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or German 1), for I am not sure that my hint (supra p. 69 note) will be taken to heart by all students of phonetics.

A Chapter on Accent and one on Intonation close this section of the work. In the latter I would underline in particular the author's remarks on the significance of the deep sinking tone as against the high rising tone. Without being entirely new, they exemplify once more the qualities in J.'s work that I have already called attention to: his consummate art of presenting what old wines he has to give in attractive new bottles. See his interesting remarks on the difference in intonation between such phrases as: "Will you take some port or sherry" (where it is doubtful whether the person adressed will accept either) and: "Will you take some [port] or Isherry?" (where it is taken for granted that either port or sherry will be accepted) and on the difference in tone between phrases with so-called restrictive"} relatives (e. g. the dog that I bought but yesterday has suddenly disappeared) and the continuative ones (e. g. the dogs which is said to be very sagacious, does not seem to me to be particularly conspicuous in that respect). In the former case the tone of dog is high, something has to be added to the word dog: the tone does not sink yet. In the latter case no such necessity is felt: the sense is not restricted by any addition and hence the tone, if not absolutely deep and low, does not keep up to the level it has in the preceeding example.

In the last section the more important of the languages treated of in Prof. Jespersen's book (viz. Danish, German, English and French) are considered as a unity.

And here, I am afraid, it will be high time for me to stop, however abruptly, for I must already have drawn too much on the space, the Editor put at my disposal. But for this circumstance one might go on and on. The fact is that the Fonetik is eminently suggestive. On almost every page the careful student will meet with statements which tempt a reviewer to expatiations either in order to discuss moot points or, and in casu more fre

1) The work was to have been translated into German, but the translator has mysteriously disappeared, without leaving behind either address or the Manuscript of those portions that had already been approved of by Jespersen. 2) Jespersen speaks of relative clauses, but does not seem to have thought of the above English parallel.

quently so, to contribute some further illustrations of the author's arguments or otherwise to bear out his statements.

My last word shall be a wish that the present writer may have succeeded in convincing every phonetician that it is duty to study Professor Jespersen's work.

Ghent, Belgium, May 1900.

H. Logeman.

H. Osthoff, Vom suppletivwesen der indogermanischen sprachen. Erweiterte akademische rede. Heidelberg, kommisionsverlag von A. Wolff, 1900. 95 ss. 4°. Preis M. 4,-.

Die schöne rede Osthoff's ist ein glänzender beweis dafür, wie auch altbekannte dinge neues interesse gewinnen, wenn der beschauer nur den richtigen standpunkt zu wählen versteht. Was kann geläufiger sein als die thatsache, dass sich etymologisch ganz verschiedene stämme zu einem paradigma zusammenschliessen? Falle wie δράω - εἶδον ὄψομαι, bonus melior optimus, ich

-

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meiner wir uns sind klassische zeugen dieses ergänzungssystems. Aber so bekannt die erscheinung auch sein mag. so ist sie doch merkwürdiger weise bisher niemals im zusammenhang untersucht worden. Man hat sich begnügt, einzelne beispiele willkürlich herauszugreifen, statt mit dem vollständigen material zu arbeiten. Dass bei diesem verfahren von einer psychologischen interpretation des thatbestandes kaum die rede sein konnte, versteht sich von selbst. Es zeugt daher von scharfem blick und feinem verständnis, wenn männer wie Georg Curtius trotz der mehr als mangelhaften induktion den kern des problems richtig erfasst und zutreffend beurteilt haben.

Die anregung zu seiner untersuchung hat Osthoff durch einige bemerkungen Georgs v. d. Gabelentz empfangen. Dieser hat in seinem werke über die sprachwissenschaft wiederholt (334, 379, 381) die aufmerksamkeit des lesers auf den umstand gelenkt, dass nicht jeder stamm jede form annimmt und sich nicht jede form an jeden stamm fügt. Wenn also zu sum kein perfekt, zu fui kein präsens gebildet werde, so sei diese beschränkung im prinzip derjenigen gleich, die verbiete, den genetiv von Caesar ebenso zu bilden wie den von Pompeius, das perfekt von amo ebenso wie das von scribo. Diesem historischen zustand müsse ein älterer vorangegangen sein, wo jene beschränkung noch nicht

