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dieser herzliche Freund, und der thätigste Beför derer des Unternehmens, ward durch einen frühen Tod entrissen, und ungeachtet sie von fremder Hand zuweilen einen dankenswerthen Beytrag erhielten, so verband sich doch eigentlich Niemand mit ihnen zur Unterstüßung des Werkes.

Sie haben unter diesen Umständen geleistet, was ihnen möglich war. Das Werk ist langsamer vorgerückt, als sie wünschten, aber, wie mehrere Kunstrichter geurtheilt haben, ohne an innerm Werthe zu verlieren, und der Zweck der Arbeitunverrückt im Auge behalten worden. Ueberzeugt, daß die Grundsäße der Aesthetik nur um so gewisser ihr Ziel, die richtige Schäßung des Schönen, verfehlen, in je ciner höhern Allgemeinheit sie aufgefaßt und ausgedrückt werden, glaubten fie feinen bessern Weg zur Bildung und Sicherung des Ges schmacks einschlagen zu können, als wenn sie sich bemühten, das Eigenthümliche der vornehmsten Dichter alter und neuer Zeit aufzusuchen und dar. zulegen, Aller Vorzüge und Mångel unparteyisch zu prüfen, den Einfluß der Menschen, unter denen Jeder lebte, und die Wirkung politischer Verhält nisse auf Jedes poetische Kunst und Darstellung zu

entwickeln, die nach Ort und Zeit sich mannigfaltig gestaltenden Urtheile über Einzelner Werth und Verdienst zu würdigen, und so, in das Besondere eingehend, die Leser zu allgemeinen Grundsäßen vorzubereiten und die Andeutungen der Geschichte mit den Ansichten der Philosophie zu verbinden.

Noch bis ißt sind die Verfasser der Meinung, daß man weder der Einseitigkeit des Geschmacks glücklicher begegnen, noch die Ansprüche einer dreisten und sich selber unaufhörlich befehdenden und zerstörenden Kritik leichter ausgleichen könne, als wenn man jedes Kunstwerk für sich und aus dem ihm zukommenden Standpunkte betrachtet. Es bleibt daher auch nach, wie vor, ihr fester Entschluß, den einmahl angefangenen Pian zu verfolgen, und den Gefeßen, die sie bisher beachtet haben, auch in der Zukunft gemäß zu handeln. Ihr Augenmerk hierbey wird jedoch vorzüglich und, um mins destens von einer Seite etwas Vollständiges zu liefern, auf die Alten gerichtet seyn. Von den grie. chischen Dichtern sind ihnen nur noch wenige und, außer Homer, keiner von Wichtigkeit zu beurthei ken übrig; von den römischen verlangen allerdings mehrere ihre Aufmerksamkeit; indeß dürften, mit

einem Plautus, Terenz und Virgil ebenfalls dié bedeutendsten Nahmen genannt seyn. Unter den Neuern werden sie künftig mit strengerer Vorsicht wählen und schlechterdings nur diejenigen ausheben, die sich durch charakteristische Eigenschaften auszeichnen, oder entschieden auf ihr Volk und Zeitalter gewirkt haben.

Die Herausgeber.

Weber die

Religion der alten Deutschen.

Fort seg ung

der

im zweyten Stück des sechsten Bandes

abgebrochnen Abhandlung.

TH hu
u i ft.

Alle Nachricht von ihm, durch eine einzige Stelle

in Tacitus goldenem Buch aufbewahrt á), ist ganz a) Germania 3. „Celebrant carminibus antiquis Thuistonem deum, terra editum; et filium Mannum originem gentis conditoresque." Diese Worte gehören zu denen, welche auf alle mögliche Weise gedreht sind. Durch ein leichs tes Einschieben zwey Punkte und das et in ei vers wandelt hat man endlich nichts geringeres als eine Bestätigung des Moses darin gefunden. Freylich alle Menschen stammen von Adam und Noach ab, und warum sollten diese genealogischen Nachrichten sich nicht bey den Deutschen erhalten haben, denen die Ahnentafeln so werth find!

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römisch auf uns gekommen. Wenn Tacitus die alten Sagen selbst hörte und verstand b), nicht erst nach lange Umherreisen, und durch mehrfache Veränderung, dieser Auszug eines uralten Gesanges zu seinem Öhre kam, wenn nicht die in den vergessenen Zeiten der Vorvåter über den Rhein gedrungenen Germanen, långst zu Galen geworden, ihre alten Schlachtgesånge mit neuerrungenen Kenntnissen bereichert hatten; so war dem Römer doch der Begriff eines Stammvaters, das Bild Ahnherren großmächtiger Völker, bez ständig mit dem Gedanken an einen Gott verbunden. Mußte nicht der, dessen spåte Enkel mit Heldenkraft die Nachkommen erhabener Götter besiegt hatten, ein noch größerer Heroe gewesen seyn?

Die Deutschen hatten uralte Sagen c) über ihren Ursprung. Ihn leiteten sie zurück bis auf einen Thuist, aber sie sahen in diesem ersten Menschen,

b) Vielleicht war im Gedicht nur unbestimmt von einem Ahnherrn die Rede; denn der Gedanke an Hervorbrins gen scheint im Worte zu liegen. Im Niedersächsischen heißt Teute noch Vater, im Bremischen Tôt ein Mutterpferd: und sollte nicht der in manchen Gegens den übliche Ausdruck Tot, Dot eine wörtliche Uibers sehung von compater seyn? e) Dieses beweist die Eintheilung in Ingåvonen, Hermionen und Iståvonen nach Plinius H. N. 4. 16. noch Vindilen, Peukinen und an der dacis schen Gränze Bastarnen wovon diese Stelle die eine aige Nachricht ist, und wozu die Geschichte uns keine Bestätigung giebt.

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