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über die englischen geldleute und industriefürsten doch mit voller gerechtigkeit den hochbedeutsamen anteil würdigt, den England an der gemeinsamen philosophischen und künstlerischen kulturarbeit der abendländischen völker hat. Überall aber schreibt er fesselnd und regt den kundigen leser zu eigenen erwägungen an.

Was den übersetzer betrifft, so wirkt es hochgradig verstimmend, wenn man den abgeschmackten fehler, schwed. urval mit deutsch urwahl zu übersetzen, den ich schon in meiner anzeige des ersten bandes (Aus dem mod. England) zu tadeln hatte Est. XXIV s. 139 jahrg. 1897/98), nicht nur im zweiten, sondern auch im vorliegenden dritten bande (1899) wiederkehren sieht. Das nenne ich hartnäckig! Und wenn ein deutscher arzt, wie es übersetzer sein soll, Darwin's werk über «natürliche zuchtwahle nicht kennt, sondern sich einbildet, der grosse forscher habe über urwahl geschrieben, so ist das ein starkes stück, das gleichzeitig ein bedenkliches licht auf die gymnasiale vorbildung der ärzte wirft. Demgegenüber erscheint es nur als eine kleinigkeit, wenn übersetzer in II, 1 (4), verführt von schwed. valman pl. calmän, behördlich von englischen >wahlmännern<< statt von englischen wählern<< redet. Schon mehr erstaunlich ist es, dass er auf S. 191 uns Eton und Harrow als » elementarschulen « vorführt, verbunden mit vollpensionaten, wo der einzelne schüler 3000 mark zu unterhalten kostet (übersetzer hat nicht gewusst, dass elementarskola der schwedische ausdruck für deutsch »gymnasium<, >> höhere lehranstalt ist). Zu dem englischen hat übersetzer nur sehr entfernte beziehungen, sonst würde er nicht "university extension Centrum (sic!)" als englischen ausdruck citieren und nicht das bekannte "slum" mit schlamm« übersetzen oder "magistrate" durch magistratsperson<< wiedergeben. Ebensowenig würde er das schwedische wort "snobberi" für englisch halten, es gelegentlich in der form "snobbery" vorführend, während er deutsch ein ganz unerhörtes snobberei (vgl. »börsenjobberei«, was aber auf ein sehr korrektes jobber zurückgeht, während eine englische form snobber etwas ungeheuerliches wäre) bildet u. a. m. Der deutsche ausdruck steht nicht selten unter dem einfluss des schwedischen textes.

Gleichwohl häufen sich diese ärgerlichen mängel der übersetzung nicht in dem grade, dass einem dadurch die lektüre des wertvollen buches verleidet würde.

Rendsburg (Holstein), Juli 1900. H. Klinghardt.

CHRESTOMATHIEN UND LESEBÜCHER.

F. W. Gesenius, A Book of English Poetry for the Use of Schools. Containing one hundred and two poems with explanatory notes and biographical sketches of the authors. Third edition revised by Dr. Fritz Kriete. Halle, Hermann Gesenius. 1900. 142 SS. Kl. 8°. Preis in leinwand mit tasche für anmerkungen und wörterbuch (61 ss.) M. 2,00.

Gesenius' bekannte englische gedichtsammlung ist in der vorliegenden dritten, von F. Kriete besorgten auflage den neuen bestimmungen gemäss umgearbeitet. Die anmerkungen sind jetzt ebenso wie das neu hinzugekommene, mit vernünftiger aussprachebezeichnung versehene wörterverzeichnis in einem besonderen hefte gegeben. Abweichend von den früheren auflagen sind ferner sowohl die anmerkungen als auch die kurzen nachrichten über das leben der dichter in deutscher sprache abgefasst. Die reihenfolge und die einteilung der gedichte in drei gruppen nach dem grade der schwierigkeit ist dieselbe geblieben. Neu aufgenommen wurden Kingsley's Three Fishers; zu My Heart's in the Highlands, The Last Rose of Summer, Those Evening Bells und God Save the Queen sind in einem anhang die melodien mitgeteilt. Durch diese änderungen und zuthaten wird sich das hübsche büchlein gewiss neue freunde erwerben.

Waitzendorf bei Retz in Nied.-Österreich, August 1900.
E. Nader.

