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Er glaubt nämlich, daß diese Sammlung wes nigstens auf sechszehn Bände werde anwachsen müssen.

Uebertrieben finde ich freilich an sich selbst diesen Anschlag nicht, da ich mich bisher über die Anzahl und Einrichtung der noch rückständigen Bånde nicht erklärt habe, und man leicht aus der Beschaffenheit der bisherigen auf eine noch größere Anzahl jener schließen konnte. Denn freilich, wenn ich z. B. nur von jedem Schauspieldichter ein ganzes Schauspiel, von jedem trefflichen dogmatischen Schriftsteller eine ganze Abhandlung, von jedem musterhaften Redner eine ganze Rede oder Predigt liefern wollte; so würde sich das alles noch nicht eins mal in eine Folge von sechszehn Bånden bringen laffen, sondern vielleicht noch einmal so viel betragen.

Man wird mir aber leicht zutrauen, daß diese ganze Unternehmung keine literarische Fis nanzoperation gewesen, und daß es mir dabei mehr um den Nußen und die Zufriedenheit meis ner Leser, als um meinen eignen Vortheil, zu thun sey. Auch wäre es meinerseits eine sehr vermessene, und wohl gewiß fehlschlagende Erwartung, wenn ich hoffen wollte, die Käufer dieses Werks durch solch eine ungebührliche An

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håufung der Bånde weder abzuschrecken, noch zu ermüden.

Es ist jedoch nicht bloß diese Rücksicht; es ist Bedürfniß und Natur des ganzen Unters nehmens, die mich nöthigt, demselben gewisse Schranken zu sehen und bei denen Gattungen der Poesie und Prose, deren Beispiele von zu großer Ausdehnung find, anders, als bei den bisheris gen, zu verfahren. Und nun halte ich es für meine Pflicht, von dem Plane, den ich bei der Fortsetzung dieser Sammlung zu befolgen Wils lens bin, vorläufige Rechenschaft zu geben.

Man hat nur noch drei, und überhaupt also acht Bånde dieser Beispielsammlung zu er warten, ohne daß ich dabei eine beständige und fortgesette Rücksicht auf meinen Entwurf der schönen Literatur aus den Augen verlieren wer de. In dem sechsten Bande nämlich werde ich noch die vorzüglichsten Muster des romantiz schen Heldengedichts, des poetischen Ges sprächs, der Heroide und der Rantate mittheilen; dann aber noch in diesem und dem fole genden siebenten Bande die vornehmsten, im Lehrbuche angeführten, dramatischen Dichter des Lustspiels, Trauerspiels und Sing spiels, bloß literarisch und kritisch durchgehen. Von ihnen werden umständlichere Notizen, als 3 die

die den bisherigen Beispielen vorangesetzten sind, ertheilt werden, welche ihre Lebensumstånde, ihren dichtrischen Charakter, ihre Werke, und deren Werth, betreffen werden. Hier werde ich dann bei den schönsten und berühmtesten Schauspielen etwas långer verweilen, vielleicht auch hie und da eine einzelne schöne Scene oder Tirade, aber doch nur sparsam, ausheben. Denn was hülfe es, diese überall aus dem Zusammenhange zu reissen, da doch an die Mittheilung des Ganzen nicht zu denken ist. Auf ähnliche Art werde ich dann auch im achten Bande mit den prosaischen Schriftstellern jeder Gattung verfahren, und nur von kürzern Auffäßen, etwa von Briefen, Gesprächen und Charakteren, einige Proben geben.

Nimmt man diese Sammlung für das, was sie, auch auffer der Beziehung auf mein Lehrbuch, meiner schon ehedem gethanen Ers klärung nach, seyn soll, für eine Handbibliothek der schönen Literatur; so wird man, hoff' ich, diese Anzahl der Bånde nicht übertrieben, und immer noch sehr klein gegen die Menge derer Bücher finden, die sie freilich keinesweges erseßt, aber doch vor der Hand wes nigstens entbehrlicher machen kann.

Ueber

Ueber die Erinnerungen, welche man mir in der oben gedachten Beurtheilung wegen der Aufnahme so vieler ausländischen Stücke, in Sprachen, die wenige Studierende vielleicht verstehen, gemacht hat, will ich mich hier nicht umständlich rechtfertigen. Meine Rezensenten wird es freilich noch mehr befremden, in diesem fünften Bande sogar einige spanische und portugiesische Stücke anzutreffen. Wer zweifelt aber, daß vielfaches Sprachstudium jedem, der in die schöne Literatur nur etwas tief eindrin gen will, durchaus unentbehrlich ist? und wer sieht nicht bald, daß eine meiner Absichten bei dieser Sammlung auf Erweckung, Unterhal tung und Beförderung dieses Studiums gerichtet war?

Den ersten Abschnitt des gegenwärtigen Bandes hatte ich schon vor einem Jahre zum Druck aus den Hånden gegeben, wie man viels leicht hie und da in der Auswahl sowohl, als vornehmlich in den literarischen Notizen bemerken wird. Daher kommt es auch, daß Herrn Matthissons vortreffliches Lied, Elysium, noch nach dem ersten Abdrucke im Vossischen Musenalmanache vorigen Jahrs kopirt ist, und daß ich die verbessernde Umånderung noch nicht benußen konnte, die der Dichter Hr. Hofs rath Wieland seitdem mitgetheilt hat, und die

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man im ersten dießjährigen Stücke. des Leuen Teutschen Merkurs, S. 100 ff. antrifft, Sie verdient auch hier einen Plaß, weil ihre Vergleichung mit den ehemaligen Lesearten, und mit der Wielandischen Kritik meinen juns gen Lesern lehrreich werden kann:

Elysium.

Hain! der von der Götter Frieden,
Wie vom Thau die Rose, träuft,
Wo die Frucht der Hesperiden

Zwischen Silberläthen reift
Den ein rosenfarduer Nether

Ewig unbewölkt umfleusst, Der den Klageton verschmähter

Zärtlichkeit verstummen heisst!

Freudig schaudernd in der Fülle
Hoher Götterseligkeit,
Grüsst, entflohn der Erdenhülle,
Psyche deine Dunkelheit;
Bonne! wo kein Nebelschleier

Ihres Urstofs Reine trübt,
Wo fie geistiger und freier

Den entbundnen Fittig übt!

Ha! schon eilt, auf Rosenwegen,
In verklärter Lichtgestalt,
Sie dem Schattenthal entgegen,
Wo die heil'ge Lethe wallt;

Fühle

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