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aus silber (Freyr markadr af silfri) Vatnsd. p. 44. 50; in Schweden auf einem wagen umgeführt, fornm. sög. 2, 73-77. die Jomsvikingasaga gedenkt eines tempels auf Gautland, in welchem hundert götter waren (fornm. sög. 11, 40); eine wirkliche densitas imaginum nach dem ausdruck des Jonas (s. 73). Saxo gramm. 327 nennt ein simulacrum quercu factum, aus eichenholz geschnitzt? oder ein göttlich verehrter eichbaum?

Ebenso wie drei werden aber verschiedentlich zwei bilder neben einander genannt, zumal die von Wuotan und Donar oder die von Mars und Mercurius, wie die angeführten stellen lehren. Auch die ortsnamen weisen auf solche verbindung des cultus zweier götter, z. b. in Hessen stand die Donnerseiche dicht neben dem Wodansberg, und man hat bei der untersuchung darauf zu achten.

Aber weder die angabe der zahl der bilder, noch ihre beschreibung in den sagen darf für historisch gelten: blofs dafs es bilder gab, wird dadurch erwiesen. die meisten scheinen aus holz gehauen, einige wurden vielleicht bemahlt, bekleidet und mit silber oder gold überzogen; doch mögen auch steinerne vorgekommen sein und kleinere aus kupfer oder elfenbein *).

Bis hierher ist die erwähnung eines besonderen ausdrucks für bildseule, woran sich merkwürdige nachrichten von heidnischen götterbildern knüpfen, verspart worden.

Ahd. glossen haben das wort irmansûlî pyramides mons. 360; avarûn, irmansûlî pyramides. Doc. 203b; irmansûl colossus, altissima columna. florent. 987 blas. 86; die eigentliche bedeutung scheint bildseule, nach dem synonymen avarâ zu urtheilen, welches gl. Jun. 226 für statua und imago gebraucht wird. sie ist auch im 12 jh. noch unerloschen, wie sich aus zwei stellen der kaiserchronik, bald im anfang des gedichts ergibt, und vermutlich sind ihrer mehrere; von Mercur heifst es:

ûf einir yrmensûle

stuont ein abgot ungehiure,
den hiezen sie ir koufman;

hernach von Julius Cæsar:

die knie werfen, die augen zudrücken (zavaμvoris), bluten, schwitzen, zum theil wol entstanden aus der gestalt alterthümlicher bilder; aber dafs eine statue eine handbewegung mache, finger biege, habe ich nirgends gelesen, so viel bedeutung bei götterbildern auf das halten der arme gelegt wurde, dafs die götter selbst χεῖρα υπερέχουσιν über die, welche sie schützen wollen, kommt schon bei Homer vor. *) Finn Magnusen a. a. o. 132–137.

Rômere in ungetrûwelîche sluogen, ûf einir yrmensûl sie in begruoben; und vom zauberer Simon 24°;

ûf eine yrmensûl er steic,

daz lantvolc im allesamt neic,

d. h. verehrte ihn göttlich, ja im letzten capitel des Titurel, als die grofsen seulen des graltempels beschrieben werden, hat die hannov. hs. statt der lesart inneren seul des drucks (Hahn 6151) richtiger irmensûl.

Nun aber findet sich in den fränkischen annalen ad a. 772 wiederholentlich, dafs Carl der grofse bei besiegung der Sachsen einen hauptsitz ihres heidnischen aberglaubens unweit Heresburg) in Westfalen zerstört und dieser Irminsul geheifsen habe. Ann. petav.: domnus rex Karolus perrexit in Saxoniam et conquisivit Erisburgo, et pervenit ad locum, qui dicitur Ermensul, et succendit ea loca (Pertz 1, 16). ann. lauresh.: fuit rex Carlus hostiliter in Saxonia et destruxit fanum eorum, quod vocatur Irminsul (Pertz 1, 30). ebenso das chron. moissiac. (Pertz 1, 295) wo nur Hirminsul und die ann. quedlinb. etc. (Pertz 5, 37.) ann. juvavenses: Karolus idolum Saxonorum combussit, quod dicebant Irminsul (Pertz 1, 88). Enhardi fuld. annales: Karolus Saxoniam bello aggressus, Eresburgum castrum cepit, et idolum Saxonum, quod vocabatur Irminsul destruit (Pertz 1, 348). ann. ratisbon.: Carolus in Saxonia conquesivit Eresburc et Irminsul (Pertz 1, 92). ann. lauriss.: Karlus in Saxonia castrum Aeresburg expugnat, fanum et lucum eorum famosum Irminsul subvertit (Pertz 1, 117.) ann. lauriss.: et inde perrexit partibus Saxoniae prima vice, Aeresburgum castrum cepit, ad Ermensul usque pervenit et ipsum fanum destruxit, et aurum et argentum, quod ibi repperit, abstulit. et fuit siccitas magna, ita ut aqua deficeret in supradicto loco, ubi Ermensul stabat, cet. (Pertz 1, 150). Einhardi ann.: ferro et igni cuncta depopulatus, Aeresburgum castrum cepit, idolum quod Irminsul a Saxonibus vocabatur, evertit (Pertz 1, 151). wiederholungen in den ann. tilian. und im chr. Regin. (wo Ormensul) Pertz 1, 220. 557 **). Und

