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Indiculus) Oder es war einmal nach dem tiefern Nord ein Seefahrer oder Mönch gekommen, der, wenn er - auch Nordmannen ́und Sachsen richtig schied, doch mit zu viel Lärm die Entdeckung eines heidnischen Gottes im Vaterlande bekannt machte. Doch wozu wollen wir Möglichkeiten aufsuchen? Auch die Sachfen nannten ihr höchstes Wesen Gott, das ist der Sachsen Ote der heiligen Väter, welchen die Neubekehrten entsagen mußten. Kein Wodan Schwedens; wie es auch sehr wunderbar ist, wie, mit Vorbeygehung des größern Gottes Thor, des geringern Dienst sich überall verbreitet. In Sachsen selbst findet sich sonst keine einzige Spur y ).

c) Die Angeln und Sachsen brachten Wodans Dienst nach England. Dieß ist ganz unerwiesen! Die Nordmannen brachten ihn mit, nicht die Deuts schen; vorher ist von ihm keine Nachricht. Und wenn er auch schon früher als die Schwärme der Dänen, die sieben Reiche stürzten, in England war, wer versichert uns, wie viel oder wenig Nordmannen unter den Gefährten und Nachfolgern Hengifts waren?

Unter dem Namen Warns sollen ihn die Friesen verehrt haben. Angenommen, daß es diesen

7) Den Krodo möchte man gern mit ihm identifiren, und daraus den Beynamen Odins der Große" machen, aber ohne Erfolg. Schriften, welche Wodans Verehs rung in Sachsen annehmen, sind unzählig. €

7. B. 1. St.

Gott gab, und er Eigenschaften Wodans hatte, warum soll er denn gerade der schwedische Wodan selbst feyn? Hin und wieder (aber es ist sehr unwahrscheinlich) war vielleicht in spåterer Zeit sein Alter in Friesland errichtet, aber allgemein ist er daselbst nicht verehrt. Der Wodan Schwedens ist also kein Gott für Deutschland.

Dft e r a.

Weil von ihr nichts als der Name bekannt ist, hat man auch über sie bis zum Ekel kommentirt. Die Bewohner Alt - Sachsens sollen sie verehrt haben, in deren Kielen ihr Dienst in das Land der weißen Küften übergeschifft sey. Diese Göttinn der Deutschen — von der wir nichts wissen würden, wenn zwey Zeilen des Beda z), gleich so vielen trefflichen Werken der

%) Beda de ratione temporum c. 13. nach den gewöhns lichen Ausgaben.,,antiqui Anglorum populi — d. h. entweder die alten keltischen Bewohner Englands, `` oder Beda verfteht darunter feine Nation, aber nicht als sie noch in den väterlichen Fluren an der Elbe Strand war, sondern als sie sich noch nicht Chriften nannten, damit ward ein allderer Kalender, damit andere Namen eingeführt apud eos Aprilis Eastermonath, qui nunc – zur Zeit Beda — Pascalis mensis interpretatur, quondam vor dem Uebertritt zur chriftlichen Religion — a Dea illorum Eostra vocabatur." Das vollständis gere Mipt., welches in Kolmesen opusculis abge: druckt seyn soll, ist offenbar verfälscht; wie hätte der

Vorwelt, vernichtet wären war nach der Erzählung so wichtig, daß ihr jährlich ein großes Fest gefeyert wurde, welches noch in seinen Reften am Abend des ersten Ostertages uns leuchtend flammt. Von ihr haben hundert Orte den Namen empfangen; über ihre Gestalt und ihr Wesen ist mächtig gestritten a); desto

Prålat Beda (karb 735) fagen können,, teutonici populi in paganismo sacrificia fecerunt," wo noch halb Deutschland unchriftlich war, das ganze Vaterland der Inselsachsen in tieffter Abgötterey vergraben und besudelt lag: oder heißt „teutonici populi" nur die Sachsen in England, so wird meine Meinung, wenn nicht dadurch bestätigt, doch wenigstens die Frage: ward der Ostera Dienst durch die Sachsen nach England gebracht, oder nicht? völlig im Dunkel gelassen.

