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mich die leise Bewegung der Luft nur in Wohlgerüchen noch anfächelt.

Wie ich sie liebe der Pflanzenwelt Kinder, ein unendlich verschiedenes Daseyn! In dieser Verkettung des Schönen ist jeder Ring eine Zierde der Welt. Alle hat der Himmel lieblich erschaffen, und wo wir auch den Hauch des unendlichen Zaubers minder gewahren, trägt Wahrnehmung, nicht Mangel die Schuld. Und die Welt ist so groß, und dieser Zierden gibt es so viele; aber eine jede erwächst nur freiwillig auf dem entsprechenden Boden, wo sie von selbst den Saamen, sich fortpflanzend ausstreut. So lebt Familienweise nicht selten beysammen das vegetabilische Volk einer Gegend. Doch Vielen behagt es, dem ursprünglichen Standpunkt entrückt, gastfreundlich aufgenommen, andern Orts, und so können wir um uns herum vieler Länder Zierde auf einem Punkte vereinen. Eine einzige Düte, mit Eaamen gefüllt, und in verlangende Erde gestreut, kann ganze Gegenden ausschmücken. Also arbeiten wir Menschen in die Hand des Schöpfers. Er gab die erste Form, das erste Leben; den Sterblichen wurde vergönnt, das wiederkehrende Leben zu wecken, und bes weglich zu machen den sonst feststehenden Standpunkt der Pflanzen: ja ihnen wurde sogar im Bildungs-Triebe der Pflanzen Neues zu schaffen, gestattet, so in herber Frucht hervorzubringen den Honig, schmorige Kdrner aufzuschwellen mit Mehlstoff, einfache Blumen in gefüllte zu wandeln, und aus zwei Verwandten der Pflanzen eine dritte Abart zu entlocken der mit neuen Geburten nun stille stehenden Schöpfung. *) Verächtlich

*) Daß der Fruchtbaum in dem veredelten Zustande, in den ihn die Cultur verseßte, nirgends wild wachsend angetroffen wird, unter:

fieht noch die Mehrzahl auf ein Vollbringen, wodurch die geistige Menschheit auf der einen Seite hinaufstrebt, indeß sie anderseits weltbärgerlich sich um der Mitmens schen Bedürfniß verdient macht. Daß auf das Haupt des Archibald, Herzogs von Argile, eines Humbold und Jacquin die Zeitgenossen keine Bürgerkrone gepflanzt haben, ist Undank, oder ein Zeichen, wie tief sie noch stehen. Wenige nur verehren ihre Verdienste, der große Haufe kennt ihre Namen noch kaum. Dankbaren Her zens habe ich ihrer Forschungen Ausbeute benußt, und der Pflanzen wandernde Geschlechter als stille Freunde in meine Gegend geladen, und es gefällt ihnen bey mir, denn ich liebe sie innig. Oft mache ich unter ihnen ei ne Reise durch die Länder der Welt, selbst in die ents ferntesten Welttheile, die mein Auge niemals wird

liegt keinem Zweifel; vielmehr lassen sich aus oft sehr herben urfprünglichen Früchten die Stammeltern derjenigen Früchte nachweis fen, die uns nun durch einen Nektar ergößen, dessen angenehme Gradationen die Sprache nicht zu bezeichnen vermag.

Auch ist es bekannt, daß die Cerealien als der Weizen, der Spelz, die Gerste und der Hafer in dem vollkommenen Zustande, in dem wir sie nun besigen, sich nirgendswo wildwachsend vorfin2 den'; vermuthlich gaben sie vor ihrer Cultur nur ärmliche schmerige Körner, wie so manche wildwachsende Gräfer, und erst die Sorgs falt der Menschen schwellte die dürftigen Körner zur Brodfrucht, Die Verwandlung der einfachen Blumen in gefüllte, durch übers dachte Störung des Bildungstriebes der Pflanzen, ist ein Kunstgriff neuerer Zeit, so wie die Bildung der Übarten, besonders der Pe largonien durch künstliche Befruchtung.

Die Mythen der Alten, die für alles Mögliche eigene Genien aufstellten, räumten diese Cultur - Fortschritte den Menschen nicht, nur den Göttern ein; ihnen hat diese Wohlthat die Tochter des Saturns und der Rhea gewährt, als sie den Olynip aus Unwillen verließ, und in einer Grotte der Erde sich targ, da war es, wo ke den Jasion umarmend, des Plutus Mutter wurde, und wo sie Celeus Alteftem Sohne, Triptolomeus, das Geschenk mit dem nahrhaften Weizen - Korn machte.

schauen. In ihres Wachsthums beständigem Umtrieb, in Knospen, Blättern, Blumen und Früchten, liegen tausend Reize der Neuheit verborgen; wahrlich, die Pflanzen sind unterhaltliche Freunde, die täglich uns neue Bothschaft verkünden, uns neue Aufschlüsse dar= bieten; im Vergleich gegen sie sind eure Werke der Baukunst einsylbige kostbare Gäste, die uns keine Verände rung schaffen, als des Schattens langweiligen Wechsel. Sie erfreuen nur, wenn sie erbaut werden, denn dieses Anrücken gibt den Reiz, beides der Neuheit und der Erwartung zugleich; ferneres Anschauen, sind sie nur da, und das wiederholte Betrachten einer stummen Figur haben den gleichen Effekt. Darum haben die Pflanzen, meine Gegend zu schmücken, den Vorzug, auch sind sie der einzige Schmuck, der sich nicht nach des Aufwandes Summen berechnet. Saamen - Düten find leichter als Geldsäcke; doch ichlaß_mir's gefallen, wenn zurückgelegtes Metall die Kisten beschwert, es also in den Einklang der Gegend zu bringen. Aber thdricht erscheint mir's, Berge und Thåler erschaffen, der Fluthen Lauf erzwingen, die Welt, auf welchem Punkt es auch sey, umkehren zu wollen. Hätte ich für solch Unternehmen auch Berge von Gold anzubieten, nimmer würde mir's beifallen.

