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et rogat, ut potent sanctae Gertrudis amore,

ut possent omni prosperitate frui.

Bei Ereks abschied: der wirt neig im an den fuoz, ze hant truog er im dô ze heiles gewinne sant Gertrude minne. Er. 4015; (der gewafnete kämpfer) tranc sant Johannes segen. Er. 8651; Hagene sagt Nib. 1897, 3:

nu trinken wir die minne unde gelten sküneges wîn, wo auch gelten an die beim opfer entwickelte bedeutung gemahnt (vgl. Schm. 2, 40.) scancten eine minne. herz. Ernst in Hoffm. fundgr. 1, 230, 35. minne schenken. Berthold 276. 277; sant Johannis minne geben. Oswald 611. 1127. 1225; was später wol hiefs: einen ehrenwein schenken, denn schon in der älteren sprache bezeichnete êra, êre höheren und geliebten wesen erwiesene verehrung. Im mittelalter waren es also vorzugsweise zwei heilige, denen zu ehre minne getrunken wurde, Johannes (der evangelist) und Gerdrut. Johannes soll vergifteten wein ohne schaden getrunken haben, der ihm geheiligte trunk wiederum alle gefahr der vergiftung abwenden; Gerdrut aber verehrte den Johannes über alle heiligen und darum scheint ihr andenken dem seinigen hinzugefügt. Sie galt aber auch für eine friedensstifterin und im Latinarius metricus eines Andreas rector scholarum wird sie angerufen:

o pia Gerdrudis, quae pacis commoda cudis
bellaque concludis, nos caeli mergito ludis!

ein schreiber betete täglich zu ihr dafs sie ihm schueffe herberg guot, und in einer hs. des 15 jh. wird angeführt: aliqui dicunt quod quando anima egressa est tunc prima nocte pernoctabit cum beata Gerdrude, secunda nocte cum archangelis, sed tertia nocte vadit sicut diffinitum est de ea; diese merkwürdige äufserung wird sich im verfolg auf Freyja beziehen lassen, an welche, wie an Hulda und Berhta Gerdrut auch darin erinnert, dafs sie spinnend vorgestellt wurde. Beider (Johannes und Gerdrutens) minne pflegten besonders scheidende, reisende und friedliebende zu trinken, wie die angeführten stellen lehren. ein älteres zeugnis über Gertruden minne (welche Johannes minne voraussetzt) kenne ich nicht, als das aus Rudlieb; in späteren jhh. steht ihrer noch eine menge zu gebot. der brâhte mir sant Johans segen. Ls. 3, 336; sant Johans segen trinken. Ls. 2, 262; ich dâht an sant Johans minne. Ls. 2, 264; varn mit sant Gertrude minne. Amgb. 33b; setz sant Johans ze bürgen mir, daz du komest gesunt herwider schier. Hätzl. 191b; sant Johannes namen trinken. altd. bl. 1, 413; sant Gêrdrûde minne. cod. kolocz. 72;

trinken sant Johannes segen und scheiden von dem lande. Morolt. 3103. diz ist sancte Johans minne. cod. pal. 364, 158; s. Johans segen trinken. Anshelm 3, 416; Johans segen. Fischart gesch. kl. 99b; Simpliciss. 2, 262 *).

Die Sueven, denen sich Columban näherte, tranken vermutlich Wuotans minne; Jonas erzählt, wie der heilige das ganze gefäfs entzwei geblasen, ihnen die freude verdorben habe; manifesto datur intelligi, diabolum in eo vase fuisse occultatum, qui per profanum litatorem caperet animas sacrificantium. so dürfte man sich bei Liut-prands teufel, dessen minne getrunken wird, einen heidnischen gott denken. gefa þriggja sålda öl Odni. fornm. sög. 2, 16; gefa Thôr ok Odni öl, ok eigna full Asum. das. 1, 280. drecka minni Thôrs ok Odins. das. 3, 191. Wie im Norden Thors hammerzeichen wandte man unter den Christen das kreuz zur segnung des bechers an, vgl. poculum signare. Walthar. 225, ganz jenes signa full.

Wahrscheinlich dauert das minnetrinken selbst als kirchlicher gebrauch noch heute in einigen gegenden Deutschlands. jährlich am 27 dec. wird zu Otbergen, einem hildesheimischen dorfe, ein kelch mit wein vom priester geweiht und als Johannis segen dem in der kirche versammelten volk zu trinken gereicht; in keinem der benachbarten orte geschieht es. In Schweden und Norwegen kommt auf lichtmesse ein dricka eldborgs skal vor (schwed. abergl. 122).

