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Allein dieß hat mit dem schwedischen Wodan, hat

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mit Odin nichts gemein. Er sagt nur, die Deutschen nennen (zu Warnefridis Zeit im 8. Jahrhundert) ihr höchstes Wesen Gott, Goth; nichts wei ter. Auch möchte immer noch der Ausweg übrig seyn, Vandalen und Langebarden haben diesen Gottesdienst auf ihren Zügen angenommen. Allein das Ganze ist ein erbärmliches Märchen, welches in der Folge zu der Verschönerung der nordischen Religion Gelegenheit gegeben, und den Frea zur Frigga umgeschaffen hat., Wenn nun auch der oberste Gott im. Norden Wodan hieß (welches aber nicht richtig) und das oberste Wesen der Langebarden auch Gwod, Wod, ('Gott) was haben diese für Melation zu

ist ihm selbst lächerlich. Er erzählt ein Märchen wie aus den Vandalen die Langebarden Hervorgegans gen; (wobey Gottfried von Viterbo sein Abs fchreiber ap. Pistor. ff. I. 305. fich auf Toclacus beruft;) am Ende bemerkt er, Wodan (Vota) heiße auch Godan, hodie Goth, latine deus. Freylich macht er diesen zu einem Merkur, aber das schadet uns nichts.,,,Wodan sane quem adiecta littera Godan dixerunt, ipse est, (nun kömmt seine Lektüre, ) qui apud Romanos Mercurius dicitur, et ab vniuersis Germaniae gentibus vt Deus adoratur; qui non circa' haec tempora, sed longe anterius, nec in Germania, sed in Graecia fuisse perhibetur." Welches Zutrauen Eann man zu einem so spåt lebenden Mönch haben, der die Langebarden aus den Winulern hervorgehen läßt, und ihren Namen so schön von den langen Bårs ten ableitet?

einander? Gar keine, als was übersichtige Märchenschreiber träumen möchten. Beyde Völker haben, so weit die Geschichte reicht, in gar keiner Verbindung gestanden, und die Uebereinstimmung der bey beyden gleich erbärmlichen Sagen in dem Namen des ersten Gottes, (welches bey dem einem überdieß historisch unrichtig ist) kann kein Grund werden, dergleichen anzunehmen. Die Erdichtungen der einen sind um vier Jahrhunderte wenigstens jünger als die der andern, und sichtbar bey der Abfassung derselben von jenen zusammengeplündert. Die Skandinavier waren der Abstammung nach mit den Langebarden verwand, so auch die Sprachen; welch Wunder, wenn der Gott in Upsola und der in der Lombardei, den gleis chen Namen geführt hätten,. Wodan genannt wären? Den Bewohnern von Birka fiel és nicht ein zu glauben, daß ein anderes Volk auch einen Wodan vers ehre. Beyde Wobans hatten nichts gemeinschaftliches als dieselbe Grundbedeutung in den verschie denen Dialekten. So hatten auch die Sachsen ihren Dte oder Gott, der von beyden wenn nicht bloß Namen Aehnlichkeit die Formen derselben hergeben foll- wieder ganz verschieden war. Hierzu kommt noch, wir wissen von dem Wesen der Longebarden gewiß, daß die Benennung nichts anders als das verdorbene Gott war, worüber uns, in Hinsicht des schwedischen, alle Nachrichten abgehen, obgleich

mehrere Schriftsteller ebenfalls nur in dem Ton die Verschiedenheit des Wortes finden wollen.

Seine Verehrung in Schwaben zu Bregenz bes ruht auf dem Zeugniß des Mönchs Jonas von Bobbio. Die Glaubwürdigkeit derselben ist oben geprüft worden; und diese Nachricht lautet am Ende auch nur: ihr höchstes Wesen heiße Gott. Aber daß dieses nur einmal Gwod oder Wodan bey den Almannen ausgesprochen, daß er so von ihnen verehrt wor den, wie Jonas angiebt, das ist sehr zweifelhaft. Wahrscheinlich glaubte Jonas, wie die Deutschen in Italien, so sprächen auch alle Völker dieses Stammes, und so könnte er getrost dem Gott, der in seinen Nachrichten nicht genannt war, nur diesen ihm bekannten Namen geben, es werde wohl passen. Aus feinen Büchern oder seinem Gedächtniß fand er da

