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Jacobi.

Oder war in ihren Händen
Der beblümte Hirtenstab! -

Könnt' ich ihr als Veilchen dienen,
Wenn fie neue Kränze flicht;
Könnt' ich in der Laube grünen,
Wo mit ihr ein Engel spricht!
Båt ich in vertrauten Schatten
Ihrem Schlummer sanftes Moos,
Oder wo sich Täubchen gatten,
Meinen blumenreichen Schoos!

Mach, o Liebe, dort im Stillen,

Unter jenem Myrtenbaum,
Wo sie ruht, um ihretwillen.
Mich zum leichten Morgentraum!
Mit verschämtem holdem Lachen
Sehe sie mein Schattenbild;
Und, o Liebe, beim Erwachen

Merd' ihr Morgentraum erfüllt!

Die Rose.

Rose komm! Der Frühling schwindet;

Beilchen haben dich verkündet,

Maienblumen starben hin.

Deffne dich beim Lustgetöne

Dieser Fluren! Komm, o schöne,

Holde Blumenköniginn.

Als du kamst im ersten Lenze,
Hiengen tausendfache Kränze

Schon um Anger, Berg und Thal;
Ufer lockten, Wälder blühten,
Pommeranzenhaine glühten
Weit umher im Sonnenstrak.

Jacobi.

Libanons umwölkte Gipfel
Hoben ihre Cedernwipfel
Duftend in den Morgenschein:
Doch auf demuthsvollem Throne
Solltest du der Schöpfung Krone
Der Geschaffnen Wonne seyn.

Und du giengst mit leisem Beben
Aus der zarten Knosp' ins Leben;
Erd und Himmel neigten sich;
Und es huldigten die Wiesen,
Nachtigallenchdre priesen,
Alle Nymphen liebten dich.

Goldne Schmetterlinge schlugen
Froh die Flügel; Winde trugen,
Wo die Luft in Jubel war,.
Deinen Balsam; Herzen pochten
Dir entgegen; Mädchen flochten
Unter Perlen dich ins Haar.

Die von Weiberanmuth langen,
Malten sie mit Rosenwangen;
Jede Seele gut und mild,
Arglos, unschuldvoll, bescheiden,
War in ihren höchsten Freuden
Dein getreues Ebenbild.

Und der Schönheit und der Jugena
Bächterinnen, Schaam und Tugend,
Zu den Knospen hingebückt,

Hüllten unter deinem Namen.
Ihr Geheimniß: Bråute kamen
Nicht umsonst mit dir geschmückt.

Da begann der rohe Zecher
Den von dir umblümten Becher
Keuschen Grazien zu weihn.
Allen Helden, allen Göttern

Gieng das Volk, mit deinen Blättern

Weg und Tempel zu bestreun,

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Jacobi.

Mit verjüngtem Herzen schlichen
Greise zu den Wohlgerüchen
Deines vollen Kelchs herbei;
Lehrten seguend ihre Söhne:
Daß hienieden alles Schöne,
Selbst die Rose sterblich sei.

An des Freundes heil'gem Grabe
Wurdest du zur letzten Gabe
Seinem Schatten dargebracht;
Solltest ihm den Pfad umschlingen,
Thränen ihm und Küsse bringen
In die leere Todesnacht.

Fromme fiengen an zu loben;
Sahn gen Himmel, liessen droben,
Zwischen Palmen ewig grün,
In des Paradieses Hallen,
Wo die reinen Geister wallen,
Dich zum Siegeskranze blühn.

Rose, komm! In stiller Feier,
Unter jungfräulichem Schleier,
Warten Lilien auf dich;
Und, für deine Schönheit offen,
Steht mein Herz in süßem Hoffen;
Liebeshauch umsåuselt mich.

O wie friedlich, o wie lauter
Diese Liebe! Wirst mich, Trauter
Als der Morgensterne Pracht,
Von der Weisheit unterrichten,
Die so stolz der Berge Fichten,
Dich so klein und schön gemacht:

Daß in deinem holden Wesen
Wir der Seelen Unschuld lesen,
Uns die Brust von Ahndung schlägt;
Daß der Geist der niedern Blume
Unsern Geist zum Heiligthume
Schöner Gottesengel trågt.

Hölty.

Hölty.

Hier nur Eins aus mehrern trefflichen Stücken von ihm, die sich durch inniges, sanftes Gefühl, und einneh menden Vortrag empfehlen.

Lebenspflichten.

Rosen auf den Weg gestreut,
Und des Harms vergessen!
Eine kurze Spanne Zeit
Ward uns zugemessen."
Heute hüpft im Frühlingstanz
Noch der frohe Knabe;;
Morgen weht der Todtenkranz

Schon auf seinem Grabe.

Wonne führt die junge Braut

Heute zum Altare;

Eh die Abendwolke thaut,

Ruht sie auf der Bahre.

Gebt den Harm und Grillenfang,

Gebet ihn den Winden;

Ruht bei hellem Becherklang

Unter grünen Linden.

Lasset keine Nachtigall

Unbehorcht verstummen,

Keine Bien' im Frühlingsthat

Unbelauscht entsummen.

Schmeckt, so lang es Gott erlaubt,
Kuß und süße Trauben;

Bis der Tod, der alles raubt,
Kommt, sie auch zu rauben.

Unserm schlummernden Gebein,

Bon dem Tod umdüstert,

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Zolty. Gotter.

Duftet nicht der Rosenhain,
Der am Grabe flüstert;
Tönet nicht der Wonneklang
Angestoßner Becher,

Noch der frohe Rundgefang
Weinbelaubter Zecher.

Gotter.

Auch hier foll folgende kleine Probe nur auf mehrere von gleicher Schönheit im ersten Bande seiner Gedichte aufmerksam machen. Man findet anßerdem noch verschieds me leichte und gefällige Lieder in seinen Singspielen.

Si e d.

Unser süßester Beruf
Ist das Glück der Liebe;

Alles, was der Schöpfer schuf,

Fühlet ihre Triebe.

Wenn umher der Käfer irrt,

Suchet er sein Weibchen,

Wenn ein Tauber einsam girrt,

Klagt er um sein Täubchen.

Blumen öffnen ihre Brust

Sanften Abendwinden;

Epheu schlinget sich mit Lust
Um bemooste Rinden.
Liebe murmelnd eilt der Bach
Unter den Gebüschen
Einem andern Bache nach,
Sich mit ihm zu mischen.

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