Auswahl englischer gedichte, für den schulgebrauch zusammengestellt von Ernst Gropp und Emil Hausknecht. 7. auf. Leipzig, Renger'sche buchhandlung, Gebhard & Wilisch, 1899, XII und 278 ss. Preis geb. M. 2,00.

Das buch will stoff zur poetischen lektüre für die klassen tertia bis prima geben. Die gedichte, die chronologisch geordnet sind, im ganzen 140, bieten zunächst das, was man etwa als den eisernen stoff bezeichnen kann, der sich mehr oder minder überall wiederfindet der lehrer wird sich nur darüber freuen, wenn er keinen seiner alten bekannten vermisst. Es ist aber ausserdem anzuerkennen, dass besonders die dichter des neunzehnten jahrhunderts berücksichtigt worden sind. Auch die amerikanischen dichter sind in 29 nummern vertreten, und selbst australische

dichter haben mit vier charakteristischen dichtungen aufnahme gefunden. Wenn sich für eine ausgedehntere dichterlektüre zeit findet, ist die sammlung wohl zu empfehlen, und dass das thatsächlich der fall ist, dürfte der umstand, das schon eine 7. aufl. notwendig geworden ist, hinreichend beweisen. Es ist zu den gedichten auch ein ausführlicher Kommentar in zwei teilen, geb. M. 3,20, erschienen, der dem lehrer wohl das bieten wird, was er zur allseitigen gründlichen erklärung der gedichte in der schule braucht.

Eisenach, Juli 1899.

C. Th. Lion.

E. E. Speight, The Temple Reader. A Reading Book in Literature for School and Home. New edition, revised, enlarged, and illustrated. London, Horace Marshall and Son, 1899. 272 SS. Preis 1 sh. 6 d.

E. E. Speight, The New English Poetry Book. A Selection from English Poems and Ballads: Spenser to Swinburne. With a glossary. London, Horace Marshall and Son, 1900. 147 SS. Preis sh. 6 d.

> Stimmen der völker in prosa und in liedern‹ könnte man das erste der beiden bücher nennen, die einen recht freundlichen eindruck machen. Es ist ein in England vielgebrauchtes unterrichtsmittel und enthält eine sammlung von poetischen und prosaischen bruchstücken der berühmtesten schriftsteller aller zeiten und vieler völker. Neben abschnitten aus den Sprüchen Salomo's, dem Prediger, dem propheten Micha, den briefen des apostels Paulus und einigen andern biblischen schriften bietet das buch bruchstücke aus Homer, Herodot, Plato, Xenophon, Livius, Plinius dem Jüngeren, Dante, Froissart, Montaigne, Cervantes, Shakespeare, Milton, Swift, Tennyson, John Ruskin u, a. Auffallend ist, dass Deutschland nur durch Goethe und den württembergischen theologen und philosophen Albert Schwegler vertreten ist, und zwar wird von ersterem nur ein kurzes urteil über Laurence Sterne, von letzterem eine äusserung über Xenophon geboten. Die übersetzungen sind alle in tadellosem Englisch gegeben. Man sucht jedoch vergebens nach dem princip, welches den verf. bei der anordnung geleitet hat. Da steht z. b. neben der darstellung des kampfes des Geatenkönigs Beowulf mit dem see

ungeheuer Grendel ein gedicht von Longfellow und neben der nach George Chapman gegebenen erzählung von Ulysses, der dem schlafenden Polyphemos das auge ausbohrt, eine beschreibung der reise des Sir John Mandeville nach dem orient. Warum hat der verf. nicht die zunächst liegende chronologische ordnung eingehalten? Die getroffene auswahl zeugt von dem guten geschmack und gesunden urteil Speight's, und es ist nicht zu zweifeln, dass auch in deutschen schulen, besonders in realschulen, das buch mit viel nutzen verwendet werden kann. Unsere jungen zeigen

