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hat auch einen Gottesdienst? Doch dieß alles wollen wir übersehen. Tacitus kann Recht haben. Es gab Verehrer des Merkur und Mars in Deutschland. Ist es denn ungereimt, daß Deutsche den Gottesdienst ihrer Nachbaren, ihrer Brüder, des Volkes, bey dem sie oft so lange sich aufgehalten hatten, und dessen Legionen in ihrem Innern standen, angenommen haben sollten? Kann nicht ein Einzelner den Merkur oder den Mars zu seinem vornehmsten Gott. erwählt haben? Aber der Römer breitete diesen Götterdienst nun gleich über ganz Deutschland aus, mit allen Gebräuchen der Galen, welche doch in Deutschland nie Statt fanden, und verband damit seine Vorstellungen der Götter und ihrer Ordnung. Das war der Fall nicht: weder der Tenklerer (Hist. 4.64.), noch der Hermunduren ganze Nation haben den Mars verehrt, und lange hat sich der Dienst dieser von Einzelnen verehrten römischen Götter, in Deutschland nicht erhalten. Natürlich! der neue Fetisch durfte nur einmal nicht helfen, oder ein Unglück sich ereignen, so ward er weggeworfen, und ein anderer, oder der alte auf's neue angenommen. Wir finden von dieser Verehrung weiter keine Spuren.

Aber

wir wissen, daß der Nömer überall seine Götter, und in den verehrten Wesen der Völker Aehnlichkeit mit den seinigen fand, daß er, ohne Anstand, solchen die ihm geläufigen Götter Namen beylegte. Und

mußte nicht ein Schriftsteller diese Gewohnheiten feiner Nation befolgen, wenn er sich verständlich machen, wenn er ihnen eine Idee von unsern Göt tern beybringen wollte m)? Er schrieb ja für seine Römer, und nicht für uns. Daß die Deutschen ihre verehrten Wesen mit deutschen Namen Merkur und Mars genannt, daran ist nicht zu denken, eben so wenig als daß die Deutschen diesen angenommenen Göttern die Eigenschaften beygelegt hatten, welche die Römer und Griechen an ihnen verehrten.

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Tacitus nur erwähnt ihrer: „Ein Theil der Schweifen opfert der Isis. Wenig erfuhr ich vom Ursprung und Ursache des ausländischen Gottesdienstes, außer daß das nach Art einer Liburne geformte Bild felbst die hergeführte Religion lehrt n).“

Anton mag es richtig getroffen haben; diese Liburne war eine Tropde, wenn die Beschreibung

m) Diesen richtigen Gedanken hat Ernefti Miscell. 21. Daher sagt auch Tacitus einmal;,,roma

not, b.

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na interpretatione,"

a) Germania 9. nach Antons Uebersehung p. 12. zweyte Auflage:

At bona posteritas puppim formavit in aere
Hospitis (Saturni) adventum testificata Dei.

Ovidius

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anders richtig ist, Taçitus hat dieses Heiligthum nicht gesehen, nach den Erzählungen schuf er sich das Bild derselben. Solche Beute, von so ungewohnter Art, ward den heiligen Hainen zum ewigen Gedächtniß ge`schenkt o). Es ist sehr unwahrscheinlich, daß sie zu einer schweifischen Bundesreligion gehört habe. ́ Da die Römer, gleich den Aegyptern, unter dem Bilde eines Schiffes der Isis huldigten deren Dienst an der Tiber oft so häufig war, daß der Staat ihn' zu zernichten suchte so erregte dieses am heiligen Orte aufgehobene Stück leicht die Meinung, hier sey Isis - Religion. Tacitus sagt ausdrücklich: „ein Theil der Schweifen; « daher wissen wir nicht, in welchem Theile des weiten Landes, welches nach Tacitus Ideen der große Schweifenbund umfaßte, dem er ja selbst die Hälfte Deutschlands zutheilt diese Isis verehrt wurde. Eine Liburne wird nicht für den Rhein oder die Donau seyn, sondern für den Ocean: Schwaben ist daher n.it wenig Wahrscheinlichkeit der Ort ihrer Anbetung. Die im Gebiet des jezigen heiligen Reichs gefundenen Inschriften beweifen für ihre Verehrung nichts, denn hier waren