*) dem heutigen Stadtbergen, vgl. die stelle aus Dietmar; aber gute gründe rathen, die seule sechs stunden tiefer im Osning anzusetzen. Clostermeier Eggesterstein p. 26. 27.

**) poeta Saxo 1, 65 (Bouquet 5, 137):

gens eadem coluit simulacrum, quod vocitabant
Irminsul, cujus factura simulque columna

non operis parvi fuerat, pariterque decoris,

Dietmar von Merseb. (Pertz 5, 744) erzählt noch bei gelegenheit späterer begebenheiten: sed exercitus capta urbe (Eresburch) ingressus juvenem praefatum usque in ecclesiam s. Petri, ubi prius ab antiquis Irminsul colebatur, bello defatigatum depulit. Irminsul heifst also in allen diesen stellen, ganz nach den im vierten cap. entwickelten Übergängen der bedeutung, bald fanum, bald lucus, bald idolum selbst; es ist kaum zu zweifeln, dafs sich in dieser gegend mächtige waldungen ausbreiteten: wie wenn der bergwald Osning *), in dem die seule stand, einen heiligen wald anzeigte? der gold und silberschatz, dessen sich Carl da bemächtigt habe, mag sagenhafte ausschmückung sein **). Näher läfst sich über die Irminsul Rudolf von Fuld aus; nach seiner allgemeineren äufserung über die heidnischen Sachsen (s. 90) frondosis arboribus fontibusque venerationem exhibebant, fährt er fort: truncum quoque ligni non parvae magnitudinis in altum erectum sub divo colebant, patria eum lingua Irminsul appellantes, quod latine dicitur universalis columna, quasi sustinens omnia (Pertz 2, 676). es war eine grofse hölzerne seule aufgerichtet, unter freiem himmel verehrt, ihr name sagt aus: allgemeine, alles tragende seule. Diese deutung scheint untadelhaft, wenn wir andere wörter hinzunehmen, deren begrif durch die zusammensetzung mit irmin gesteigert wird. irmingot, der höchste gott, der gott aller, im Hildebr. lied, kein besonderer, in der bedeutung nicht verschieden von dem durch ein anderes praefix verstärkten thiodgod Hel. 33, 18. 52, 12. 99, 6. irminman, erhöhter ausdruck für mensch Hel. 38, 24. 107, 13; irminthiod Hel. 87, 13 und Hild. für menschengeschlecht ***). ebenso erkläre ich andere mit irman, irmin componierte eigennamen (gramm. 2, 448) und irmansûl, irminsûl ist die

*) ós ist sächs. form für ans, das einen gott, aber auch berg bedeutete, hochd. wäre es Ansninc, Ensninc, hierzu kommt, dafs aufser diesem mons Osnengi bei Theotmelli, d. i. Detmold (Pertz 2, 447), noch eine silva Osning unweit Osnabrück lag (Möser urk. no 2), eine dritte in Ripuarien am Niederrhein (Lacomblet no 310. 343.354), welche sich bis nach Achen gegen die Ardennen mag ausgebreitet haben, ihrer gedenkt Vilkinasaga cap 40; nach Bärsch zu Schannats Eiflia illustr. 1, 110 hiefs der Ardenner wald selbst Osninka und nach jener Osnabrücker urkunde scheint der dortige wald sogar nach dem Achener Osning eingerichtet gewesen zu sein (ad similitudinem foresti Aquisgranum pertinentis).

**) gemahnt dieser Ermenseulschatz an die sage von Ermenrichs schatz? (Saxo gramm. 156. Reinh. fuchs CLII.)

***) das slav. ramo, böhm, ramenso ist das umgesetzte lat. armus, ahd. aram und drückt beides arm wie schulter aus; in der sloven.

grofse, hohe, göttlichverehrte bildseule; dafs sie einem einzelnen gott geweiht war, liegt nicht in dem ausdruck selbst. auf gleiche weise wird im ags. gesagt eormencyn (genus humanum) Beov. 309. cod. exon. 333, 3, eormengrund (terra) Beov. 1711, eormenstrŷnd (progenies), altn. iörmungrund (terra) iörmungandr (anguis maximus) iörmunrekr (taurus maximus), woraus sich das hohe, mythische alter, und die verbreitung dieser benennungen unter allen deutschen volksstämmen ergibt. denn auch den Gothen können sie nicht fremd gewesen sein, wie ihr berühmter königsname Ermanaricus (Aírmanareiks) altn. Iörmunrekr darthut, und unbedenklich sind die Hermunduri eigentlich Ermunduri (gramm. 2, 175), wie das H in allen solchen formen häufig vorschlägt.