εἶδον

bestanden habe, wo also jeder stamm jede form habe annehmen und jede form sich an jeden stamm habe anfügen können. Der historische zustand bedeute somit eine reduktion der ursprünglichen fülle. In dieser bestehe recht eigentlich das wesen der idg. flexion, die deshalb als »defektivsystem« zu bezeichnen sei. v. d. Gabelentz ist also der meinung, dass polymorphe paradigmen wie δράω ὄψομαι ebenso durch verluste alter formen zu stande gekommen seien wie die alleinherrschaft des genetivsuffixes -is bei den konsonantischen stämmen, die des suffixes - bei den o-stämmen u. s. w. Ursprünglich bildete opé so gut aorist- und futurformen wie ɛldov präsens- und futurformen, bildete Caesar einen genetiv auf i wie Pompeius einer solchen auf -is.

Osthoff schlägt den umgekehrten weg ein. Er rechnet nicht mit prähistorischen parallelformen und ihrem verlust wie v. d. Gabelentz, sondern er sieht in jenen polymorphen paradigmen das ursprünglichere, während die einheitlichkeit der homogenen paradigmen vielfach erst späterer ausgleichung ihr dasein verdanke. Es kann kein zweifel sein, dass diese auffassung des historischen verhältnisses die richtige ist. Osthoff geht aber noch einen schritt weiter. Er sagt: »Es ist meines erachtens gar nicht jenes das wesentliche, dass es den einzelnen der sich gegenseitig aushelfenden stämme an und für sich an etwas gebricht; der schwerpunkt liegt vielmehr in dem umstande, dass überhaupt eine stellvertretung, ein gegenseitiges sichaus helfen und sichergänzen stattfindet. Man solle deshalb nicht von einem »defektivsystem«, sondern von einem » suppletiv wesen< der idg. sprachen reden.

Osthoff ordnet nun das gesamte material in fünf gruppen. Zuerst betrachtet er die suppletivische flexion beim verbum und findet, dass sie bei zeitwörtern von der bedeutung essen, verzehren; geben, darreichen; gehen, kommen; laufen, rennen; nehmen, tragen, bringen, führen; sagen, sprechen; schlagen, treffen; sehen, schauen; sein, werden in weitem umfang auftritt. Die zweite gruppe ver einigt die suppletivischen femininbildungen. Statt durch motion aus dem maskulinum gebildet zu werden (wie etwa equa: equos), treten uns die ältesten idg. feminina als selbständige, vom maskulinum etymologisch unabhängige worte entgegen. Das ist besonders deutlich bei den namen der nächsten verwandtschaftsgrade, sowie bei den bezeichnungen der haustiere zu beobachten.

Vgl. z. b. mutter vater, schwester bruder, tochter: sohn; kuh : stier, bulle oder ochse; geiss oder ziege bock; stute hengst; schaf: widder u. s. w. Auch das deminutiv wird ursprünglich nicht durch ableitungssuffixe gebildet, vgl. fohlen, lamm, kitze, kalb u. a. Eine dritte klasse bilden die komparationsformen der adjektiva gut und böse, übel, schlecht, schlimm; gross, viel und klein, gering, wenig. Vgl. z. b. ayadós ἀμείνων, ἀρείων, βελτίων, κρείττων, λωΐων, φέρτερος; bonus – melior optimus; gut besser u. dgl. Bei den zahlwörtern bethätigt sich der hang zum suppletivwesen in dem etymologischen verhältnis des ordinales zum cardinale (prīmus : unus, secundus, duo), in dem der zehnerzahl zur einerzahl und in der bildung der multiplikativa. Die fünfte und letzte kategorie suppletiver bildungsweise treffen wir beim pronomen. Wir finden hier femininformen, die aus anderm stamm als maskulinum und neutrum gebildet sind (z. b. sie er, es); ferner unterscheidet sich der subjektskasus nicht selten auch dem stamme nach von den obliquen kasus (ò

τοῦ).

