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ten, oder der Mönche, die auch als Pfleger der Blumen kleinliche Zierrathen in Kirchen und Gårten ihrem vorherigen Stande entsprechend, zur Schau trugen.

Als auch den Gärten durch Vermehrung der Blumen und Staudengewächse, die geschoren zu werden es willig ertrugen, der ungleich größere Raum wurde, blieb doch der Grundfiguren künstliches Bildwerk dasselbe. Dieser kindische Aufpuß erhielt nach und nach ein selbst durch sein Alter befestigtes Ansehen. Die Gärtner, denen sogar in Holland gestattet war Degen zu tragen, thaten sich auf ihre Kunst so viel zu gut, daß es ein Laie gar nicht wagen durfte, dem gefunden Menschenverstande das Wort zu reden, es war ein halbes mystisches Wesen - das Gartenwesen.

In solcher noch niedriger Haltung die Gärten, als bloße Verwahrer der Blumen, überbot im Fortgange der Zeiten die Prachtliebe alle andere Reizmittel zur Freude, und zu der Menschen Genuß: sie verstrickte das Menschen Geschlecht in der Eitelkeit Bande, und das Losungswort Gold war die Parole der Welt.

Von den Höfen strahlte, die Völker zu blenden, ein gewaltiger Glanz aus, und der Centralpunkt_all' dieses Glanzes war der französische Hof. Das war des vierzehenten Ludwigs herrliche Zeit, ein phos: phorartiges Leuchten, entbindend nachheriger Schwefeldämpfe Gestank.

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Da wurden auch die Gärten mit in den Strudel gezogen, und ein goldschnaubender Mann ohne Herz und Empfindung: Le Notres, gab den Gärten den Maßs stab den großen. Die Horizontal- Architektur auf den Flächen der Erde begann in offner Fehde mit der Natur. Und doch fand dieses Anfangs Erstaunen, dann

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aber Langeweile und Ekel erweckende Zerrbild der französische Garten in allen europäischen Staaten den ungetheiltesten Beyfall und Nachahmung. *)

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Fragt ihr, was zu einer solch allgemeinen Thorheit vermochte? mit einem Worte wird euch die Antwort: Gallomanie!

Ein Unding, eine moralische Seuche, durch die eigenes Gehirn weggerafft, fremde Gehirnlosigkeit eintritt. O möchte es seyn, daß wir Deutsche fürder nur uns angehörten!

Uns führt nun die fortgeseßte Betrachtung der Gårten in den Zeitpunkt, der an unsere Tage sich anschließt; ein Zeitpunkt, in welchem das Verlangen zu der Natur in Erfüllung zu gehen, sie in ihre Rechte verseht zu werden, der Anschein hervortritt.

Hier ist es mit Schwierigkeiten verbunden, die, Ues bergänge aus der ersten Verbildung in dieses Hoffen zu klarer Ansicht zu bringen; um so mehr, da die erste Bewegung nur unmerklich hervorgieng, und ́es noch zweifelhaft ist, ob durch Zufall das Bessre vollbracht

Anmerkung. *) Es darf wohl kaum bemerkt werden, daß die französische Garten:Manier in Frankreich, als in ihrem Vaterlande den rauschendsten Beyfall einerndtete. Als ein Beweis aber, wie mächtig oft die Gewalt der Meinungen die Mens schen beherrscht, selbst dann, wenn eine Meinung grunds falsch ist, mag der Umstand dienen, daß solche Mißgeburten selbst die Dichter zur Begeisterung hinaufschrauben konnten. So hat . B. Rapin, ein Franzose, diese Gärten in lateinischen Versen besungen und sogar geglaubt Vir gils erhabenen Gesang vom Landbaue ergänzen und nachs ahmen zu können: er der es gewagt hat mit langweiligen Parterrs, Aleen ohne Ende und verstümmelten Bäumen die Muse der Dichtkunst zu foltern.

wurde, oder ob durch besonnenes Denken und reines Gefühl für das Schöne.

So parador es erscheint, so gaben doch die franzdfischen Gärten die erste Veranlassung, aus den Gårten der Blumen in die Landschaftsgårten überzugehen.

Sie verschafften ihnen zuerst den größeren Raum und die Aufnahme von Wasserwerken und Bäumen. Durch sie wurde man mit dem Gedanken, etwas Grohes und Erhabenes aufstellen zu wollen, vertraut.

Die schiefe Richtung, die das Vorhaben an sich nahm, war nur in das rechte Geleise zu bringen, die Kunst in die Schranken zu weisen, die unterdrückte Natur zu entfesseln, und es konnte aus denselben Bausteinen bessres Werk hervorgehen.

hat man nicht schon Festungs- Werke in Tempel des Friedens umgebaut, und aus Laufgråben - Promenaden geschaffen?

