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his chief friends: to one or two ladies he wrote letters which may be heirlooms for ever: in society at large he was seldom or never seen. The natives of Lowestoft knew more of his yacht than of his Spanish and Eastern scholarship: he is said to have named it "Scandal" as nothing else flew so fast. Yet he was perhaps able to enjoy the great books he studied on deck with the yellow north-sea around him more keenly than the indoor pedant whom all men are ready to abuse.

The only sin against the spirit with which he can be charged is his rating of Eckermann's Gespräche higher than Goethe's own works although Tennyson and Carlyle and "other great people" told him to absorb Faust. He would probably have changed his view if he had been as familiar with German as with other great languages of poetry and thought; but Æschylus and Calderon with their armour and robes of purple and white were more to his special fancy and taste. The gifts of insight and appreciation were clearly stronger than those of method and ana lysis within him.

German readers may recall the poetic fancy of Goethe (in one of his letters to Bettina which Sainte-Beuve found so charming) that the blood of the Tyrolese heroes and peasants which had been shed on the earth was born again in every flower. It is curious that Omar and Fitzgerald should have hit on the same thought between them in the matchless stanza:

"I sometimes think that never blows so red
The rose as where some buried Cæsar bled;

That every hyacinth the garden wears

Dropt in its lap from some once lovely head."

To the query whom of his friends he liked best in the evening of his life Thackeray is known to have answered: "Why old Fitz of course.' Yet old age can hardly be said to have brought him roses, not even white ones. For he shunned instead of seeking renown and with a spirit somewhat aloof from the Zeitgeist around him looked away from the stars and systems that were in full glow. Men were marching forward with high hopes (witness Hugo and Browning) which he did not share; yet he was not perhaps as nihilistic as his favourite Persian minstrel. The words on his tombstone "He hath made us" are not less full of meaning than the flowers which pilgrims journey to see: that tombstone is an answer to the reproach that the eastern counties

have given birth to more murderers and boxers than poets and men of feeling. Few ever lived more markedly in the beautiful and the good and left behind them the base and ugly elements

of our clay.

Brussels, March 1901.

Maurice Todhunter.

NEUERE ERZÄHLUNGSLITTERATUR.

A. Conan Doyle, The Green Flag and other Stories. Tauchnitz Edition, vol. 3425. Leipzig 1900. Preis M. 1,60.

F. Anstey, The Brass Bottle.

Desgl. vol. 3471.

W. W. Jacobs, A. Master of Craft.

Desgl. vol. 3474.

Rhoda Broughton, Foes in Law. Desgl. vol. 3475.

Max Pemberton, The Footsteps of a Throne. Desgl. vol. 3477.
Ernest William Hornung, Peccavi. Desgl. vol. 3484.
Bret Harte, Under the Redwoods. Desgl. vol. 3501.

Ich verzichte diesmal, sieben Tauchnitz-bände in das Prokrustesbett einer Formel einzuspannen. Romanciers, novellisten, novellettisten; männer, frauen; Engländer, Amerikaner, Australier; abenteurer, charakteristiker; tragiker, humoristen; tageslieferanten, seelenspäher: wer möchte sich vermessen, dieses wahllose gemisch unter einen hut zu bringen? So sei denn jeder einzeln vorgenommen, die guten ins töpfchen, die schlechten ins kröpfchen«, nach der Tauchnitz anciennetät.

Der schottische arzt Arthur Conan Doyle (geb. 1859 in Edinburg) hat mit Sherlock Holmes, einer detektivgeschichte nach amerikanischer revolverart, seinen ruf begründet und ihn letzthin durch sein buch über den südafrikanischen krieg vermehrt. Man sieht sofort: er gehört zur gruppe der ereignisausmünzer, für die wir nicht mehr allzuviel übrig haben. Die vorliebe für sensationell-kriminalistische stoffe und solche aus dem kriegs- und sportsleben prägt sich auch in den unter dem titel The Green Flag vereinigten Erzählungen aus. Beide gattungen, der freude an den geschehnissen entspringend, sind den Engländern ans herz gewachsen; ihresgleichen wuchert üppig, mit illustrationen geschmückt, in den zeitschriften für den familientisch. Der litterarhistoriker hat mit den geschichten kaum mehr zu thun als der kunsthistoriker mit den bildern. Immerhin weiss Dr. Doyle durch die natürliche steigerung, mit der seine J. Hoops, Englische Studien. 30. 1.

