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»Daher müssen wir erst sehen, ob wir mit göttlicher »Hülfe unsern Vorsatz ausführen können.«. Das konnten die Dånen nach ihren Gebräuchen nicht ab. schlagen. Da fand man durchs Loos: ihr Unternehmen würde nicht vom Glück begünstigt seyn,.und sie gingen auf Befehl der Loose in das Land der Slaven. Das geschah zu den Zeiten Kaiser Ludwigs...

In den folgenden Jahren ging Ansgarius zum zweyten mahl nach Byrka, wo er alles in großer Verwirrung fand; denn es war ein Prophet angekommen und hatte aus Auftrag der alten Götter verkündet: Her sey in der Versammlung der Götter gewesen, welche die Erde beherrschten, und von ihnen „gesandt, um den König und das Volk zu warnen, „nicht die bisherigen Götter, welche sie geschäßt und „beglückt, zu verlassen, und einem fremden Gott zu sdienen. Sollten sie aber mehrere Götter haben wol-. »len, und die bisherigen ihnen nicht genügen, so swollten diese einmüthig Erich, ihren ehemaligen Kö

nig, in ihre Mitte aufnehmen, daß er einer aus der »Zahl der Götter sey". Schon war ihm ein Tempel erbauet, und als einen Gott Opfer und Gelübde gebracht. Ansgarius wendete sich an den König, gab Geschenke, und bat um Unterstützung. „Vordem »find eure Priester von hier durch einen Volks - Auf»stand vertrieben, sprach dieser, deshalb kann ich

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»euer Anliegen nicht unterstützen, und wag es auch „nicht, ehe ich unsere Götter durch das Loos befragt „habe und die Meinung des Volkes hierüber weiß.« So ist das bey ihnen Verfassing, daß jede öffentliche Angelegenheit mehr auf dem allgemeinen Willen des Volkes, als der königlichen Gewalt beruht. Ehé der König die Sache an die nächste Tagsaßung brachte w), unterhandelte er zuerst mit seinen Magnaten über die Absichten des heiligen Bischofs. Diese verlangten die Entscheidung des Looses. Darauf gingen fie auf den Versammlungs-Plak, nach ihrer Sitte, warfen die Loose, und diese versicherten, Gottes Wille sen, die christliche Religion hier zu dulden. Auch das Volk, sowohl in dieser Versammlung, als in der der entfernten Ståmme, stimmte gleich günstig. `.

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Also Vielgötterey fanden in Schweden die Misfionarien. Sie sprechen oft von Opfern, selbst von den größten, erwähnen aber der Menschenopfer nicht, ́: Schamane gab es, und bey allen Vorfällen des Les bens, um Erforschung der Zukunft und des Willens der Götter, war das Loos zu werfen ihr erstes Ge. schäft. Man fing auch an die Vorfahren zu verehren.”

w) placitum.

6) Ditmar, Graf von Walbec, Bischof von Merseburg.

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Im Anfange des 11. Jahrhunderts schrieb Bischof Ditmar seine Memoiren, unschäßbar für die deutsche Geschichte. Die Kriege seiner Nation mit den Dånen gaben ihm eine passende Gelegenheit, auch etwas zu fagen, was er von der abscheulichen Religion dieses furchtbaren Volkes einmal gehört zu haben sich erinferte. „Auch unterwarf Heinrich 1. mit den Waffen die Nordmannen und Dånen, bekehrte sie vom »alten Aberglauben, und lehrte sie und Knut ihren „König, Christus Joch zu tragen. Von ihren alten »Opfern habe ich wundersame Erzählungen gehört, »welche hier nicht unberührt bleiben können. In »jenen Gegenden sey ein Ort, Lederun, die Hauptstadt des Reichs, im Gau Selon, wo alle 9 Jahr „nach der Zeit, wenn wir des Herrn Erscheinung „feyerten, im Januar das Volk sich versammele und »seinen Göttern 99 Menschen und eben so viel Pferde, Dwie auch Hunde und Hahnen den Raubvögeln x), »opfere, in dem gewissen Glauben, sie dadurch zú „verschnen. Wie trefflich handelte unser König, der »fie von einer so schrecklichen Gewohnheit zurück, »brachte !«

x) accipitribus. Das klingt fast wie Fetischismus. Leibnitz ff, rer. Bruns. I. p. 327. #.

