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Das

as Gebiet des Wissens ist ein Reich der Bewes. jung: Stillstand, Zurückschreiten. Die Geburten des Denkens treten oft so rasch hervor, als sie eilfertig in ihr Nichts zurückkehren, und aus tausend Schalen, die sich aufschließen, bleibt oft nur ein Kern für Zukunft und Aussaat.

Wenn wir Bedeutung und Stand des neuern Garz tenwesens erwägen, es scheint uns ein Kind der Liebe zu seyn, das voll Hoffnung in die Welt eingieng; was aus der Schale sich aufschloß, es war Empfindung für die Schönheiten der Natur. Aber über das stillges standene Bild warf die Kunst ihren Schleier, und unter dem fremden Gewande verschwand die Gestalt der Natur.

Solcher Deutung die verständliche Auslegung zu geben, sey es, daß wir allererst auf der Spur der all gemeinen Ausbildung der Menschen den Weg zu der Bedeutung der Gårten uns bahnen.

Wir nehmen in einer runden Zahl die leßten zweys hundert Jahre als die Zeitperiode in Anspruch, in der

ein geläuterter Geschmack, der Wissenschaften Fortgang, und mildere Sitten die leßten Spuren des Mittelalters verdrängten.

Was die zerstörende Wuth barbarischer Völker an Urbildern blühender Cultur vorzüglich in Griechenland und Rom hinterlassen hatte, das wurde in dieser Epoche als anbrechende Morgenrdthe schönerer Tage aufge= faßt. So entstand eine neue Zeit aus der alten, und die antike wurde modern.

Doch es schöpfte nicht bloß aus dieser Quelle das neuere Zeitalter des regeren Lebens Erfrischung, es enthällte im Fortschreiten den Geist, durch den auch zus vor Unbekanntes entstand.

So stehen wir nun auf der Stufe von Bildung mit gedoppelten Antritten, einer Doppelleiter vergleichbar: denn auf den Sprossen voriger Zeit steigt sie, die Bildung, auf der einen Seite zu uns herab, indeß auf der ändern schnellen Schritts hinaufstrebt der jeßigen Zeit aufklärend und fortschreitende Kraft.

Die folgenden Geschlechter werden, ob und wo dieses Aufsteigen sein Ziet finde, und was es den Menschen bringe, erfahren.

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Wohlthätig erwärmen einzelne Leuchten eine ganze Menschheit. jeglicher Mensch eine Fackel in der fahrlässigen Hand einen Erdbrand würd' ich be fürchten.

Was auch immer die neuere Zeit von der alten entlehnte, so "waren es doch nicht allein ́die Bilder der Kunst; nein, auch Empfindungen wallten" aus" ihr zu uns herüber ; so die · Empfindung für die schöne Natur.

Was vor zweytausend Jahren die Dichter von dem Behagen ländlichen Lebens und der Schönheit der Geftaltung der Erde gesungen, wiederhallte in allen les bendigen Sprachen, und weckte in den zu feinen Gefühlen wieder auflebenden Herzen den Sinn für einen Genuß, der den rohen ungebildeten Menschen versagt war.

Bald sah sich die Phantasie in die Wirklichkeit übergetragen; was ein schöner Gedanke erst war, ward bald ein glückliches Leben.

Vor dem sah nur Roms stolze Umgebung (Tibur, Setien, Tuskum, Pråneste) die ersten Geister damaliger Zeit, gleich in einem Bienenstocke der Weisheit Honig bereiten, und des Lebens schönste Blüthen sich pflücken; nun aber sah das in der Empfindung erwachte neue Geschlecht die Helden, die Staatsmänner, die Weltweisen auf der ganzen Halbkugel zerstreut, den Rest ihrer Tage in ländlicher Ruhe und im Schooße der Natur sich verleben.

Selbst der für den Naturreiz nun sinnige, minder beachtete Mann entschlüpfte der geräuschvollen: Stadt in das kleine ländliche Haus, zu oft nicht minder gros ßem Genuß.

Das war kein übernächtliches Verlangen der Menschen, ein Scherz von der Mode erzeugt; Leidenschaft, gemüthliche, reinste, innigste Leidenschaft war est v

Und dem Zeitalter schmeicheln wir nicht, wenn wir bemerken: diese Leidenschaft war allgemeiner, als in den Zeiten Roms; unverfälschter war sie hier, der Nas tur nåher gelegen, als dort, wo Ausstellung der Kunst, wo Pracht, auch oft ein schwelgendes Leben, Mißa laute in die edle und stille Natur hinein warf.:

and Jay, allgemeiner war sie unter allen Stånden vers breitet; denn bis zu dem Volke herab zeigt eine spätere Bildung auch das Verlans

Wem auch das Landhaus

Zeit mit den Spuren der gen zum ländlichen Leben. und das Landgut nicht ward, dem genügte das oft kein Tagwerk haltende Grundstück, und ein Obdach gegen Regen und Wind. Bald wurden die Städte mit Außenwerken ländlichen Lebens, unter der Firma,,Gartens häuser und Gärten, umlagert. Dahinein trug der klei nere Bürger der Stadt spåt Abends die Sorgen des Tages und seine Kinder: jene zu zerstreuen, diese zu erfrischen in ländlicher Luft. Der Eine pflanzte hier für des Hauses Bedarf den eignen Kohl, und der Pflanzen nugbare Art, ein Anderer den fruchttragenden Baum für Kinder und Enkel, auch wohl Blumen, dem Weis be den Straus für den Sonntag zu binden; denn bes vor die Mode die Kleider gewechselt, gab nur der Jahreszeiten Wechsel in Blumen, dem Aufpuh der Weiber den veränderten Schmuck.

Weder Schenken noch Spielwinkel verschlangen die Zeit und das Geld und die Freuden der Bürger”, nur der Garten war Zeuge häuslichen Glücks, mit dem Nachbar und dem Freunde getheilt.

Glaubt es, wo es jezt noch nahe den Städten in diesen Umgebungen wimmelt, da wohnen gute und glückliche Bürger.

7 Doch davon genug — es führt uns die Umsicht der Zeit auf eine den Alten ganz fremde Erscheinung, die der gebildeten Menge reines Verlangen zu der Natur, mehr noch als das Land- und Gartenleben, beurkundet.

Nach so vielem Hin- und Herziehen der Menschen auf den verschiedenen Schichten der Erdez (der Nomas

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