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Liebe tönt der Sånger Heer

Von den Zweigen nieder;
Um fie flattern Weibchen her,
Strauben das Gefieder;
Locken, schmachten, und entfliehn
Schamhaft zu Gestrauchen,
Wo durch zärtliches Bemühn
Männchen sie erreichen.

Seelen, die der Schöpfer schuf,
Fähig edler Triebe,

1

Folgt dem süßesten Beruf,
Schmeckt das Glück der Liebe:
Sie nur kann euch freudenreich
Diese Wallfahrt machen;
Sie nur führet lächelnd euch
Zu dem schwarzen Nachen,

Gotter.

Göckingk.

Godingt.

Göckingk.

Die von ihm herausgegebenen und gesungenen Lieder zweier Liebenden (Leipz. 1777. 8.) waren ein herrlicher Gewinn für den Vorrath unsrer lyrischen Poesie. Sie sind die feurigsten, und zugleich die sanftesten Ergies fungen inniger Zärtlichkeit, und die Wahrheit ihrer Anlässe und ihrer Entstehung ist unverkennbar.

Amarant an Nantchen;

nach dem ersten nächtlichen Besuche.

Bin ich nüchtern? bin ich trunken?

Wach' ich, oder tråum' ich nur?
Bin ich aus der Welt gesunken?
Bin ich anderer Natur?

Fühlt' ein Mädchen schon so was?
Sie begreif ich alles das?

Weiß ich, daß die Rosen blühen ?.

Hdr' ich jene Raben schrein ?
Fühl ich, wie die Wangen glühen?
Schmeck ich einen Tropfen Wein?
Seh’ich dieses Morgenroth ?
Todt sind alle Sinne, todt!

Alle seyd ihr denn gestillet?

Alle? Habet alle Dant!
Könnt' ich, so in mich gehüllet,
Ohne Speis' und ohne Trank
Nur so sizen Tag für Tag,
Bis zum leßten Herzensschlag.

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In die Nacht der Freude fliehet

Meine Seele wieder hin,

Hört und schmeckt, und fühlt und fiehet
Mit dem feinen innern Sinn!

D Ges

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Wie ich noch so vor ihm stehe,
Immer spreche: Gute Nacht!
Bald ihn stockend wieder flehe:
Bleibe, bis der Hahn erwacht!
Wie mein Fuß bei jedem Schritt
Wanket, und mein Liebster mit!

Wie ich nun, an seine Seite
Festgeklammert, tüssend ihn
Durch den Garten hin begleite!
Bald uns halten, bald uns ziehn!
Wie da Mond und Sterne stehn,
Unserm Abschied zuzusehn!

Ach! da sind wir an der Thüre! -
Bebend hålt er in der Hand
Schon den Schlüssel.

Jemand gehen, Amarant!

Wart', ich spüre

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Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn mein Liebster zu mir fliegt,
Daß die Neugier müde sich
Auf dem platten Bauche liegt!

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn zu viel mein Auge sagt;
Denn wer ist so schwach, wie ich?
Lieber keinen Streit gewagt!

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn er meine Lippen küsst;
Denn ich Arme schẳme mich,
Ob er gleich ein Engel ist.

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn die Abschiedsstunde schlägt,
Daß bei meinem Kummer sich
Nicht das Herz in ihm bewegt.

Lieber Mond! verstecke dich,
Wenn zurück mein Liebster kehrt,
Bis du

was klingt süßer? sprich! →

Seiner Flöte Ton gehört.

Miller.

Nicht alle Lieder von Hrn. Johann Martin Miller, Prediger zu Ulm, geb. das. 1750, haben den elegischen, schwermüthigen Ton, wie folgendes, das ich für sein schöne ftes halte; und überall scheint ihm dieser Ton beffer zu glücken, als der frohere, geselligere Gesang, in dem er fich gleichfalls versucht hat. Seine Gedichte sind zu Ulm, 1783. 8. herausgekommen.

Klagelied eines Bauern.

Das ganze Dorf versammelt sich
Zum Kirmestanz, im Reihen;
Es freut sich alles; aber mich

Kann fürder nichts erfreuen.

Für mich ist Spiel und Tanz vorbei,

Das Lachen ist vorüber;

Ich hasse Lieder und Schalmei,

Und Klagen sind mir lieber.

Denn ach mein Hannchen fehlet mir!

Nie kann ich sie vergessen;

Ich weiß zu gut, was ich in ihr

Für einen Schatz besessen.

Unschuldig war sie wie ein Lamm,

That Niemand was zu Leide,
Und lebte fromm und tugendsam
Zu aller Menschen Freude.

Sie hatte Wangen, voll und rund,
Und sanfter noch als Pfirschen,
Ein blaues Aug', und einen Mund,
Der röther war, als Kirschen.

Man

Miller.

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