Die Britten, ein kräftig emporstrebendes Volk, mit 'nationellem Charakter, waren die Ersten, die diesem Ziele sich nahten.

Sie hatten's schon früher empfunden, (Bakon, Milton, Addison, Pope, Thomson) fie wollten's zuerst auch dem gemäß ausführen.

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Es nennt die Gartengeschichte die Namen eines Eyre und Bridgemann; Männer die Anfangs mit schuchterner Hand Gärten im einfachern, edlern Style einführ ten, und eine Umwälzung, zuerst kaum bemerkbar herbeyführten. Ihr Nachfolger, Kent, betrat ungleich festern Fußes die nehmliche Bahn, und er war es, der eigentlich Le Notres Garten System stürzte, und das der Landschaftsgårten herbeyführte.. Ihm folgten mis

mehr oder weniger Glück, Englefield, Brown, Lapidge, Ewans, und endlich Repton, der Mann unserer Zeit.

So weit nicht widersprechend, daß in England die englischen oder Landschaftsgårten, als auf geweihtem Boden, hervortraten, sind doch noch die Stimmen nicht einig, ob die Britten die ersten Ideen dazu aus ihrem Gemüthe schöpften, oder ob nicht vielmehr Zufall und Nachahmung sie zu den neuen Garten- Anlagen veran laßte.

Die Meynung, daß Nachahmung statt gefunden, sie nicht bloß durch genialisches Dichten und Trachten hervorgegangen seyen, ergibt sich aus dem Bedenken, daß zur Zeit der Garten - Reform, England durch Handelsverkehr in die Berührung mit einem Reiche verseht wurde, (China) das vordem der übrigen Welt fast vers schlossen, und mit Albernheiten erfüllt, so bald man es näher besah, doch durch Gärten mit natürlicher Schönheit allgemeines Erstaunen erregte. Daß der Gärten romantisches Wesen långst schon in diesem fernen Lande bestanden, und die Natur ein langweiliges Volk er gökt habe, während kurzweilige Völker die Langeweile in ihre Gärten verpflanzten, läßt sich keineswegs läugnen. Seeh-Ma- Kouang, der 1086. als Premier - Minister an dem Hofe zu Pecking lebte, hat uns durch die Beschreibung seines Gartens ein in dieser Beziehung sehr interessantes Aktenstück hinterlassen. *)

*) Legations Rath Bertuch in Weimar, dem wir so Vieles im ganzen Umfange des Gartenwesens, vorzüglich auch dadurch verdanken, daß er die deutschen Männer von Bildung und Wissen in diesem Fache durch das allgemeine deutsche Garten - Magazin in Thätigkeit gefeßt und vereinigt hat, hat eine sehr gerathene Ueberseßüng dieses Gedichts im ersten Jahrgange diescs Magazins mitgetheilt..

Auch Chambers Beschreibung der chinesischen Gårs ten stellt sie in ein so reizendes Licht, daß man geneigt wird zu glauben, es hätten diese Vorbilder bald schon alles erschöpft, was in ländlichen Gårten gefalle, und es seye den Britten nur übrig geblieben, diese Vorbilder nachzuahmen. Doch gegen dieses Ableiten der englischen Gärten, und die Benennung englisch chinesisch eine Benennung, die die Franzosen in ihrem Unmuthe aufbrachten, erhoben sich heftig widersprechende Stimmen, so Falkoner, ein Britte, und fast gleichzeitig Hirschfeld, ein Deutscher.

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Wenn wir diesen gelehrten Streit in seine Elemente zerlegen; so scheint uns, wie bey so mancher Ver= schiedenheit der Meinungen das Wahre der Sache ges rade in der Mitte zu liegen.

Soll ich es wagen auch meine von beiden Theilen abweichende Meinung zu sagen; so halte ich eine wohlgefälligé Lüge für das erste Agens der so genannten englischen Gärten.

Wie nemlich so manche Reisende, die sehr entfernte Länder besuchen, in das Schöne oft mahlen, und wunderbare Sachen beschreiben, als håtten sie Wunderbares gesehen, weil sie glauben kein Mensch werde ihnen nachsehen; so ergieng es auch wahrscheinlich dem nach China gereisten Chamber. Durch die ersten Gårten der Art, die er in China gesehen, aufgeweckt zu lieblicher Dichtung, ließ er der Phantasie in ihrer Bes schreibung den vollen Lauf, und mahlte diese Gärten so wunderschön reizend, als wohl zuvor und nachher keine Gärten in China bestanden. Das weckte fur Nachahmung mehr noch, als die wirklich vorhandenen chinesischen Gärten, und bey dem Anschein von Wahrs

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