zu, der oberste deutsche Gott sey Merkur gewesen, und so war die Stelle fertig. Es ist sehr wahrschein lich, daß diese Bemerkung in dem vielgelesenen Leben eines berühmten Heiligen die Veranlassung der Aeußerung Paulus Warnefridi wurde. \Fulda ) verstand diese Stelle Jonas nicht von den Alamannen, weil diese ungötterisch waren, sondern von den Burgundionen, welche ein nordisches Volk sind, und

*) Der auch (118) fast, man brauche das Vorgeben dem Jonas auf sein Wort nicht zu glauben.

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den Wodans-Dienst mitgebracht haben könnten. Aber er ist irrig; Bregenz gehörte zu Alemannien, und daß daselbst Burgunder geherrscht, davon finden sich keine Spuren. Von den Thüringern glaubt es Sa gittarius.

Seinen Gottesdienst in Sachsen will man beweisen, a) weil verschiedene Genealogisten u) Hengist und Hors bis Wodan hinaufführen. Man muß erstaunen, diesen elenden Grund zu lesen! Wo wäre der Ursprung unserer edlen Häuser zu suchen, wenn die Träume der Genealogisten etwas gelten sollten? Wodan wird darin aber auch nicht einmal als Gott aufgeführt, dieß ist erst viele Generationen weiter hin, auf. Gaeta, dominus exercituum,- und Bedav) fagt auch nichts weiter. Wodan war ein berühmter Held, von dem so viele abstammen wollten, gleich als einst vom Karl dem Großen. Muß denn aber dieser Ahnherr der Gott Wodan Schwedens seyn? Der Name Goth, Vuod war einst sehr gewöhnlich; von den Gothen in Italien kann man aus Procopius mehrere Beyspiele zusammenfinden. In diese Klasse der unbrauchbaren Bereicherer der Geschichte gehört auch Galfred w), der, was er eiust gelesen, den

*) v. Leibnit Sc. rer.

Neunio.

bruns. 1. 33. excerpta ex.

v) l. 1. c. 15. Hist. eccles. Augl, ápud eund. p. 41. w) Monimenta 1. 3. p. 46. edit. 1517.,,regnum tuum

Hengist reden läßt.

b) Die Abrenunciatio diaboli erwähnt seiner. Diese war aber nicht besonders für Sachsen gemacht, sondern für das Reichstheil Karlmanns; daher weiß man nicht, wo man eigentlich seinen Dienst suchen soll x). Daß Wodan und Sarnote in dieser Formel nicht für ein Wesen genommen wird, ist ganz klar; wozu hätte man den Ote so sehr zu bezeichnen gebraucht? Sachsen kann aber nicht bloß den Strich bezeichnen, welchen Karl nachher eroberte; wahrscheinlich liegt auch Frießland darunter verborgen, und wer weiß wie weit die heis ligen Båter Sachsen hinaufrückten? (f. unten art.

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. Mercurio petivimus (sagt Hengist in einer Rede an König Vortiger) cui Hengistus: deos patrios Saturnum atque ceterosque mundum gubernant. Colimus maxime (Tacit. 9.) autem Mercurium quem Wodem lingua nostra appellamus. Hinc veteres nostri dicaverunt quartam septimanae feriam, quae vsque in hodiernum diem nomen Wpdemsati de nomine ipsius sortita est. Post illum colimus deum inter caeteras potentissimum, nomine terram cui et dicaverunt sextam feriam, quam de nomine eius Fredi vocamus. Man lese nur eine Seite in der Edda, um zu sehen, welche Aehnlichkeit Wodan mit Merkur haben könne. Eine Parallele wird seyn, daß dieser Galfred von Montmouth (112871138) feine Britten vom Brutus, dem Sohn Askans, dem Enkel Mencas des Troers herführt. Rolevink, der auch die Sachsen eine solche Rede hals · ten läßt, weiß nur von der Verehrung der Sonne. So widersprechen sich diese Märchen.

x) j. unten Indic. superst.

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