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zuerst beim Sonnenaufgang erblicke. Da sey Gam bara, (die Mutter der vinulischen Heerführer) zu "Frea, Wodans Frau, gegangen, und habe »um Sieg für die Winuler geflehet. Frea habe ihr »den Rath gegeben, die Weiber der Vinuler möchten die Haare nach vorn herabhängen lassen, als wären nes die Haare des Kinnes, dann früh mit den Män »nern zugegen seyn, und sich zugleich hinstellen mor„genwärts in die Gegend, in welche Wodan durch „ein Fenster zu sehen pflege, damit er sie erblicke. So sey es auch ausgeführt. Als beym Aufgange der "Sonne Wodan diese Gestalten bemerkt, habe er ge »fragt: wer sind die Langbårte? Da sey Frea einge »fallen, er möge denen nun auch den Sieg verleihen, wwelchen er einen Namen gegeben; so habe Wodan »den Winulern den Sieg zugestanden. Das ist wohl „des Lachens werth, und für nichts zu achten! Denn „der Sieg ist nicht in die Gewalt der Menschen geges ben, sondern wird vielmehr vom Himmel-herab gen »schenkt. Ausgemacht ist, daß von der Länge des durch kein Eisen berührten Bartes, die vorher „Wünler hießen, in der Folge Longobarden genannk „wurden. Dieß zeugt des Wortes Deutung. W 0 „dan übrigens, der mit hinzufügung ei soltes Buchstaben Godan ausgesprochen „wird, ist eben der, der bey den Römern »Merkur heißt, und von allen Völkern 7. B. 1. St.

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„Germaniens als Gott verehrt wurde, und der nicht um diese Zeit, fond en lange vorher, und nicht in Germanien, „sondern in Griechenland gewesen seyn „soll n).“

So lächerlich diese Fabel auch seyn mag, finden wir nicht Wodan und Freya wieder, die ersten Götter im Nord! Was geht diese Nachricht des Lombarden dem Nord an? Der Deutsche nannte sein höchstes Wesen Goth, Good, God o). Hier ist kein Modan aus Upsolas Tempel, der war in Schweden nicht einmal der höchste Gott; auf ihn kann also diese Nachricht gar nicht gehen. Die Abkunft der Longobarden aus Skandinavien streitet mit der wahren Geschichte, welche keine Verbindung unter beyden Völkern kennt: wie sollten nun die Longobarden zum Dienst des schwedischen Wodans gekommen seyn? Das Ganze find lauter Fragmente aus Paulus Lektúre. Merkur hieß der Deutschen erster Gott, wo man Tacitus las, oder diejenigen, welche aus ihm geschöpft hatten. Das höchste Wesen nannten die Deutschen Gwod, Wodan; also bezeichnete Merkur und Wodan Einen Gott. Den Saß hatte schon vor ihm ein Mönch in Bobbio herausgefunden, dem er

n) ap. de Groot 749. ff.

o) Goth, Goda schreibt Gottfried von Viterbo, der Abschreiber Vaulus Warnefridi, beständig.

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sehr wahrscheinlich folgte -St. Kolumbans Leben ward häufig gelesen p) — in Deutschland zeigt sich Warnefridi, so nahe er auch dessen Gränze gewesen feyn mag, als ein gänzlicher Fremdling, denn darin wohnen noch Amazonen, und die thörigsten SpinnStuben-Histörchen weiß er davon zu erzählen. Sehr gut könnte ja auch der Gott zweyer Völker desselben Etammes einen gleichen Namen für ihre Götter has ben, ohne daß man, was von dem einen gesagt wird, auch auf das andere Volk beziehen kann.

Aber ist dieß auch der Fall mit Wodans Gat, tinn Frea? Finden wir nicht diesen Mythos gerade eben so gestaltet auch in den Sagen Dännemarks und Islands, und wäre es nicht wunderbar, wenn unter diesen Völkern bey gewonnener Cultur, geån. derten Sitten, und vertauschten Gebräuchen, sich solcher bey dem einen so wie bey dem andern ausgebildet hätte? Oder brachten sie diesen Glauben aus ihren gemeinschaftlichen Urfißen, gleich der Sprache, mit? Das letztere ist nicht möglich, denn da waren noch keine Götter - Figuren ausgebildet, da war noch roher Fetischismus, der sich bey den Longobarden nie ganz verloren hat. Auch kennt die wahre Ges schichte keine Göttinn Frea oder Frigga oder Freya

P) fieh lib. IV. cap. XLIII., wo er von Kolumban und und dem durch ihn gestifteten Bobbio redet.

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im Norden; wohl einen Gott Fricco in Upfola, der hernach zur Göttinn Freya umgeschaffen ist. . Wie wenn Saxo, der zuerst ein weibliches verehrtes Wefen Freya im Norden kennt, feine Nachrichten aus Paulus Diaconus genommen hårte? und dieß scheint der Fall zu seyn. Saxo erborgte zu seiner åltern Ge schichte die Thaten und Namen fremder Völker; im Norden gab es keine Göttinn Frea, und außer ihn kennt nur Paulus allein noch die Frau eines Wodan. So wie die Isländer von den lobenswerthen Reisen für ihre geschäßten Sånger Jordanus gothische Geschichte mitbrachten, so konnte auch Saxo dem longobardischen Geschichtschreiber folgen. Warum die Gattinn des Gottes bey diesen Frea heißt, wer vers mag das zu wissen, wenn dieß Wort nicht etwa das gleichbedeutende „Frau“ ausdrücken soll. Kurz, diese Erzählung Paulus gehört so wenig in die nordische Mythologie, als sie in der deutschen einen Platz finden fann.

4) Ermoldus Nigellus,

Abt eines Klosters in Languedoc, besang um das Jahr 835 die Thaten Kaiser Ludwig des Frommen ; der erste, bey dem eine schwache Spur nordischer Mythologie erscheint. Er sah Herold, den König eines Theils von Dännemark, in Frankreich taufen,

́er war in der Gesellschaft dieses Fürsten, und hätte aus dessem Munde uns leicht sichere Nachrichten lie fern können; aber zum Unglück bemühte sich der Abt schulgerechte lateinische Verse zu dichten, und wie håtte er es wagen können barbarische Götter - Namen darin aufzunehmen? „lange hatte das Volk, heid, „nisch, unerlanbten Dienst getrieben, und statt des „Schöpfers elende Gößen verehrt. An Gottes Statt „diente ihnen Neptun; Christus Thron besaß noch »Jupiter, dem gaben sie Opfer. Mit altem Namen wurden vorher diese Völker Denen genannt, und „heißen noch so; · die fränkische Benennung ist Norte »mannen q).«

Ermold kennt also in der dänischen Halbinsel Götter, mit Namen Neptun und Jupiter. Sollen wir uns in Vermuthungen erschöpfen, um aufzus suchen, was für eine Art Götter er damit bezeichnen möchte? Wer kann wissen, ob Ermold überseßen wollte, verglich, oder nach seinem Gefallen in das Gedicht Götter einwebte, an welche er sich gerade erinnerte; alle haben ja ihren Ursprung von einem Satan; was wird es schaden die Benennungen der hoffårtigen Geister zu verwechseln! Wenn bey Erwähnung einer Gattung, das Stillschweigen von der

4) ap, Menken f. 1. 933. und Bischofs Ebo's Nede P. 946., wo auch von Jupiter und Neptun die Rede ist.

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