a) Es ist wenig Zeit verflossen, daß ein weitläuftiger Auffah (20 Seiten in gr. 8.) von ihr seinen Namen führte. S. Stäudlins Beyträge zur Philosophie und Geschichte der Religion, Band 3. 225. ff. Band 5.95 ff. Der Verfasser will die unhistorischen Ges sichtspunkte vermeiden, von welchen man, bis auf ihn, ausging. Diese Schrift soll in einer neuen Manier geschrieben seyn, man erlaube mir, fie in ihre Bes ftandtheile zu zerlegen," ftatt der alten Vergleichuns gen in der deutschen Religions: Geschichte, („dieses Schutthaufens, dessen ursprüngliche Bestandtheile die Zeit und die Witterung so amalgamirt haben, daß er nicht wieder in die vorigen Beftandtheile zer legt werden kann.“ Daher gebührt auch dem Herrn Verfaffer der größte Dank, daß er uns wenigstens die Ostera herausgeschieden hat; ob dieß aber auf rassem oder fehr trockenem Wege geschehen, darüber ließe sich freiten.) mit Römern und Griechen, kommen jegt deduktionsmäßige Untersuchungen, ob der April bey

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Hartnäckiger, je weniger sich etwas bestimmen läßt, was nicht gewesen ist.

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den Römern der Venus geweiht war; alles übrige ift
noch wie Vorzeiten. Statt nach Italien und Hellas
müssen wir jezt nur in den Orient pilgern, warunt
nicht auch wieder zu den Ifraeliten, da wir einmal
so nahe sind ftatt jüdischer Religions Begriffe ers
halten wir Symbole, Mythen von Adon. : Die Haupt-
Idee des Aufsaßes, um welche sich alles dreht, ist:
wenn wir bey zwen verschiedenen Gottheiten den gleis
then Mythos, oder eine ähnliche Fever, antreffen, so
berechtigt uns dieß auf Verwandtschaft unter ihnen
und auf eine gleiche Urquelle zu schließen; was nicht
übereinstimmend sich findet, muß fremde spåtere Auss
bildung seyn. Wo diese Quelle des einen Mythos
nicht mehr zu entdecken ist, zeigt sie die andere an,
und so kommen wir vorwärts. Daher im vorliegenden
Fall die Reise nach dem Orient. Schade ist es, daß
die genealogisch tabellarische Methode nicht mehr
Mode ist, wir würden sonst eine schöne Tabelle erhals.
ten haben, deren oberstes Glied das Feuer wåre, ver:
ehrt unter dem Bilde der Sonne und des Mondes.
Dieses Tochter wäre die erzeugende und belebende
Kraft der Natur, welche wahrscheinlich mit sich selbst
wiederum eine Tochter erzeugt hat, welche aber nach
verschiedenen Schicksalen, verdoppelt als Venus, Ostes
ra und Freia wiedergefunden worden. Ward nun der.
Ahnherr, das Feuer, unter dem Bilde der Sonne
oder des Monds im Orient verehrt, wer wird der
Verwegene senn, der es läugnet, auch die Ofera sey.
unter einem folchen Bilde, verehrt; welches von beys
den, das wird erst noch herausgeschieden werden müss
sen. Der erste Anfänger in der Religionsgeschichte
wird das erbärmliche dieser Scheidekunft, das unhis
korische der Thatsachen und die Falschheit der Schlüsse
sogleich einsehen. Es ist unnöthig noch ein Wort zu
verlieren-

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Leibnitz b) -bald der Mond, wie die mehrsten glauben, was aber daß unrichtigste ist c) — bald ́ vers gleicht man sie des Namens wegen mit der berühmten Astarte aus Syrien, bald soll sie (nach dem neuesten Schriftsteller) gar das Symbol der Fruchtbarkeit und daher mit der Venus einerley seyn. „Der Venus der Römer war der April geweiht, bey den Eachsen der Ostera; der Venus der Freytag, auch dieser der Oftera; denn Freia ist auch das Symbol der Fruchtbarkeit, und weil denn die Religion, wie sie in der Edda steht, von den Alpen bis zum Nordkap gelehrt wurde, so muß wohl Freia und Ostera ein und dasselbe Wesen seyn — im April fiel das Frühlingsfest der Römer, der Venus zn Ehren, um diefelbe Zeit auch das der Ostera. Beyder Ursprung ist dieselbe Quelle des Orients." Warum follen wir denn so weit wallfahrten, kannte und schäßte der Deutsche die Fruchtbarkeit nicht? Freylich personificirt hat er nie. Wenn die Ostera mit Odin nach Deutschland aus dem Morgenlande kam, warum verehrte

▸) Ss. rer. Bruns, 1. p. 45. n. g. Ob Ost deutsch sev, darüber ist mit zweifelhaftem Erfolg gestritten. c) Hätten die Streiter nur den Beda recht gelesen, so würde sich wohl ihre Meinung geändert haben, „Siquidem apud Anglos Luna Mona, mensis monath appellatur Aprilis Easter monath. Oder hatte

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der Mond bey den Augeln viel der Namen ?

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