Ja wohl ein wunderbares Opfer! Ditmar kanns te das Land jenseits der Eider nicht; gleich hinter derselben lag Dånnemark, darüber hinaus Nordmannien, weiter war ihm alles dunkel. Die richtigere Erkenntniß, die man durch Ansgarius erhalten hatte, war also schon wieder verlohren, oder wenigsteus nicht bis zu Ditmar gedrungen. Daher verbindet er Dånen und Nordmannen mit einander, und giebt beyden nur einen König. Es ist also wohl natürlich, daß er für sein Lederun im Gau Selon sich keinen bestimmten Plaß denken konnte, so wie es selbst ungewiß ist, ob er diese Stadt in Dännemark oder Nordmannien suchen sollte. Er selbst giebt diese Ers sählung für nichts mehr aus, als sie war, ein Histór» chen, das er sich einmal vorerzählen ließ, wie er uns -. aus dieser Quelle ja noch mehr von gleichem Gehalte gegeben hat. Von einer solchen Menschenopferung in Dännemark wissen die Lebensbeschreiber des heiligen Ansgarius, die doch mehrmals in Dånnemark waren, oder sichere Nachrichten daraus schöpfen konnten, nichts. Auch Ermoldus Nigellus spricht nur von thierischen Opfern, und wenn diese Gewohnheit erst durch Heinrich aufgehoben wurde, wie Ditmar sagt, so hätte doch gewiß der Domherr Adam etwas davon erfahren, der etwa 60 Jahr nach Ditmar selbst in Dännemark war; zwar auch er kennt diese Geschichte von Hörsagen, nur nicht völlig so

wunderbar, setzt sie aber nach Byrka in Schweden y). Schon das Widersprechende in den Nachrichten der verschiedenen Schriftsteller, das Schwankende und Unbestimmte der Sagen, müßte großen Verdacht erwecken, wenn wir auch nicht einmal Ansgarius Nachrichten hätten, der zweymal selbst in Byrka war, und hiervon gewiß etwas gehört hätte, was er seinen Schülern zu sagen sicher nicht unterließ, oder wovon diese, wenn sie den Heiligen begleiteten, an Ort und Stelle gewiß etwas erfuhren, und das wür. den sie bey der Gelegenheit, welche ihnen durch die mehrmalige Erwähnung der großen Opfer gegeben wurde, weniger als alles andere zu erzählen nicht unterlassen haben; denn was ist teuflischer als dieser

9) Es ist merkwürdig, wie das Theater der Menschens opfer immer weiter nach unbekannten Gegenden zus rückgeschoben wurde. Um bey den nördlichen Gegenden ftehen zu bleiben; so suchte man sie zuerst im weiten Keltenlaude; als darin Landftriche und Völker unters schieden wurden, fand man sie in Gallien; fobald Deutschland und England mehr bekannt wurde, erblicks te mau sie dort. Lag nun Lederun, nach Ditmars Bes griffen, in Dännemark, so war dieß schon wieder weiz ter zurück; Adam glaubte sie in Schweden zu bemers ken, doch ist er auch gewillet, sie in der neuentdeckten Insel Estland, (gleich vor dem Amazonenlande,) ans zunehmen. Nachher kamen sie aus Schweden nach Norwegen, und von da durch die Edda nach Island; verglichen Allg. Litt. Anzeiger 1801. Nr. 127. p. 1213. ff., wo eine ähnliche interessante Bemer kung aufgeführt ist.

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