Jene biergefüllte suevische cupa (s. 49) war aber ein geheiligter opferkessel, dergleichen die Cimbern einen dem römischen kaiser August sandten **). An den skythischen

*) Thomasius de poculo s. Johannis vulgo Johannistrunk. Lips. 1675. Scheffers Haltaus p. 165. Oberlin s. v. Johannis minn und trunk. Schmeller 2, 593. hannov. mag. 1830, 171-176. Ledeburs archiv 2, 189. über Gerdrut zumal Huyd. op. St. 2, 343-45. Clignetts bidr. 392-411. Hoffm. horae belg. 2, 41 48. antiqvariske annaler 1, 313. Hankas böhm. glossen geben 79b 132a Johannis amor durch swatá mina. Auch in dem slovenischen denkmal der Freisinger hs. (Kopitars Glagolita xxxvII, vgl. XLI) wird zusammengestellt: da klanjamse i modlim se im i tschesti ich pijem i objeti nasche im nesem (ut genuflectamus et precemur eis et honores eorum bibamus et obligationes nostras illis feramus). tschest ist honor, viμý, cultus, unser altes éra, ich finde aber auch slava (ruhm, andenken) im sinn von minne gebraucht, und in einem serb. lied (Vuk. 1 no 94 wird wein 'za slave bozhje' zu gottes ehre getrunken. In der finnischen mythologie ist eine schale des Ukko (Ukkon malja) erwähnt.

*) ἔπεμψαν τῷ Σεβαστῷ δῶρον τὸν ἱερώτατον παρ ̓ αὐτοῖς λέBra. Strabo VII, 2.

kessel wurde schon s. 49 gedacht, und man weifs, welche rolle der kessel in der Hŷmisqvida spielt und beim gottesurtheil des kesselfangs. Auch sind die altn. eigennamen Asketill und Thorketill (verkürzt Thorkel) ags. Oscytel (Kembles urk. 2, 302) nicht zu übersehen, sie führen auf kessel, die dem gott und dem Thor geweiht waren.

Wie aus beachtung dieser bis in die spätere zeit fortgepflanzten trinkgebräuche wird die kunde der heidnischen alterthümer vortheil ziehen aus der gestalt des backwerks, das entweder noch die alte götzenform nachahmte oder die vorschriften der opfer beibehielt. eine geschichte der deutschen kuchen und semmeln liefse sich nicht ohne unerwartete aufschlüsse zusammenstellen. schon der indic. superstit. 26 nennt simulacra de consparsa farina. gebackne thiergestalten scheinen verehrte thiere oder attribute eines gottes. Aus einer merkwürdigen stelle der Fridthiolssaga (fornald. sög. 2, 86) geht hervor, dafs die Heiden beim disa blót götterbilder buken und mit öl schmierten: sâtu konur vid eldinn ok bökuðu gođin, en sumar smurđu ok þerđu međ dûkum. durch Fridpiofs schuld fällt ein gebackner Baldr ins feuer, dafs fett in die flamme schlägt und das haus vom feuer verzehrt wird. Nach Voetius de superstitione 3, 122 pflegte man am tage Pauls bekehrung ein ströhern bild vor den herd zu stellen, auf dem man buk, und wenn es einen hellen lieblichen tag brachte, mit butter zu schmieren, sonst aber vom herd zu stofsen, mit unrath zu bestreichen und ins wasser zu werfen.

Manches also was in den abgaben und bräuchen des volks nicht recht erklärlich wäre, die farbe der thiere (s. 48), das umführen des ebers (s. 45), die blumen (s. 52), das minnetrinken (s. 55), selbst die form der kuchen, gemahnt noch an die opfer des heidenthums.

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Auch bei untersuchungen über die heiligen wohnplätze der götter wird am sichersten von ausdrücken angehoben, die den christlichen benennungen tempel oder kirche vorausgiengen, und durch sie verdrängt wurden.

Das goth. fem. alhs überträgt die jüdischchristlichen begriffe vaós (Matth. 27, 5. 51. Marc. 14, 58. 15, 29. Luc. 1, 9, 21. II Cor. 6, 16) und iɛgór (Marc. 11, 11. 16. 27. 12, 35. 14, 49. Luc. 2, 27. 46. 4, 9. 18, 10. 19, 45. Joh. 7, 14. 28. 8, 20. 59. 10, 23.) es mufs dem Gothen ein altheiliges wort sein, weil es die anomalie ähnlicher ausdrücke theilt, und ein den gen. alhs, den dat. alh statt alháis, alhái bildet. einziges mal steht Joh. 18, 20 gudhus (iepóv), das einfache hus hat nie die bedeutung von domus (razn.) warum sollte Ulfilas verschmähen, den heidnischen namen auf die christliche sache anzuwenden, da ja die auch heidnischen templum und vuós für den christlichen gebrauch unanstöfsig befunden wurden?

