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altet, zweitens unzweckmässig und drittens in einzel. heiten unzuverlässig.

1. Wenn auf dem titelblatt nicht die jahreszahl 1899 stünde, so könnte man sein alter auf 25 bis 30 jahre schätzen. Der verfasser wird dieses urteil leichter verwinden, wenn ich seinen be rühmten landsmann Skeat citiere, der sich nach dem berichte der Times (22. Dez. 1899) über die fortschritte der englischen philologie und des sprachunterrichts folgendermassen ausgesprochen hat1):

"At that time (1864) the study of phonetics was practically unknown in England . . . The teachers of modern languages had at last found out the true clue to the study, namely that it was the spoken utterance which really constituted the words and the sentence, and that the written cha'racters were mere symbols convenient for recalling such words and sentences to our recollection, but at the same time subservient and subordinate. He would exhort all his hearers to pay the highest regard to the actual pronunciation of the spoken words, and to seize every opportunity of addressing themselves to the ears of their pupils rather than to their eyes. It was in the early youth that the ear was most easily trained, and those who then neglected to train it, inflicted upon their pupils a cruel wrong... He. therefore, congratulated them sincerely on their present advantages, on the extraordinary progress in the teaching of English which had taken place in the course of a single generation, on the vividness and accuracy which had been imparted to their teaching by the study of phonetics, which, as applied to English, was hardly short of a new discovery."

Unserm verfasser ist diese neue entdeckung« entgangen, ihm gilt Skeat's glückwunsch nicht, seine grammatik wendet sich an das auge, nicht an das ohr der schüler und fügt ihnen ein grausames unrecht zu. Kurz, das buch gehört der vergangenheit an. Dass die auf dem buchstaben aufgebaute lehre von der deklination und konjugation nichts taugt, ist selbstverständlich, aber auch die syntax muss einen phonetischen unterbau haben. Beispiele: s. 67 heisst es: "I shall . . . denote(s) futurity, independent of the will of the speaker". Man wende sich aber mit dem folgenden an das ohr: "Well, I'm going to marry him. And you may talk till you're tired and I shall marry him", so wird man finden, dass dieses shall, das emphatisch ist, im gegenteil determination ausdrückt. Die zwei sätze auf s. 159 "They gave me five shillings five shillings to me" sind nicht gleichbedeutend für das ohr!

2. Das buch ist unzweckmässig in zwei richtungen: es enthält zu viel und zu wenig. Definitionen der grammatischen

1) In der jahresversammlung der Modern Language Association.

termini sind in einem lehrmittel wie etwa den unterrichtsbriefen von Toussaint-Langenscheidt angebracht, da diese sich eventuell auch an grammatisch gar nicht vorgebildete lernende wenden, nicht aber in einer grammatik, die für mittelschüler bestimmt ist. Den in klammern gegebenen etymologischen erklärungen, die das Lateinische, das Angelsächsische, das Schwedische, Dänische, Altdeutsche und das Isländische herbeiziehen, werden. solche schüler wenig oder gar kein verständnis entgegenbringen.

Andrerseits enthält das buch zu wenig. Wenn es der verfasser nicht aus eigener lehrerfahrung weiss, so hätte er sich in der litteratur umsehen sollen, bevor er eine englische grammatik für Deutsche schrieb. Er würde dann z. b. in den einleitungen zu so vortrefflichen büchern wie Krüger's Schwierigkeiten des Englischen oder Stoffel's Studies in English gefunden haben, dass vieles für den fremden wichtig und notwendig ist, was dem Engländer pedantisch, überflüssig und selbstverständlich erscheint. Dazu gehört der gebrauch der zeiten, besonders der definiten (progressiven), der hilfszeitwörter, des gerundiums, die auslassung des relativs, die nachstellung der präpositionen, die do-konstruktion, die substantivierung der adjectiva, der unterschied von some und any und besonders die wortstellung. Während nun der verfasser z. b. ganze seiten von konjugationstabellen, lange verzeichnisse von pluralen griechischer und lateinischer fremdwörter, von maskulinen und femininen u. dgl. giebt, vernachlässigt er gerade die oben angeführten kapitel. Die auslassung des relativpronomens im objektivverhältnis wird zwar zweimal berührt (ss. 55. 60), aber über die häufigkeit dieser erscheinung und darüber, dass man wissen fällen nicht bloss auslassen kann, sondern muss, wenn man nicht ausserordentlich steif erscheinen will, hört man nichts. Wenn der verfasser wenigstens ausgiebige "Exercises": Omit the relative pronouns . . . aufgenommen hätte! aufgenommen hätte! Über die substantivierung des adjektives äussert sich der verfasser (s. 40): "Some adjectives are sometimes considered as real substantives, and as such take the sign of the plural, s: the blacks, my equals." Punktum. Ein gerundium kennt der verfasser überhaupt nicht. Er sagt s. 149: "The simple subject. . must therefore be: . . . 5. A. Participle (1): Smoking is often injurious; or Participial Phrase: The reading of bad books corrupts the mind." Das ist zwar wahr, aber reading ist deswegen noch kein "Participle"! S. 151:

"Direct Object" kann u. a. ausgedrückt sein durch ein "Participle" oder "Participial Phrase": They preferred riding (!). Eine ähn liche oder gar keine berücksichtigung erfahren die andern heiklen kapitel, dagegen vergisst der verfasser den "Nominative absolute" (The weather being favourable, we set sail) nicht, obwohl sein landsmann Sweet (Syntax p. 125) solche konstruktionen als harsh und als mannerism bezeichnet. Sie sind nicht zur nachahmung zu empfehlen und gehören gewiss nicht in ein kurz gefasstes schulbuch. Damit glaube ich meinen zweiten vorwurf gerechtfertigt zu haben.

Ich schliesse 3. mit der anführung einiger proben von un. richtigkeiten im einzelnen, von denen einige schon oben angezogen wurden. Aus der einleitung: "When two vowels come together, they form what is called a diphthong"; demnach hätten wir in riot einen diphthong, denn es handelt sich in dieser grammatik um die buchstaben. "If, on the contrary, only one of the vowels is heard, as ea (sic) in eagle, it is called an improper diphthong." S. 3. "An Adverb. . is a word which modifies a Verb, an Adjective or another Adverb" (vgl. auch s. 104). Satzbestimmende adverbien kennt der verfasser nicht, obwohl er s. 110 selbst sagt: "When only modifies a clause.." S. 13. Die definition: "An abstract or metaphysical (!) noun is a noun which expresses the idea of a quality" ist natürlich zu eng und passt nicht z. b. für action, conversation, proof, d. h. phenomena. “The pronoun it is often put at the commencement of a sentence with the 3. person of to be in order to lay more stress on the subject of the sentence, which consequently follows." In dieser weise wird nicht bloss ein subjekt hervorgehoben. S. 67: (“The Present Tense is used) to represent a future action. This is the case with some verbs expressing movement e. g. He sails to-morrow for America." Man sagt aber auch: To-morrow is a holiday; "because the idea of futurity is clearly indicated by the adverb of time." S. 109: "In ordinary style, it (viz. the adverb) generally comes after the verb"; diese regel widerlegt sich selbst. S. 131: "When if is omitted, there must be an inversion in the sentence. This construction, however, can be employed only with the verbs were, had, and should." Es kann auch mit do geschehen. "Think what my life would be did I know (= if I knew) that you had not forgiven me" London News. 1897 p. 842.

Diese erwägungen werden wohl meine behauptung rechtfertigen, dass diese englische grammatik veraltet, für Deutsche wenig brauchbar und in einzelheiten sehr besserungsbedürftig ist. Graz, Dezember 1899. Wilhelm Swoboda.

Oscar Thiergen, English Lessons. Kurze praktische anleitung zum raschen und sicheren erlernen der englischen sprache für den mündlichen und schriftlichen gebrauch. Mit drei ansichten und einem plane von London. (Teubner's kleine sprachbücher: II. Englisch.) Leipzig, B. G. Teubner, 1900.