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aventiuren vorgetragen werden, sogar dem sportaussenseiter den atem zu benehmen. Ein ihm eigentümlicher kunstgriff besteht darin, dass ein anfangs scheinbar nebensächlicher zug plötzlich zu ungeahnter bedeutung emporschnellt; so z. b. in The three Correspondents und in den beiden auf ein rachemotiv aufgebauten schauergeschichten The new Catacomb und The Lord of Château Novi. Letztere spielt im deutsch-französischen krieg 1870/71 und erzählt, wie ein preussischer offizier auf höchst grauenvolle weise zu schaden kommt. An Maupassant's »Fräulein Fifi denkt man besser nicht.

Überraschungen sind nicht minder das tägliche brot F. Anstey's, der eigentlich Thomas Anstey Guthrie heisst und 1856 in Kensington geboren ist. Wenn man seinen namen nennt, fällt einem sogleich Vice versa ein, die schwarze perle der schulschnurren. Ihr verfasser gehört zu denen, die mit einem werk in die litteraturgeschichte kommen. Denn was er seither ge schaffen, schimmert noch bisweilen matt oder zehrt von auf gespeichertem glanz. In The Brass Bottle wird eine gute idee aufgeblasen, bis sie platzt. Horace Ventimore, ein junger, unbeschäftigter baumeister, besucht im auftrag des professors Anthony Futvoye eine versteigerung und ersteht auf eigene kosten eine messingflasche, der beim öffnen des deckels ein geist oder Jinnee entsteigt. Fakrash-el-Aamash, glücklich über seine befreiung von vieltausendjähriger knechtschaft, bezeugt seinem erlöser seine dankbarkeit auf alle mögliche und unmögliche art, geht jedoch dabei so täppisch zu werke, dass seine wohlthaten für den Empfänger unannehmlichkeiten werden. Eine wahre Pandorabüchse von verlegenheiten schüttet er so über den armen Horace aus. Das beschwörungsmotiv ist uns aus den märchen von 1001 nacht geläufig; ein zweites, der weltlitteratur angehörendes, das dem vorspiel der Bezähmten widerspenstigen wie den Lettres persanes des Montesquieu zu grunde liegt, wird nur gestreift. Wie leicht hätte sich aus dem Jinnee der bessere wilde machen lassen, dem Londons übertünchte höflichkeit vor augen und zu gemüte geführt wird! Merkwürdig, dass Anstey, der sonst seine humoristischen stoffe um- und umgräbt, diesen schatz nicht gehoben hat. Statt dessen lässt er seinen Jinnee allerhand schabernack anrichten und verwandelt ihn gar gegen das ende hin aus einem guten alten herrn in einen ziemlich widerborstigen ge sellen, mit dem nicht angenehm kirschen essen ist. Sich und ihm

sichert der tausendkünstler zum schluss einen famosen abgang, indem er allen personen die erinnerung an sein erdenwirken als letzte that aus dem gedächtnis löschen lässt. Damit werden wir auf dem flügelross der erfindung wieder auf festen boden gesetzt. Nur ist das ganze von vornherein zu durchsichtig angelegt; ein guter einfall wird zu tode gehetzt. Aber so ein schwabenstreich wie die verzauberung des orientalisten in einen grauen vierfüssler mit langen ohren, der mit den hinterbeinen ausschlägt, ist doch von überwältigender komik.

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Auf eine nicht eben alltägliche voraussetzung hat auch William Wymark Jacobs (geb. 1863 in London) A Master of Craft gebaut; nicht alltäglich trotz onkel Bräsig und seinen »drei brauten «. Ein avis au lecteur würde in dem satze gipfeln: bitte, nehmt die thatsache hin, dass ein herzbezwingender schiffskapitän mit drei bräuten gesegnet ist; macht euch über eine so verzwickte lage weiter keine gedanken und seid froh, dass ihr nicht seid wie der. Es ist recht vergnüglich zu lesen, wie der schwerenöter vor dem herrn zwei der mädchen abschüttelt, um die dritte heimzuführen, wie diese aber, als er am ziel zu sein hofft, schon ihre hand seinem früheren ersten steuermann gereicht hat. Draus zieht der geneigte leser die lehr': spasse nicht mit frauenzimmern, auf dass sie nicht mit dir spassen, und wer's am tollsten treibt, der bleibt zum schluss noch unbeweibt. Jacobs' lustige seemannsgeschichten scheinen auch bei uns ihr dankbares publikum zu finden; einer empfehlung bedürfen sie darum nicht mehr.