Nur die Gestalt die der allgütige Himmel in meiz ne Gegend gelegt hat, wird zugerundet, ausgebildet, verschönert. Schaffen wollen, verhält sich zum Nachhelfen, wie Goldmachen zum Ausprägen.

Wie ich den Teich in meine Anlagen eingeführt has be, so mache ich's auch mit Berg und mit Thal, und mit der Gewässer beweglichem Lauf. Dort wird mir auf dem Rücken des Berges die verschlossene Aussicht

eröffnet; ein neuer Schauplah von Wonne! hier die dden Abhänge des Thales in grünende Matten verwandelt ; die kühlende Quelle locke ich nahe zum Hause, sie wird fürohin unser Gesundbrunnen seyn; mit dem Bache trånk ich, in silbernen Schnüren, der Wiesen durftigen Grund, und ein Nachen führt mich in den Ausgang des lieblichen Thals, wo sich mein Bach in unübersehbaren Flächen verliert. Zunächst dem tobenden Flusse bepflanz ich das Ufer mit Hippophäen, Tamarisken und dem Weiden Geschlecht, ein grünender Damm gegen sein verheerendes Eindringen: aber sein Lauf bleibt, wie sein Verhängniß ihn treibt; auch höher wird nicht mein Berg, der Bach nicht anders geleitet, alles Er= schaffene bleibt, wie meine Quelle, so rein, so kunstlos, und ohne den fremden Geschmack.

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Was wir Größeres umtreiben, wir engens in uns rer Umspannung zusammen. Wer im platten Lande nicht mag leben, die Alpen liebt, den Wildbach, Bergschluchten und Seen, und Aussichten über ganze Lånder hinweg, leichter er trägt sich zu ihnen, als daß er das alles sich will nachtragen lassen. Es ist keines Menschen Schulter im Stande, ihm so was unter die Füße and Augen zu tragen. Wohl mir, daß mich solch ein Wahn nicht bethört, meine freundliche Gegend ge nügt mir, und ihr nachzuhelfen erfreut mich; sie zu zerstören, könnte ich's auch, würde mich schmerzen.

Nicht als wollte ich auf einmal der erstaunten Welt ein neues Machwerk hinstellen; geht auch, was ich vollbringe, nur allmählich hervor, es ist auf keinen Zeitraum bestimmt. Jede Anordnung gibt der folgenden die Weisung und Richtung; das Ganze entwickelt fich, ohne ängstlichen Plan, aus sich selbst, denn wer

fann es voraussagen, wie das Meiste sich ausbilden und ausnehmen werde, eh es besteht? So rufe ich mir von Jahr zu Jahr neue Gegenstände der Freude herbei, schon winken Bäume mit goldenen Früchten,

deß neue Pfropfreiser zum Fruchtbaume erwachsen; die erste Obstlese war ein den Hausgöttern heiliges Fest; nie sah ich meine Jungens so flink und die Hausfrau so fröhlich, ja selbst der Säugling lächelte, im Grase sich überlassen, unserer Beschäftigung zu. *)

*) Offenbar trägt die Eilfertigkeit, mit welcher die meisten Anlagen ausgeführt werden, die Schuld ihres nachherigen Mißrathens. Man nimmt sich bey der Uebereilung, womit sie hervor gehen, oft nicht einmal die Zeit, den rechten Grund zu legen; dahin rechne ich die Beranstaltung oder Besserung des Bodens, da wo zunächst lebloses Gerölle untersteht, oder ganz tødter Sand aufliegt. Wie viele Uns pflanzungen sind nicht auf ganz seichtem oder ganz leblosem Gruus de veranstaltet worden? ist es da ein Wunder, wenn sie mißras then, wenn die Bäume noch im Jugendalter der Pflanzung als Greise umher stehen, manche sogar kaum das Ende der Gartens Geburt überleben? Solche Gärten haben das mit Feuerwerken gemein, daß sich ihre Lebenskraft, gleich Raketen, sehr schnell aufs zehrt, und daß sie nach der ersten Herrlichkeit nachgehends als ein todtes Gerippe daßtehen. Oft sah ich schon bedeutende Anlagen von Obstbäumen unbedachtsam hervorgehen, wo man zuvor durch Anpflanzung einzelner Bäume an die Natur die Frage hätte stellen sollen, werden hier auch Obstbäume, und welche fortkommen? Aber follten wohl die Gärtner es nicht ahnden, daß ein solches Verfahs ren den Gärten ein solch trauriges Schicksal bereite?

Es ist ihnen vielfältig meist nur darum zu thun, den Beifall des Besizers für den Augenblick zu gewinnen, denn dieser Augens blick nur entscheidet für das Maaß der Belohnung, die ihnen zự Theil wird.

Wie aber dadurch oft Geld und Zeit versplittert, und Lust und Liebe zum Gartenwesen vermindert werde, das darf, da sich diese Bemerkung von selbst aufdringt, wohl nicht erst bemerkt werden.

AU dem Uebel würde vorgebeugt, wollten die Besizer nur selbst etwas nachdenken, sich nur selbst einige Kenntnisse sammeln; da ist es aber oft, als ob der gebildeten Welt das Nachdenken und Eins fehen verwehrt, und durch das Kunstgeschrei handwerksmäßiger Gärtner selbst der gesunde Menschen - Verstand überschrien werde,

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