sed

Dasselbe wort erscheint, möglicherweise, schon einmal bei Tacitus Germ. 43: apud Naharvalos antiquae religionis lucus ostenditur: praesidet sacerdos muliebri ornatu, deos interpretatione romana Castorem Pollucemque memorant. ea vis numini, nomen Alcis; nulla simulacra, nullum peregrinae superstitionis vestigium. ut fratres tamen, ut juvenes venerantur. alcis ist entweder selbst nom. oder ein gen. von alx (wie falcis, falx), das vollkommen dem goth. alhs gleicht. ein heldenbrüderpaar wurde, ohne bildseulen, in heiligem hain verehrt, auf sie kann der name nicht wol bezogen werden *), die stätte der gottheit hiefs alx. das numen ist hier der heilige wald oder ein darin ausgezeichneter baum selbst.

Vier oder fünf jahrhunderte nach Ulfilas mufs den hochdeutschen stämmen das wort alah altväterisch heidnisch geklungen haben, gleichwol wissen wir, dafs es in der zusammensetzung mit eigen und ortsnamen gesichert noch vorhanden war: Alaholf, Alahtac, Alahhilt, Alahgund, Alahtrút; Alahstat in pago Hassorum (a.834) Schannat trad.

*) es wäre denn dat. pl. von alcus? man hat untreffend ein wendisches holz, böhm. holec darauf bezogen, das aber eigentlich einen kahlen, nakten wicht und betteljungen bedeutet, poln. golec, russ. goljak. auch waren die Naharvalen und alle lygischen völker schwerlich Slaven.

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fuld. no 404. Alahdorp in Mulahgôwe (a. 856) das. no 476. den namen Alahstat, Alahdorf können mehrere örter geführt haben; an denen sich ein heidnischer tempel, eine geheiligte gerichtsstätte oder ein haus des königs befand. denn nicht blofs das fanum, auch die volksversamlung und die königliche wohnung galten für geweiht, oder in der sprache des mittelalters für frôno. Alstidi, eine bei Dietmar von Merseburg oft genannte königspfalz in Thüringen hiefs ahd. alahsteti, nom. alahstat. Unter den später bekehrten Sachsen erhielt sich das wort länger lebendig. der dichter des Hel. gebraucht alah (masc.) gerade wie Ulfilas (3, 20. 22. 6, 2. 14, 9. 32, 14. 115, 9. 15. 129, 22. 130, 19. 157, 16), seltner godes hûs 155, 8. 130, 18, oder that hélaga hûs 3, 19. Cædm. 202, 22 alhn 1. alh håligne (den heiligen tempel.) 258, 11 ealhstede (palatium, aedes regia.) Andr. 1642 bessere ich ealde ealhstedas (delubra) f. eolhstedas, vgl. die eigennamen Ealhstán in Kembles urk. 1, 288. 296, Ealhheard 1, 292, gleichsam steinhart, felsenhart, was auf die ursprünglichste bedeutung des worts leiten könnte. es mangelt den altn. quellen, würde aber lauten müssen alr, gen. als.

Einen andern uralten ausdruck bieten die goth. bruchstücke nicht dar, das ahd. wih (nemus) Diut. 1, 492; alts. wih masc. (templum) Hel. 3, 15. 17. 19. 14, 8. 115, 4. 119, 17. 127, 10. 129,23. 130, 17. 154, 22. 169,1; friduwih Hel. 15, 19. ags. vih, viges oder veoh, veos (gleichfalls masc.): viges (idoli) Cædm. 228, 12. þisne vig vurdigean (hoc idolum colere) Cædm. 228, 24, vgl. vigveording (cultus idolorum) Beov. 350. veohveording cod. exon. 253, 14. vihgild (cultus idol.) Cædm. 227, 5; veobedd (ara) Cædm. 172, 8 f. veohbedd, vihbedd; veos (idola) f. veohas cod. exon. 341, 28. kurzen vocal fordert der ags. wechsel zwischen i und eo, und den gründen zum trotz, die ich gramm. 1, 462 geltend mache, scheint er auch dem altn. ve zu gebühren, das im sg. Ve einen bestimmten gott, im männlichen pl. vear dii, idola, im neutral gefafsten pl. ve loca sacra bedeutet. Gutalag 6. 108. 111: haita â hult epa hauga, à vi epa stafgarpa (invocare lucos aut tumulos, idola aut loca palis circumsepta); trûa â hult, â hauga, vi oc stafgarpa; han standr i vi (stat in loco sacro.) Hier hätten wir also, wie bei alah, einen zwischen nemus, templum, fanum, idolum, numen schwankenden begrif, dessen wurzel ohne zweifel das goth. veiha, váih, vaíhum, ahd. wîhu, weih, wihum ist, aus welcher auch das adj. veihs sacer, ahd. wîh stammt, und s. 36. erhellte ein bezug von wîhan auf opfer und

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