küster
Auf ihm die Kreuß und Queer,

[ocr errors]

Am

Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben;, Claudius..

Gesegnet sei der Rhein!

Da wachsen sie am Ufer hin und geben

Uns diesen Labewein.

So trinkt ihn denn, und lasst uns alle Wege Uns freun und fröhlich seyn!

Und wüssten wir wo jemand traurig låge,

Wir geben ihm den Wein!

[blocks in formation]
« PreviousContinue »