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•) So die Adler der Varus - Legionen. Der Mark - Nune Velleda ward ein Schiff zum Geschenk gebracht. Was Meiners c. 2. §. 5. sagt:,,alle künstlichen Werke werden von unwiffenden Wilden ohne Ausnahme für Fetische gehalten;" paßt hier vielleicht nicht. ·

Römer, ihre Legionen, ihre Colonien p); so wenig als die Schlesischen Gråber, die von Slaven errichtet, mit Beute in Trakien gesammelt erfüllt wurden. Da Schwaben der ungewisse Ort der Isis - Verehrung ist, so fällt die schlechte, und wenn die Verehrung wahr wäre, unnöthige Meinung derer von selbst dahin, welche sie mit den Schwaben nach Thüringen und Sachsen bringen wollen. Eisenach, Eisleben, Eisenberg, das Eisenkraut, Isinisca, Ism, Iser, Isny werden als Beweise für die Isis Verehrung angege ben. In letterer Stadt hatte sie einen herrlichen Tempel! und das mit Recht, denn sie schiffte ja selbst nach Deutschland zum König Suevus!

a

C i z a.

Diese Gottheit, welche von den Vindeliken verehrt feyn soll q), also dem Deutschen nichts angeht, halten

P). B. bey Kloster Weddingen im Badenschen: „Deae Isidi templum a solo Lucius Anusii Magianus de suo posuit." Gronov. Thes. antiq. graec. 3. litt. SSSS hat eine Figur, die er

sacerdotem: germanum portantem navigium Isidis" betitelt. Die Acta erudit. 1704. Dec. 55. muthmaßen, und Tenzel curidse Bibl. 2 Repes, 4 Fach p. 378, beweist, es sey ein fächs fischer Bergmann, der einen Bergtrog mit Erz auf der Schulter habe. Herr von Neufville zeigte eine ⚫ hölzerne Puppe; daraus wurde der Isis - Priester !! 4) Mehrere Schriftsteller wollen ein Fragment des Velleius Paterculus gefunden haben, welches also

einige mit der Ifis für ein Wesen. Auch sie will mán durch jene Schwabencolonie nach Thüringen, wo Zeit von ihr benannt, und ins Sorbenland brin gen. Frenzel mißt sie nur den Wenden bey »); · und wenn es ja eine solche Göttin gab, woran

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so gehört sie auch, wohl

lautet: Germanorum gentes, quod Rhaetias occuin ipsis noricis finibus civitatem quam adpellabant Cisaram ex nomine Deae Cisa e quain religiosissime colebant, cuius templum quoque ex lignis, barbarico ritu constructum, postquam eo colonia romanorum deducta est, inviolatum permansit, ac vetustate conlapsum, nomen colli servavit." In Augsburg ist nemlich ein Eisenberg. Die Ueberschrift des Fragments mag immerhin „Velleji excerpta ex gallica historia" gelesen werden müssen, wer wird gleich an den bekannten Vellejus Paterculus denken. Auch ist wohl Nies mand aus der schola palatina, der diesen Namen ers halten, Verfaffer. Wer weiß, welcher Wedel des 15. Jahrhunderts sich Auszüge machte! Voßiushistor, latin, p. 120. edit. 1651. urtheilt,, sed quis nasum habet, satis odoratur, stylum eius sapere scriptorem, qui seculis aliquot Vellejo iunior sit. " Eben derselbe hat auch schon bemerkt, daß mit Eins schiebung weniger Worte die Stelle beym Abt von Ursperg, also aus dem 13. Jahrhundert, ad ann. 1167 zu finden, woraus der Excerptenmacher die Stelle wahrscheinlich genommen hat, welche aus einer Fülle von Etymologien des Abts besteht, um die alte Ges schichte der Stadt Augsburg zu ergänzen; uud zusammt den Versen, welche die Begebenheiten bezeugen sollen, als bloße Träume auch nicht den geringsten Werth hat. #) Von den slavischen Gottheiten bey Hoffmann ss. rer. Lusat. t. 2. p. 81. §. 7. und p. 162. ff.

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