Wen erfreut nicht die ungemein feine Schilderung der verliebten Unruhe der Königinn (74 89), un geachtet allerdings vieles aus dem Dichter, vieles aus dem Zeitalter in das Gemåhlde eingefloffen ist? c) Nunc media Aenean fecum per moenia ducit e) Iho durchfireift sie die Straßen der Stadt, von. Aeneas begleitet, Zeigt ihm die tyrische Pracht und die stolz aufsteigenden Mauern, Wendet sich sprechend zu ihm und vergißt die begon nene Rede. Iko ladet zum Mahl, beym schwindenden Tag, die Bethörte Wiederum ein und verlangt von neuem das traurige Schicksal Troja's zu hören und hängt von neuem am Mund des Erzählers. Drauf wenn spåt in der Nacht sie scheiden, Luna das bleiche Sola domo moeret vacua, stratisque relictis videtque, Aut gremio Afcanium, genitoris imagine capta, Detinet, infandum fi fallere poffit amorem. ventus Exercet; portusue aut propugnacula bello Tuta parant: pendent opera interrupta, mi naeque Antlik birgt und die Stern', hingleitend, zum Schlummer ermahnen, Klagt sie allein im öden Gemach und ruht auf ver laßnem Lager und sucht und vernimmt, getrennt von ihm, nur den Getrennten. Oder sie hält den Askan auf dem Schooß, dem Bilde des Vaters Huldigend; rb sie vielleicht der Liebe Schmerzen verföhne. Nicht mehr steigen die Thürm' empor; die Waffen der Jugend Feyern; Keiner betreibt den Bau der Hdfen und fichrer Kriegeswehren; gehemmt ruhn alle Werke, die farken 7. B. 2. St. Murorum ingentes, aequataque machina coelo. Wen ergreift nicht das begeisternde Lebewohl, mit dem er (IX. 446. 449.) den Euryalus und Nisus zu den Schatten entläßt: d) Fortunati ambo! fi quid mea carmina poffunt, Wen durchschauert nicht eine geheime Ahndung, wenn der Dichter in dem Augenblicke, wo Turnus dem Sinnen, der Mauern Stolz, und die himmelan firebende Feste. d) Glückliches Paar! regt irgend sich Kraft in meinen Gesängen, Oso fterbet ihr nicht in der Nachwelt dankbarem Munde, Während Aeneas Geschlecht den tarpejischen ewigen Felsen Rings umwohnt und mit Macht der römische Vater gebiethet. Pallas das Wehrgehenke abzieht, hervortritt ́und (X. 501. 502) ausruft: e) Nefcia mens hominum fati fortisque futurae, Et feruare modum, rebus fublata fecundis. Oder wer verweilt nicht gern bey den Worten, mit benen Mezentius (X. 861.) sein Streitroß anredet, gefeßt auch, daß sie für den rohen Krieger zu sinnig seyn solltenƒ): Rhoebe, diu (res fi qua diu mortalibus vlla eft) Stellen der Art finden überall einen freundlichen Anklang und finden ihn um desto gewiffer, je gebildeter das Zeitalter ist, in dem sie gelesen werden. e) Nimmer erahndet der Geist des Menschen das künfs tige Schicksal, Und, vom Glücke geschwellt, vergißt er der Måßigung Schranken. F) Rhôbus, lange genug, (wenn etwas für Sterbliche Lebten wir.. lang' ist,) Ich kann diese Bemerkungen über den römischen Epiker nicht schließen, ohne noch einmahl auf seine Sprache zurückzukommen. Ueber ihre Würde, Angemessenheir und Vortrefflichkeit ist bekanntlich nur eine Stimme, und ich selbst habe früher erklärt, wie bereitwillig ich alle die Lobsprüche, die man dem Dichter in dieser Rück. ficht ertheilt, unterschreibe. Aber um seinem Verdienste um den Ausdruck vollständig Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, darf man nicht vergessen, daß er das Organ, dessen er sich bedient, nicht schon gebildet fand, sondern es erst bilden, mußte und sich also genöthiget sah, für die Ideen, die er darstellen wollte, die ihnen entsprechenden Formen zu suchen. Ungeachtet von den frühern lateinischen Epikern keis ner vollständig auf uns gekommen ist, so kennen wir sie doch aus den erhaltenen Fragmenten hinlänglich, um zu wissen, wie wenig die ungeschmeidige Sprache der Römer sich für den Vortrag solcher Empfindun. gen und Gedanken, dergleichen die Aeneis enthält, oder vielmehr, wie wenig sie sich überhaupt für den epischen Vortrag eignete. Virgil mußte bey Frem den lernen, von Fremden borgen, durch Fremde zu gewinnen und sich zu stärken suchen; und wie sehr steigt sein schriftstellerisches Verdienst, wenn man die fen Gesichtspunkt auffaßt! Er ist den Griechen ge. |