stets ein reges interesse für das, was die führenden geister fremder nationen an schönem und edlem hervorgebracht haben; und je mehr die gegenwart ihr vorrecht gegenüber der vergangenheit geltend macht, desto nachdrücklicher wird ohnehin an die schule die anforderung gestellt werden, die bedeutendsten erzeugnisse der weltlitteratur in guten übersetzungen zu bieten. Besonders die realschulen werden sich nicht auf die dauer der aufgabe entziehen können, ihre zöglinge durch tadellose übersetzungen mit den ideen der griechischen und römischen klassiker bekannt zu machen. Für gewöhnlich werden deutsche übersetzungen gefordert werden müssen, allein auch bücher wie das von Speight legen einen guten grund zur einführung in die weltlitteratur. Der wert der sammlung wird durch einige recht hübsche bilder, deren originale der mehrzahl nach in der Nationalgalerie zu London zu finden sind, noch erhöht. Bedauerlich ist es, dass über das leben und die hauptwerke der schriftsteller nicht wenigstens kurze notizen gegeben sind; besonders bei den noch lebenden autoren ist es für den lehrer oft schwer, sich das zur erklärung notwendige material zusammenzutragen.

Das zweite buch enthält nur englische originaldichtungen; es soll gewissermassen eine ergänzung zum ersten sein. Für deutsche schüler ist diese sammlung kaum zu gebrauchen. Auch hier sucht man vergebens nach dem princip der anordnung. Die zahl der liebeslieder ist zu gross. Man vermisst hier noch mehr kurze lebensbeschreibungen der einzelnen dichter. Wer versteht z. b. Walt Whitman's Hushed be the Camps to-day oder Dirge for two Veterans, ohne seine thätigkeit während des bürgerkriegs zu kennen? Dazu treten eine reihe von dichtern auf, die noch leben, und die manchem lehrer kaum dem namen nach bekannt sind. Die schottischen dialektdichtungen sind verhältnismässig zu stark vertreten. Ausser John Anderson, Auld Langsyne, Ye Banks and Braes

von Robert Burns und Jock o'Hazeldean sowie Proud Maisie von Walter Scott enthält die sammlung noch fünf schottische balladen. Wenn diese sammlung sich für die hand der schüler weniger eignet, so wird sie manchem deutschen lehrer um so willkommener sein. Er wird darin manches schöne gedicht finden, das sich als diktat- und memorierstoff gut verwenden lässt. Ref. möchte dieses buch unsern schulbibliotheken zur anschaffung empfehlen.

Stuttgart.

Ph. Wagner.

F. J. Bierbaum: History of the English Language and Literature from the Earliest Times until the Present Day including The American Literature Fourth thoroughly revised Edition. School Edition. With 24 Portraits. Leipzig, Rossberg. 1899. VI+ 189 ss. 8. Preis M. 2,40; geb. M. 2,60.

Wenn wir dieser schulausgabe ein günstigeres zeugnis ausstellen können, als es der Student's Edition desselben buches zu teil geworden ist, mit deren 1. und 2. auflage in dieser zeitschrift VII 174 und XIII 100 streng ins gericht gegangen wurde, so erklärt sich dies einmal aus den vielen besserungen, die sich im laufe der zeit eingestellt haben, und dann daraus, dass ein schulbuch doch notwendig mit einem andern massstabe als ein wissenschaftliches hilfsmittel zu messen ist. Der hauptunterschied der School Edition von der Student's Edition besteht, abgesehen von wesentlichen kürzungen im text, in dem vollständigen fehlen von proben (ausser einer aus den Canterbury Tales) und bibliographischen angaben.

Schon die anlage des büchleins ist für seinen zweck bezeichnend. Das zeitalter der Elisabeth beginnt s. 29, das 19. jahrhundert s. 99. Die zeit vor Chaucer (s. 1-14) ist natürlich am dürftigsten behandelt, doch sind hier wie auch später die allgemeinen übersichten vor den einzelnen perioden recht gut gelungen. Im vierten kapitel, über Chaucer, konnten wohl noch einige von dessen bedeutenderen werken genannt werden. Shakespeare nimmt in der folgenden zeit naturgemäss den breitesten raum ein; nur ist Johnson (1765) keineswegs der erste herausgeber seiner werke nach Heminge und Condell (s. 48), wie die bemühungen Rowe's 1709/10, Pope's 1725 und Theobald's 1733 beweisen. Die litteratur unsers jahrhunderts ist sehr, vielleicht allzu reichlich bedacht. Denn neben den hervorragenden erscheinungen, J. Hoops, Englische Studien. 29. 2.

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