>Das vorliegende werkchen,« so heisst es im vorwort, »ist ein elementarbuch zur erlernung der englischen sprache, das, abweichend von anderen werken ähnlicher art, von anfang an den stoff benutzt, der im praktischen gebrauch der sprache entgegentritt. Es soll dreierlei ziele verfolgen. Erstens soll es dem reisenden, der nach England geht, die möglichkeit verschaffen, sich in gutem, fliessendem Englisch mit Engländern in der bahn, auf dem schiffe, in gesellschaft, im theater, im hotel oder boarding house etc. zu unterhalten, sich ohne hilfe eines führers, die nur zu oft den sprachunkundigen ausbeuten, in allen lagen korrekt auszudrücken und so die unendliche fülle des sehenswürdigen, das gerade das seeumgürtete Albion bietet, mit vollem genusse und gewinn zu schauen. Es soll ferner den kaufmann in stand setzen, nicht nur in feinem Englisch mit seinen kunden und allen, mit denen er in geschäftsverbindung steht, zu verkehren, sondern auch einen guten englischen geschäftsbrief zu schreiben, beides vorzügliche empfehlungen in einem lande, wo die kenntnis fremder sprachen noch weit zurück ist. Es soll aber auch den, der das buch durchgearbeitet, befähigen, die tagesblätter wie unterhaltungslektüre, romane, novellen etc. zu verstehen und daraus nicht nur unterhaltung zu schöpfen, sondern auch seine kenntnis von land und leuten zu vergrössern. Mit benutzung eines kleinen taschenwörterbuches, wie z. b. das von Feller), wird dies ohne mühe gelingen.<

Es war ein sehr glücklicher gedanke, die umgangssprache für die erlernung des Englischen zu grunde zu legen und auf ihr die

1) Verlag von B. G. Teubner, Leipzig; neu bearbeitet und erweitert von prof. dr. Thiergen.

grammatik aufzubauen. Und dieser gedanke ist vom verf. mit grossem geschick ausgeführt worden. Die übungsstücke sind sehr interessant geschrieben und durch ihre grosse mannigfaltigkeit wohl geeignet, in die englische umgangssprache einzuführen. Ja, wir würden es mit freuden begrüssen, wenn der verf. diesem elementarbuche noch ein andres folgen liesse, in dem er das gebiet er weiterte und auch die syntaktischen eigentümlichkeiten eingehender behandelte. Dadurch würde sich ausserdem der wort- und phrasenschatz bedeutend mehren. Denn bei dem grossen reichtum der englischen sprache ist nichts für den anfänger mehr entmutigend, als beständig das wörterbuch nachzuschlagen und, wenn dieses nicht recht ausführlich ist, sehr oft im stich gelassen zu werden. Die einrichtung des buches ist folgende. Vor jeder lektion stehen die wörter mit lautschrift. Die stücke selbst sind zusammenhängend und bringen beispiele zu gewissen grammatischen regeln. Dann folgt im anschluss an das englische übungsstück ein deutsches und endlich eine konversation«. Die grammatik wird auf denselben seiten unter dem strich behandelt. Auf s. 1-12 steht eine lautlehre; s. 13-136 bringen die stücke. Ihnen schliessen sich auf s. 136-183 verschiedene anhänge an: das zeitwort, lautgleiche und formenähnliche wörter, Letter-Writing, Poems, Reading. Die ss. 184-229 nehmen ein deutsch englisches und englischdeutsches wörterbuch ein. Am ende befinden sich drei ansichten: der Tower, London Bridge, das parlamentsgebäude, ferner eine münztafel und schliesslich eine karte von London.

Im einzelnen möchte ich den verf. auf eine reihe von punkten aufmerksam machen, die einer verbesserung bedürfen, oder bei denen ich eine abweichende ansicht vertreten zu müssen glaube.

Ich will

Die Transskription ist im grossen und ganzen dieselbe, die Th. in seinem lehrbuche der englischen sprache anwendet, und von der er sagt, dass ihre zeichen in den meisten lautschriften angenommen seien, z. b. von Sweet (?), Rambeau u. a. hierüber nicht streiten. Ich habe eine ganze reihe englischer bücher vor mir liegen, von denen ein jedes seine eigne schreibweise hat. Haben wir doch leider noch immer nicht eine allgemein angenommene transskription. Um so mehr halte ich es deshalb für angebracht, meine ansichten und bedenken über einzelnes zu äussern.

Einfache zeichen halte ich in jedem falle für besser als solche, die mit häkchen, punkten, tilden u. s. w. versehen sind, denn die

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