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im Gartenwesen, ohnerachtet aller Gebrechen, auf einer ohngleich höhern Stufe von Bildung als die Römer, die sich noch nicht einmal von der Idee eines kleinlichen. Gartens losgesagt hatten. So weit vorgerückt kann man sich zwar wohl verirren, aber das, was man einmal aufgefaßt hat, nicht gänzlich vergessen. In allen Wissenschaften zeigt sich Ebbe und Fluth;. aber die Quelle selbst verstopft sich nie. Was die Aufopferungen anlangt, die der Landbau der Verschönerung der Gegenden bringen sollte, so fallt ihr, es deucht wenigstens so, ganz aus der Rolle, indem ihr nach der Häuslichkeit greift. Millionen wurden auf die Gärten verwandt, und ganze Strecken Landes dazu; und nun soll auf einmal das Opfer, das man dem Schönen in dem zu gleich Nüßlichen bringt, bedenklich erscheinen. Das ist gerade so viel, als wollte man sagen: „Spannt ja die Kühe nicht ein, sie könnten an der Milch ab= nehmen. Aber die Ochsen, die ihr statt der Kühe haltet, geben die Milch, wenn sie ruhig im Stalle euch stehen? *)

Gerne gebe ich zu, daß den Endzweck des Landbaues, und den, der Gårten, auf demselben Schaùplaze zu verfolgen, einigen Schwierigkeiten unterstellt

*) Man wolle mir dieses Gleichniß zu gut halten, es ist doch nicht so arg, als was neulich über Professoren und Studenten mit dens ,,above majore discit arare minus,"

besprochen wurde.

Ich möchte doch einmal eine Sammlung aller Gleichnisse, die schon gemacht wurden, veranstaltet sehen; bey Salomo würde ich anfangen, der die Zähne seiner Huldin, mit einer Heerde Schafe, die aus der Schwemme kommen, ihren Bauch mit einem Waizens haufen, umsteckt von Rosen, und ihre Nase mit dem Thurm von Libanon, der gen Damaskus sieht, verglichen hat.

seyn kann, aber ganz mit Unrecht hat man sich Beyde als entgegengeseht gedacht. Sie haben das miteinander gemein, daß sie von der Natur durch ihre Gesetze, die der Verstand lenken, aber nicht umgehen kann, bedingt

werden.

Im Landbaue gehen dem Menschen die Schuzmittel der Erhaltung; im höhern Gartenwesen Hilfsmittel des Vergnügens hervor. In so weit das Nüßliche schön, und das Schöne nüßlich seyn kann, bewegen sich beyde indenselben Kreisen, und es kommt alles auf die glückliche Wahl und Stellung an, die gedoppelte Absicht auf dem selben Punkte zu erreichen. Das heißt sich nach der

Bildersprache Feuer holen von der Sonne.

Ich appellire hier an ein starkes Geschlecht mit kleinen Leutchen, die von der Idee eines alltäglichen Machwerks sich`nicht losreißen können, wohl kaum befähigt sind, einen höhern Gedanken zu fassen; mit denen, die blos schmuziger Geiz zum Landbaue treibt, und die keinen Heller dem Schönen aufopfern wollen,habe ich's ohnehin nicht zu thun.

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Aber da raunt mir schon wieder einer in's Ohr: du kannst dich denn doch wenigstens der Nachahmung wegen nicht rein waschen! Sind die verschönerten Pachtgüter der Britten, ihre bäuerischen Einsiedeleyen (the ornamented Cottage, little farm, rural Retreat, Gentleman's Estate) nicht ein und eben dasselbe, was du uns vorschlägst? Wahrlich! da müßte ich abbitten. Wollt ihr mir, der ich mich, die Unbilde der Kunst ju entlarven, heiser gesprochen, der ich den Augenblick noch den Grundsah aufgestellt habe, daß die Natur, nur durch ihr eigenes Gesek geleitet, die Herrschaft über die Gärten gewinne, aufbürden, daß ich Gärten vers

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lange, durch die dieses Gesek in den Staub getreten wird? Was sind sie dann, diese bäuerische Güter und Einsiedeleyen? Kunstwerke sind's, wo die Kunst sogar auch in niedrige Hütten eindringt!

Machwerke, die, indem sie künstlich sind, niemals natürlich erscheinen, und die, da sie durchaus ländlich, selbst bäuerisch seyn sollen, sich nicht einmal als einen Gegenstand, den die Kunst bearbeiten kann, darstellen.

Die Künstler (Schenstone, Bartell) die dieses Garreich als einen eigenen Freystaat gestiftet, in dem alle despotische Kunst verbannt seyn solite, ufurpirten bald die in ihre Hand gelegte. Gewalt, durch ein Heer von Regeln und Vorschriften, und so bekam dieses zum Schäferleben bestimmte arkadische Reich bald auch Regierung udd Hofstaat.