Die ursache dieser eigentümlichen erscheinung erblickt Osthoff in einem bekannten erfahrungssatz: Wie der mensch mit seinem leiblichen auge allemal das räumlich zunächstliegende in schärferer besonderung erschaut, so werden auch mit dem seelischen auge, dessen spiegel die sprache ist, die dinge der vorstellungswelt desto schärfer und individueller erfasst, je näher sie dem empfinden und denken des sprechenden treten.« Er macht sich den satz zu eigen, den Georg Curtius einst ausgesprochen hat, dass in der sprachentwicklung die bezeichnung der »individuellen vorstellungen < früher dagewesen sein müsse als die der allgemeinen begriffe«: > Begriffe bildet sich der mensch erst durch abstraktion und verallgemeinerung aus individuellen vorstellungen, die notwendig schon vorhanden sein müssen, um zum begriff, das ist, wie ja der name selbst sagt, zum zusammenfassen (vgl. comprehendere) zu gelangen. Begriffe also wie z. b. der des gehens setzen schon vorstellungen z. b. des wanderns, wandelns, schreitens, steigens, laufens, springens. voraus, aus welchen der mensch erst in der periode, in welcher das reflektierende denken wacher zu werden begann, den einfachen, alle umfassenden begriff erschloss. (Griech. etymologie 5 s. 97; vgl. auch die schönen, von Osthoff nach gebühr gewürdigten ausführungen in Usener's Götternamen 317 ff.)

Aber diese individualisierende auffassung wird schon früh durch eine andere, die gruppierende, durchkreuzt, welche

die psychischen gruppen auch durch das band der form zu ver knüpfen bestrebt ist. Sie schreitet im laufe der sprachentwicklung siegreich vor, ohne jedoch die konkurrierende auffassung ganz verdrängen zu können. Ihr ist es zuzuschreiben, wenn sonderbenennungen wie sohn und tochter, knabe und mädchen, hengst und stute durch gleichartige wortpaare wie ἀδελφός - ἀδελφή, filius filia, puer puella, equos equa ersetzt werden.

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Wenn ich nach rezensentenart angeben soll, was mich von Osthoff's ausführungen weniger überzeugt hat, so muss ich gleich mit dem namen beginnen, den er für die von ihm behandelte erscheinung geschaffen hat. Was ich vor allen dingen dagegen einzuwenden habe, ist der umstand, dass er keine rücksicht auf die psychischen ursachen nimmt, die jene polyonymie hervor. gerufen haben, sondern ganz und gar auf die äussern folgen zugeschnitten ist, die in einem teil der fälle, aber auch nur in einem teil, zu beobachten sind. Ich kann es Osthoff nicht zugestehen, dass die stellvertretung, das gegenseitige sichaushelfen und sichergänzen das primäre oder auch nur das charakteristische sei; ich halte es vielmehr für die letzte etappe des entwicklungs. Wenn sich δράω εἶδον prozesses. ὄψομαι zu einem para digma ergänzen, so geschieht das nur deshalb, weil es zahlreiche formengruppen, wie λείπω ἔλιπον – λείψω, giebt, die jenen etymologisch verschiedenen bildungen parallel sind. Dass dieser parallelismus aber zum bewusstsein komme, hat zur voraussetzung, dass die ursprünglichen bedeutungsdifferenzen zwischen den ver schiedenen stämmen von ógάw εἶδον ὄψομαι bereits ver blasst sind. An sich ist ja auch schon der begriff des paradigmas nichts weiter als eine grammatische abstraktion, die in der seele des sprechenden keine reale existenz haben kann. Wenn Osthoff bei seiner erklärung von ihm ausgeht, so macht er sich desselben voreQOV пoóтEQоr schuldig wie Paul, wenn er die stofflichen und formalen gruppen als grundlage seiner lehre von den Associationsbildungen wählt.

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Der fälle, wo man wirklich von einer ergänzung< reden kann, sind verhältnismässig wenige. Bei wortpaaren wie bin: war, gut: besser u. ä. ist der name des suppletivwesens nicht unangebracht, weil gegenwärtig niemand mehr auch nur das geringste bewusst sein davon hat, dass ursprünglich mit der funktionellen auch eine materielle bedeutungsdifferenz verbunden war. Aber schon bei ὁρᾶν und ἰδεῖν, λέγειν und εἰπεῖν liegt die sache ganz anders,

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