Was nun der wahrscheinliche sinn des wortes irman, iörmun, eormen war, auf den ich im verfolg zurückkommen werde, das springt in die augen, dafs die Irmanseul in noch spät (s. 104) gefühltem bezug auf Mercur stand, dem das griechische alterthum ähnliche seulen und pfäle errichtete, die nach dem gott selbst Hermen hiefsen und an den deutschen namen gemahnen.

Die Sachsen mögen mehr davon gewust haben; unter den Franken, in Hochdeutschland verband man, vom achten bis in das dreizehnte jh. mit irmansûl, irminsûl die allgemeine vorstellung eines heidnischen, auf einer seule errichteten bildes. unter truncus ligni dachte sich Ruodolf wahrscheinlicher einen auserlesenen, heilig gehaltenen baumstamm (mit oder ohne götterbild?), als eine von menschenhand gezimmerte seule; jenes stimmt auch zu der verehrung sub divo, zu dem von einigen chronisten gebrauchten ausdruck lucus und der einfachheit des ältesten walddienstes. wie sich das bild in den begrif des baums verliert, geht der baum in den des bildes über, und der westfälischen Irmenseule liegt die vorstellung von der hessischen Donnereiche sicher ganz nahe, beide verwandelten die bekehrer in Peterskirchen. Ich vermute näheren zusammenhang zwischen den Irmanseulen und den im späteren mittelalter, zumal im nördlichen Deutschland aufgerichteten Rolandseulen; in Schweden gab es Thorsseulen, bei den Angelsachsen Äthelstânseulen (Lappenberg 1, 376). Zuletzt noch die nachricht von einem hei

zusammensetzung ramenvelik (valde magnus) verstärkt es gerade wie irman; führt dies auf verwandtschaft zwischen arm und irman? man erwäge Arminius.

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ligen stock in Neustrien, wie sie in der vita Walarici abbatis leuconensis († 622) enthalten ist, die aufzeichnung soll im 8 jh. geschehen sein: et juxta ripam ipsius fluminis stips erat magnus, diversis imaginibus figuratus, atque ibi in terram magna virtute immissus, qui nimio cultu morem gentilium a rusticis colebatur. Walaricus läfst den klotz umwerfen: et his quidem rusticis habitantibus in locis non parvum tam moerorem quam et stuporem omnibus praebuit. sed undique illis certatim concurrentibus cum armis et fustibus, indigne hoc ferentes invicem, ut quasi injuriam dei sui vindicarent. (acta Bened. sec. 2. p. 84. 85). der ort hiefs Augusta (bourg d'Augst, unweit der stadt Eu), es wurde hernach an der stätte eine kirche errichtet.

Ich glaube nachgewiesen zu haben, dafs es götter und bildseulen im ältesten Deutschland gab. Noch wird es nöthig sein zu erwägen, wie das alterthum verfuhr, um fremde götternamen auf deutsche, und umgekehrt deutsche auf fremde anzuwenden.

Der darstellungsweise der Römer war es weit mehr angelegen, durch freie übersetzung halbe deutlichkeit zu erreichen, als durch beibehaltung barbarischer ausdrücke der nachwelt einen dienst zu erweisen. willkürlich aber verfuhren sie nicht dabei, sondern unverkennbar aufmerksam.

Mit Caesars Sol, Luna und Luna und Vulcan könnte man am wenigsten zufrieden sein, allein Tacitus scheint keine benennung römischer gottheiten ohne vorsicht und überlegung zu brauchen. er nennt blofs Mercur und Mars (Germ. 9. ann. 13, 57. hist. 4, 64), von vergötterten helden Hercules, Castor und Pollux (Germ. 9. 43), von göttinnen Isis (Germ. 9), die terra mater, mit deutschem namen (Germ. 10), die mater deum (Germ. 45). Ganz unvergleichbare, z. b. Apoll oder Bacchus werden niemals verglichen. Das auffallendste ist, dafs Jupiter nicht vorkommt, und die auszeichnung Mercurs, der bei den Römern nur eine gottheit zweiten rangs bildet, hier als vornehmste unter allen erscheint: deorum maxime Mercurium colunt, dem auch allein menschenopfer fallen, während Mars und Hercules sich mit thieren begnügen. das hervortreten Mercurs erklärt sich wahrscheinlich daher, dafs dieser gott auch unter den Galliern als hauptgottheit verehrt und zumeist abgebildet wurde (deum maxime Mercurium colunt, hujus sunt plurima simulacra

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