Noch jest will man einfältig da leben, und regelt alles, gerade als ob nicht die Einfalt durchaus regellos wäre. Bauwerke sind ihnen durchgehends die Hauptsache, und daher auch die Baumeister (Halfpenny, Lightole, Garret,) die Staatsminister in dieser des= potischen Republik.

Bis auf den Anstrich der Häuser, der Fenster Gez stalt, sogar der Fenster-Scheiben bunt seyn, oder auch. nicht, ist alles nach einem gewissen Geschmacke gegossen, oder gedrechselt; denn der Geschmack ist in unsern Tagen die Würze, die alles genießbar erst macht, und mit ihm kann man daher auch die Koftgånger der Erde angeln, wie die der Gewässer, mit wohlschmeckendem Köder. Sey es, daß nach dem großen LandschaftsGarten-Geschmack alles aus Marmor hervor gehen foll; in diesen Kunsthütten ist alles von Holz nur, mithin hölzern.

Ach! sind nicht auch oft Herr und Frau, die da aus- und eingehen, (nach Herders Idee) von Holz oder von Marmor?

Nein, bey Deutschlands Genius, nein! so meine ich's nicht. Wir verlangen kein affektirtes ländliches Leben, und båuerisché Hütten, zum Scheine erbaut, um hinter solchen Coulissen die Welt anzugaffen. Wir wollen nicht bizarr seyn, uns den Zwang auflasten, und allem, was uns umgibt, damit die Künstler sagen mögen: man tanze nach ihrer Pfeife. Auch wollen wir keine Idylle zur Wirklichkeit bringen, wie ihr es vermeint, im nicht arkadischen Land; Geßners Schäfer ist nur ein Traumbild seliger Dichtung, das an gefühlvolle Welten uns mahnt, an Welten, wie sie seyn sollten, und nicht sind. Nein, wie man von jeher auf dem Lande in Deutschland gelebt hat, so lebe man fort!

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Hab' ich gewagt, es vorzuschlagen- da, wo es der Verschönerung der Gegenden gilt, mit eigenen Augen zu sehen, und nicht mit fremden, Empfindungen, und das Gesetz der Natur gelten zu lassen, und nicht das despotischer Kunst, und müßlich zugleich ist, in der Natur, leben in ihr, die nichts als Thätigkeit athmet, fo habe ich Saiten berührt, die långst schon angestimmt worden, und wo es nur einzig an der Uebung gebrach, die Akkorde zu finden, und den leblosen Noten die Har monie zu entlocken.

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Und wo könnte das besser, als in Deutschland ges schehen? Welches Land hat die Natur mit so großer und lieblicher Ausstellung so reichlich bedacht?

Schaut um euch! so weit deutsche Zungen euch ans fprechen, von den Firsten der Alpen herab, bis dahin,

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wo die Gewässer das Weltmeer ereilen, und die Länder umspannen; welch eine Landschaft! Edens Garten, in hoher Dichtung besungen, erhebt so lieblich kaum seine Terrassen, als diese sich aufstellen, von dem Meere bis zu den Alpen hinauf. Auch des geselligen Daseyns Element, das Umtreiben und Leben der Menge, ist es nicht mit einem Vorschlag im Einklange, der zu naturgemäßem ländlichen Leben uns hinweist? Der Landbau ist die Wohlfahrt des Landes, die Achse, um die sich alles Staats- und Privat-Wohl umtreibt. Und so ist auch das Leben in Masse ein Landleben: man wurzelt bey uns mehr am Boden, als aus den Steinen hervor.

Wo könnte wohl das Bedürfniß dringender seyn, dieses Leben in die rechten Falten zu legen, die Freude mit der Wohlfahrt in Verbindung zu bringen, das Nüßliche zu einer Zierde zu erheben, und mit natürlicher Echönheit das Idol des Landes zu schmücken? Das, was sich zu dem Landbaue aus den höhern Stånden herabläßt, was sich in diesen Faden des Glücks der Nation einspinnt, das Gewebe noch dauerhafter zu machen, ist es nicht ein verdienstliches Werk?

Manche, die an Stand, Vermögen und Bildung hervorragen, stehen an der Spike des Volks, wie im Kriege, hier im Frieden, die Anführer. Sie geben's dem Lande zurück, was sie aus ihm beziehen; denn indem das Land sie erhält, gibt ihre Beschäftigung Aufschlüsse für dessen Wohlstand. Nur höheres Wissen treibt Höheres im Landbaue um; selbst durch der Versuche Mißlingen geht endlich das Bessre klar und unbes zweifelt hervor. Schon wechseln die Früchte, deren Gedeihen in beståndiger Folge ermüdet; es wechseln das Blatt mit dem Halme, und Körner mit Knollen.

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