Das lässt sich Rhoda Broughton nicht nachsagen. Obwohl sie drüben zu den angesehensten weiblichen federn gehört oder (richtiger vielleicht) gehörte, ist sie bei uns kaum dem namen nach bekannt. Man rühmt ihren gestalten ihr stockengländertum nach. Das tritt wenigstens an einer person ihres jüngsten romans Foes in Law zu tage. Es handelt sich hier um den kampf zweier temperamente: englisches und französisches wesen stossen aufeinander; überlieferung und fortschritt befehden sich; konvention und individualität ringen um die oberherrschaft; hie Trent, hie Kergouet. Über den ausgang des streits kann füglich kein zweifel obwalten: Rhoda Broughton steht ganz auf seiten der einen partei. Die zopfträgerin unterliegt; ja, sie wird so gründlich bekehrt, dass sie ins feindliche lager übergeht. In Lettice Trent steckt ein stück engländertum. Das festhalten am hergebrachten bedingt zugleich schroffe ablehnung der neuen richtung; und aus dem gegner wird

ja nicht nur in romanen oft ein freudiger anhänger, sobald er sich nur die mühe genommen hat, verstehen zu wollen. Wenn überdies noch eine heirat die »foes in law verbindet, fragt man sich nur am ende, ob der ganze aufwand von nöten war. Aber es geschieht in so anheimelnder weise, die hartnäckige prinzipienreiterin wird so spielend ad absurdum geführt, dass man den gemeinplatz, auf den das buch in letztem betrachte hinausläuft, verzeiht. Die charakteristik giebt weder nach der guten noch nach der schlechten seite zu besonderen bemerkungen anlass: eine gewisse routine entschädigt für den mangel an verinnerlichung. Alles schwimmt hübsch oben auf. Erwähnenswert erscheinen dagegen die beiden ersten kapitel in technischer beziehung, insofern als der dialog mit jongleurhafter geschicklichkeit gehandhabt wird. Überhaupt ist der moderne englische roman darin dem deutschen überlegen; wie wenige schriftsteller giebt es bei uns, die einen natürlichen dialog zu schreiben wissen. Für uns ist er jedenfalls erst eine neuere errungenschaft; nur vereinzelte haben sich an Fontane's beispiel geschult. England hat nicht nur in diesem punkte die ältere kultur vor uns voraus und die grössere fixigkeit.

Von letzterer besitzt Max Pemberton (geb. 1863 in Birmingham) sein reich gemessen teil. Wenn man mit Taine den roman in bewegung gesetzte psychologie nennen will, muss dieser ausspruch für Pemberton etwas verändert werden: er setzt die europäische landkarte in bewegung; dabei geht leider nur die psychologie leer aus. Er fädelt ein, doch er näht nicht. Er stampft eine kühne voraussetzung aus dem boden, doch er weiss ihr keine Arüchte abzugewinnen. Er schürzt einen knoten, doch er löst ihn nicht oder haut ihn durch. So wird unsere aufmerksamkeit noch schneller verscherzt als erregt; zur teilnahme an dem geschick der handelnden personen verdichtet sie sich nie. Lord Dane, der mit allen vorzügen des leibes, des charakters und des portemonnaies ausgestattete romanheld, trifft eines abends in gesellschaft (Grosvenor Place, das sagt alles!) die junge Fürstin Fèkla Dolgorouki, die mit allen vorzügen des leibes, des charakters und des portemonnaies ausgestattete romanheldin. Er trifft sie da ist schon das aussergewöhnliche -am spieltisch; noch mehr: sie ist der mittelpunkt des spieltischs; noch mehr sie besitzt eine tolle spielleidenschaft, ein familienerbstück überdies, und ist in gefahr, von der russischen regierung deswegen verbannt zu werden. Natürlich flösst ihm das bezaubernde geschöpf alsbald

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